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„Wir. für unsere Kitas“Leverkusen will mit neuer Kampagne Erzieherinnen werben

Lesezeit 5 Minuten
Kinder und Erwachsene in einer Kita

Kinder der Kita Masuren freuen sich auf neue Erzieher, mit dabei Kita-Leiterin Jessica Büchel (v.l.), Ralf Weinand, Michael Küppers, Marc Adomat und Uwe Richrath.

Ein Überblick über die Situation der Stadt in der Kita-Krise und die aktuelle Kampagne.

Die Plakate und Aufkleber hängen immer noch zu Hunderten in der Stadt. „Wir. Für unseren Traum“. Am Kinopolis prangt das riesige Plakat: „Wir. Sind Deutscher Meister. 2024“. Ab dem 3. September werden noch mehr „Wirs“ in die Stadt kommen: auf diversen großen und kleinen Plakaten, Busanzeigen und der „Leverkugel“.

„Wir. Für unsere Kitas“, heiß der Slogan der neuen Werbekampagne, mit der die Stadt ihre Bemühungen im Kampf um Fachkräfte verstärkt. Natürlich nehme man den positiven Glanz, den der Fußball aktuell auf die Stadt wirft, gerne mit, sagt Stadtsprecher Erik Butterbrodt, der an der Kampagne verantwortlich mitgearbeitet hat. „Es ging uns aber vor allem darum, das ‚Wir‘ zu betonen und die Gemeinsamkeit, die damit einhergeht.“ Denn die Stadt hat die Kampagne gemeinsam mit den freien Kita-Trägern umgesetzt.

Auch die neue Homepage, die ebenfalls analog zum mittlerweile deutschlandweit bekannten „Meisterkusen“ über den Namen „Kitakusen“ erreichbar ist, verweist direkt auf alle Träger. „Und der Fußball ist ein gutes Vorbild für Zusammenhalt und Vielfalt“, ergänzt Oberbürgermeister Uwe Richrath.

Wie ist die aktuelle Situation in den Kitas?

Zum neuen Kitajahr, das am 1. August gestartet ist, hat die Stadt deutlich mehr Betreuungsverträge mit geringerem Betreuungsumfang ausgegeben. Statt 45-Stunden-Betreuung wurden neue Verträge vielfach auf 35 oder 25 Stunden beschränkt. „Dadurch konnten wir erreichen, dass aktuell keine Kita mehr wegen Personalmangels dauerhaft reduzierte Betreuungszeiten hat“, sagt Dezernent Marc Adomat. Zwei Kitas aus der Dhünnstraße, die aktuell an die Görresstraße ausgelagert sind, haben aus baulichen Gründen reduzierte Betreuungszeiten, eine weitere wegen eines kürzlichen Leitungswechsels, diese soll aber ab 1. Oktober zum vollen Betrieb zurückkehren. Um in diesem Betreuungsumfang unter Vollbesetzung arbeiten zu können, fehlen der Stadt aktuell elf Fachkräfte. „Natürlich ist es aber unser Ziel, die Betreuungszeiten wieder zurückzugewinnen“, sagt Michael Küppers, Fachbereichsleiter Kinder und Jugend. Heißt: Auch wieder mehr 45-Stunden-Plätze anbieten zu können. Dafür hat die Stadt aktuell 42 vakante Vollzeitstellen im Kita-Bereich.

Was hat die Stadt schon getan, um die Lücke zu füllen?

Einiges: Sie hat die Gehälter aller Erzieherinnen angehoben, die besser bezahlte PIA-Ausbildung ausgeweitet und eine Qualifizierung eingeführt, mit der gelernte Kinderpflegerinnen in einer 160-Stunden-Ausbildung zu Fachkräften weitergebildet werden können. „In der ersten Qualifizierung haben wir derzeit 16 Teilnehmende, die zum 30. September fertig sind“, berichtet Küppers. Er gehe davon aus, dass alle erfolgreich abschließen, danach können sie als volle Fachkräfte eingesetzt werden, was den Kitas deutlich hilft, um ihren Betreuungsschlüssel sicherzustellen. Außerdem wurden zwei Fachkräfte aus Italien angeworben, die sich sehr gut integrieren. „Aktuell haben wir sehr viele junge Leute im System“, freut sich Küppers.

