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Sporrenberg im NirgendwoWarum Leverkusen die Beschilderung von Orten überprüfen will

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Ortsausgangsschild von Lützenkrichen in der Altenberger Straße ist das Wort Lützenkrichen durchgestrichen. Der Anfang von Steinbüchel wird in einem Kilometer gekennzeichnet.

Wenige hundert Meter hinter dem Lützenkirchener Ortsausgangsschild beginnt Sporrenberg.

Nicht nur die Ortsschilder rund um das Dörfchen Sporrenberg sorgen für Verwirrung – auch anderenorts in Leverkusen fehlen einheitliche Regelungen.

Wer auf den Straßen im ländlichen Leverkusen unterwegs ist, dem dürfte schnell auffallen: dort im Osten und Norden der Ballungszentren gibt es viele kleine Ortschaften. Mal sind das Dörfer, mal Hofschaften, mal Weiler, von deren Namen wohl die wenigsten schonmal gehört haben. Kein Wunder, selbst die Ortstafeln übergehen die Existenz dieser Flecken gerne mal. Entweder, es gibt erst gar kein Schild – weder gelbe Ortstafel, noch grüngelbes Ortshinweisschild – oder der zugehörige Stadtteil wird ausgeschildert, nicht aber der Ort selbst.

Damit Leverkusen nicht im Schilderdickicht versinkt, scheint diese Regelung an der ein oder anderen Stellen sicherlich verständlich. Außerdem kosten solche Tafeln samt Montage mehrere Hundert Euro – pro Stück. Mancherorts sorgt die undurchsichtige Verteilung, insbesondere der gelben Tafeln allerdings für mächtig Verwirrung.

Sporrenberg liegt an der Altenberger Straße zwischen Lützenkirchen und Steinbüchel, westlich der A1-Brücke

So etwa in Sporrenberg, gelegen an der Altenberger Straße zwischen Lützenkirchen und Steinbüchel, kurz vor der Kreuzung mit der großen A1-Brücke. Verortet ist das kleine Dorf – zumindest wenn man den Schildern Glauben schenken mag – mitten im Nirgendwo. Denn verlassen Autofahrerinnen und Autofahrer Lützenkirchen Richtung Osten, werden sie mit einem dicken roten Balken auf dem Ortsausgangsschild nicht nur auf das Ende des Stadtteils hingewiesen, zusätzlich wird Steinbüchel als nächstgelegener Ort in einem Kilometer ausgeschildert.

Nun ist es aber so, dass sich genau auf dieser etwa einen Kilometer langen Strecke, linker Hand, Sporrenberg mit seiner schmalen, recht langen, verwinkelten Straße namens Sporrenberger Mühle auftut, quasi im luftleeren Raum, so könnte man meinen. Und auch Anwohnende fragen sich mit einem Schmunzeln im Gesicht: „Sind wir staatenlos oder ausgemeindet? Zu was gehören wir denn nun?“

Keine Geschwindigkeitsbegrenzung und keine Ortstafel in Sporrenberg

Darauf hat die Stadt eine klare Antwort: „Wie im Ortsrecht der Stadt Leverkusen festgelegt, ist der räumliche Bereich westlich der A1 Brücke Lützenkirchen zugeordnet.“ Nur was hat es nun mit dem Schilderwirrwarr auf sich? Nach den allgemeinen Vorschriften zur Verkehrsordnung seien die gelben Ortstafeln ohne Rücksicht auf Gemeindegrenzen dort anzuordnen, „wo ungeachtet einzelner unbebauter Grundstücke die geschlossene Bebauung auf einer der beiden Seiten der Straße für den ortseinwärts Fahrenden erkennbar beginnt“, heißt es im komplizierten Behördensprech.

Eine geschlossene Bebauung liege dann vor, wenn die anliegenden Grundstücke von der entsprechenden Straße erschlossen werden – das ist im Falle von Sporrenberg wohl nicht der Fall, da die hofähnlichen Grundstücke nach dieser Definition an die Seitenstraße Sporrenberger Mühle und nicht an die Altenberger Straße grenzen. Die Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 Kilometer pro Stunde für geschlossene Ortschaften, die ebenfalls durch die gelben Verkehrstafeln angezeigt wird, ist deshalb auf der Altenberger Straße Höhe Sporrenberg nicht nötig – und so auch kein gelbes Schild.

Anders ist das etwa 500 Meter weiter im ähnlich kleinen Kamp, hinter der Autobahnbrücke. Dort hat es kürzlich für eine neue Ortstafel, immerhin mit der Aufschrift Steinbüchel, gereicht. Bei der Sanierung der Straße war aufgefallen, dass der Ort lange Zeit fälschlicherweise als zu Lützenkirchen zugehörig gekennzeichnet wurde, obwohl Kamp zu Steinbüchel gehört.

Ortskennzeichnung in Leverkusen: Bislang uneinheitliches Verfahren

Doch so richtig einheitlich scheint das alles nicht, und das weiß auch die Stadt. Ob Sporrenberg nun tatsächlich weiterhin ein schildertechnisch stadtteilloses Dasein zwischen dem Ortsausgangs- und Ortseingangsschild von Lützenkirchen beziehungsweise Steinbüchel hinnehmen muss, „wird in Zukunt noch einmal überprüft“, schreibt Stadtsprecherin Heike Fritsch. Denn: „Grundsätzlich ist zu sagen, dass in Bezug auf die Ortseingangs- und Ausgangsschilder in der Vergangenheit unterschiedliche Herangehensweisen im Stadtgebiet vorgenommen wurden.“ Geplant sei, die Thematik für ganz Leverkusen zu überprüfen und nach einem Gesamtkonzept einheitlich zu beschildern.

„Dieses Projekt bedarf allerdings detaillierter Abstimmungen mit anderen Fachbereichen sowie Polizei und gegebenenfalls auch dem Landesbetrieb NRW und daher eines größeren Vorlaufs“, heißt es.

Bis und ob sich Sporrenberg noch aus dem Nirgendwo der Straßenführung herausarbeiten kann, bleibt also ebenso abzuwarten, wie die Kennzeichnung der ähnlich kleinen ländlichen Weiler und Dörfer, wie Kump und Wiebertshof, Voigtslach und Engstenberg, Uppersberg und Edelrath etwa.