Wer holte Direktmandate, wer profitierte von Bezirken, die auf der Kippe liegen?
Und wie ist das Kräfteverhältnis im neuen Stadtrat?
Leverkusen – Das erste Direktmandat des Abends ging an die SPD: Eva Ariane Koepke konnte den Nordwesten Wiesdorfs verteidigen. Die „rote Herzkammer“ der Stadt bleibt in der Hand der Sozialdemokraten, die allen internen Streitereien zum Trotz recht gut abschnitt bei der Wahl zum neuen Stadtrat.
Sie stellt die zweitstärkste Fraktion, nach der CDU. Die Grünen konnten ihren deutlichen Aufwärtstrend bestätigen; die AfD legte aus dem Stand ein beachtliches Ergebnis hin und rangiert auf Platz vier.
Aylin Dogan, die sich in der SPD wieder nach vorn gekämpft hat, zeigte sich „sehr zufrieden“ mit dem Abschneiden. Sie selbst sicherte sich im Opladener Südosten das Direktmandat – ein schöner persönlicher Erfolg für die Frau, die erst vor wenigen Wochen in den Stadtrat nachgerückt war. Wichtig findet sie, dass die Leverkusener Sozialdemokratie über dem Landesergebnis liegt. Der relative Erfolg habe sich allerdings an den Ständen durchaus abgezeichnet – auch wenn man „so etwas immer mit Vorsicht genießen muss“, so die frühere Parteichefin. Erwiesen habe sich in den vergangenen Wochen aber, „dass wir als Team zusammengewachsen sind“, so die Opladenerin.
Ihr Genosse Dirk Loeb berichtete von „einer super Stimmung“ an den Opladener Ständen. Er selbst lieferte sich das schon gewohnte Kopf-an-Kopf-Rennen mit Markus Pott von Opladen plus. Potts Spannmann Oliver Faber schaffte das nebenan, für den Kopf der Stadtteil-Partei.
Knappe Ergebnisse gab es an vielen Stellen in der Stadt. Im Osten von Schlebusch etwa reichten Frank Schmitz elf Stimmen, um den Wahlkreis für seine CDU zu holen. Auch dort waren ansonsten die Grünen die Gewinner des Abends.
Wahlbezirke auf der Kippe
CDU-Fraktionschef Stefan Hebbel war nicht zufrieden. Das betraf natürlich das Ergebnis des OB-Kandidaten Frank Schönberger, der deutlich hinter Uwe Richrath liegt. Auch das Abschneiden in der Ratswahl machte ihn nicht glücklich.
„Wir hatten viele Wackelbezirke, und die kippen eher in die andere Richtung.“ Stärkste Fraktion sei schön, aber nicht, wenn sie insgesamt kleiner werde. Dass man sich am Wahlabend die Reserveliste anschauen muss, habe es in der jüngeren Vergangenheit nicht gegeben. Einen Trost gab es: Kerstin Nowack holte sich das Direktmandat in Quettingen-Ost und ist das jüngste, direkt gewählte Ratsmitglied.Bei den Grünen gab es im Lauf des Abends immer wieder Grund zum Jubel. Zwar nicht über Direktmandate, aber über viele Rekordergebnisse. Insgesamt hat die Partei ihr Ergebnis ungefähr verdoppelt; die Möglichkeiten, die Stadtpolitik zu beeinflussen, sind deutlich gewachsen.
Nicht zufrieden zeigte sich zwischendurch auch Monika Ballin-Meyer-Ahrens. Ob es für drei Mandate im neuen Rat reichen würde, war lange unklar. „Wir hoffen, dass wir am Ende Fraktion sind“, so die OB-Kandidatin der FDP. „Das erhöht die politischen Gestaltungsmöglichkeiten wesentlich.“ Ein Duo wäre immerhin rein weiblich: Neben Ballin-Meyer-Ahrens hatte die Parteichefin Valeska Hansen das Ratsmandat sicher. Spontan entsetzt waren die Freidemokraten über das Abschneiden der AfD, die „praktisch ohne Wahlkampf“ an der Zehn-Prozent-Marke kratzte. Die FDP dagegen habe einen „sehr engagierten Wahlkampf“ geführt. Der habe sich vor allem unter den Corona-Beschränkungen stark ins Internet verlagert. Hausbesuche seien nicht für jeden Kandidaten eine Alternative gewesen, hat CDU-Mann Stefan Hebbel beobachtet.