Wozu dann die aktuelle Kampagne?

Zum einen soll über die Stadtgrenzen hinaus bekannt werden, was Leverkusen alles für Erzieher zu bieten hat. „Viele Menschen wohnen in Leverkusen, arbeiten aber irgendwo anders“, sagt Ralf Weinand von der AWO. „Wir hatten gerade so einen Fall, die Erzieherin ist immer von Leverkusen nach Köln gependelt. Jetzt arbeitet sie bei uns und konnte sogar ihre Stunden erhöhen, weil sie nicht mehr so viel Fahrtzeit hat.“ Außerdem soll das neue Portal den Zugang zu Informationen und Stellenausschreibungen einfacher machen.

Was bietet die neue Internetseite?

Auf den Plakaten ist ein QR-Code abgebildet, der direkt auf die Seite www.kitakusen.de führt, die auch über die Startseite der Stadt Leverkusen erreichbar ist. „Von da sind es nur zwei Klicks bis zum Stellenmarkt und dem Bewerbungsformular“, schwärmt Butterbrodt. „Das ist extrem einfach und niederschwellig.“ In kurzen Stichworten beschreiben die einzelnen Träger ihre Vorzüge als Arbeitgeber, am Ende kommt jeweils der Knopf „Jetzt bewerben“, der zu offenen Stellenangeboten führt.

Wie wird die neue Kampagne beworben?

Neben der großflächigen Plakatwerbung gibt es auch eine Social-Media-Kampagne. Dafür hat die Stadt zehn Kurzfilme, sogenannte „Reals“ gedreht, zwei davon mit eigenen Erzieherinnen, acht mit dem Comedian Serdar Karibik, der selbst ausgebildeter Erzieher ist und Leverkusener Kitas besucht hat. Die Filme sollen auf unterhaltsame Weise zeigen, was der Erzieherberuf alles zu bieten hat.

Wie stellt die Stadt selbst sich auf, um mehr Kitapersonal zu gewinnen?

Zum einen sollen Umstellungen in der Recruiting-Abteilung dazu führen, dass Bewerbungsverfahren im Kitabereich schneller absolviert werden können. Außerdem setzt die Stadt vor allem auf persönliche Ansprache: In Schulen und Berufsberatungen soll aktiv auf den Erzieherberuf angesprochen werden. Praktikumsangebote werden ausgeweitet und aktiv beworben, auch Besuchstage seien möglich. „Es ist ein toller Beruf, in dem man Kinder begleiten und unterstützen kann“, sagt Jessica Büchel, Leiterin der Rheindorfer Kita Masurenstraße. „Mir macht er auch nach 27 Jahren immer noch Spaß.“

Ist die Kita-Krise damit abgewendet?

Noch nicht. Auch wenn aktuell kaum noch personal-bedingte Schließungen zu beklagen sind, kann das natürlich wieder verstärkt aufkommen, wenn der Herbst die ersten Krankheitswellen bringt. „Zumindest tageweise Einschränkungen können wir nicht ausschließen“, sagt Daniela Jarosch vom Fachbereich Kinder und Jugend. Außerdem gibt es immer noch einige Kapazitäten an Kitaplätzen, die aus Personalmangel noch nicht vergeben werden konnten. In der seit einem Jahr baulich fertiggestellten Steinbücheler Kita am Fester Weg sind von potenziell acht derzeit zwei Gruppen in Betrieb, die mit Kindern und Personal der wegen maroder Bausubstanz geschlossenen Kita Kreuzbroicher Straße bestückt sind. „Wir hoffen, im Oktober eine weitere Gruppe aufmachen zu können“, sagt Jarosch. Für die weiteren fünf braucht es: Mehr Personal.