Viele bedrohte Vogelarten brüten oder leben am nahen Buschbergsee, auch für Zugvögel sei der Standort ein Problem, sagen Umweltverbände.
Stadtgrenze zu MonheimUmweltschützer haben Bedenken gegen neuen Windpark bei Leverkusen
An der Grenze zwischen Leverkusen und Monheim soll ein Windpark entstehen, darüber sind sich die Oberbürgermeister beider Städte einig. Auf Leverkusener Seite soll zunächst zwei Windräder aufgestellt werden. Monheim ist schon weiter und hat bereits die ungefähren Standorte für sechs Windräder in vier Zonen festgelegt.
Leverkusen: Umweltschützer haben Bedenken gegen neuen Windpark
Gegen die Windenergieanlage an dieser Stelle sprechen sich allerdings die Naturschutzverbände Nabu und BUND aus. Natürlich seien die Naturschützer grundsätzlich für Windenergie, aber „so wie wir uns auch in der eigenen Wohnung verhalten, muss der Platz genau ausgewählt werden, damit kein Schaden angerichtet wird.“ Und dieser sei an der Grenze zwischen Leverkusen und Monheim aus Sicht des Artenschutzes vollkommen falsch gewählt. Um im Bild zu bleiben: „Als würde man eine Waschmaschine genau vor den Fernseher stellen.“
Im Gutachten der Monheimer Stadtverwaltung seien viele Aspekte nicht richtig bewertet: Das Gebiet sei durch den nahen Buschbergsee von hohem ökologischen Wert. Hier jagen demnach regelmäßig die vom Aussterben bedrohten Baumfalken, sowie andere seltene Greifvögeln wie der Wanderfalke, Schwarz- und Rotmilan. „Für den seltenen Rotmilan hat Deutschland eine ganz besondere Verantwortung, denn 60 Prozent des weltweiten Bestandes brüten in unserem Land“, mahnen die Umweltverbände. Dem würde in dem Gutachten der Stadt Monheim zu wenig Beachtung geschenkt, ebenso der am Buschbergsee brütenden Sturmmöwen- und Steppenmöwen-Kolonie und einer kleinen Kolonie der in dieser Region fast ausgestorbenen Kiebitze.
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„Zudem würde die geplante Windenergieanlage genau in der einzigen noch vorhandenen Zugschneise unserer herbstlichen Zugvögel liegen. Die Windenergieanlage würde wie eine Barriere wirken und somit eine auch überregional wirkende negative Ausstrahlung entwickeln“, sagt der in Rheindorf wohnende Ornithologe Roger Briesewit.
„Gegen eine Windenergieanlage an der Grenze nach Leverkusen sprechen mehrere wichtige Gründe und es fehlen wichtiger Grundlagen in der Artenschutzbewertung“, sagt Jörg Baade, zuständig für planungsrechtliche Angelegenheiten beim NABU Monheim. „Daher hoffen wir, dass die Monheimer Ratsfraktionen die vorgeschlagene Flächennutzungsplanänderung für die PF01 ablehnen werden.“
In Leverkusen stellte die AfD am Montag einen Antrag im Stadtrat gegen die Anlage. Neben den Umweltaspekten führt Yannick Noé gesundheitsschädliche Schlagschatten und Geräuschbelästigung und Infraschall durch Rotoren an. Das ganze Projekt sei „absolut rücksichtslos“, sagte der AfD-Fraktionschef am Nachmittag im Stadtrat. Die riesigen Anlagen bedeuteten „betonierte Flächen für die Ewigkeit“. Gleichzeitig ließ der AfD-Mann die in seiner Partei verbreiteten Zweifel am Prinzip erkennen. Windenergie sei „nicht grundlastfähig“, so seine Behauptung.
Zuspruch und Kritik von der Klimaliste
Dem widersprach im Rat Benedikt Rees. Anderen Argumenten stimmte der Vertreter der Klimaliste durchaus zu. Es waren die, die von den Naturschutzverbänden in die Debatte geworfen werden. Mit den Regeln für die Förderung der Windkraft habe die NRW-Landesregierung „den Artenschutz ausgehebelt“. Man sei drauf und dran, „die Fehler zu wiederholen, die bei der fossilen Stromgewinnung gemacht wurden“, glaubt Rees. Dem AfD-Antrag zustimmen mochte der Mann von der Klimaliste allerdings trotzdem nicht. Dafür stehe zu viel Falsches darin.
Unterm Strich hätte aber auch ein „Ja“ des Einzelvertreters am Montagnachmittag die Verhältnisse auch nicht merklich beeinflusst. Außer der AfD stimmten zwei weitere Stadtverordnete für den Antrag, das erste große Windenergie-Projekt in Leverkusen aufzuhalten. Dazu kamen drei Enthaltungen, aber eine erdrückende Mehrheit gegen den Vorstoß.