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Inselnetz gegen BlackoutSo soll Leverkusen auch im Notfall warm bleiben

Lesezeit 2 Minuten
Das Müllheizkraftwerk der Avea in Leverkusen

Bei einem großen Stromausfall spielt das Müllheizkraftwerk der Avea eine entscheidende Rolle. Ein Test der EVL war erfolgreich.

Bei einem großen Blackout kommt man mit Notstromaggregaten nicht weit. Die EVL hat jetzt ein Inselnetz erfolgreich getestet.

Wie bekommt man einen Blackout in den Griff? Die Energieversorgung Leverkusen hat eine Antwort gefunden. Eine Inselnetz-Lösung im Stromnetz sei erfolgreich getestet worden, berichtete das Unternehmen am Freitag. Solche Inselnetze könnten bei großflächigen Stromausfällen kritische Infrastruktur wie Wasser- und Wärmeversorgung aufrecht erhalten.

Normalerweise behelfen sich Versorger mit Notstromaggregaten, die in der Stadt verteilt werden. Die technisch anspruchsvollere und leistungsstärkere Variante sei, das Verteilnetz bei einem großflächigen Ausfall umzuschalten. Und zwar auf die Avea. Der Entsorger produziert in seinem Müllheizkraftwerk an der Verbrennungsanlage nicht nur Wärme, sondern auch Strom. Bei der im November getesteten Blackout-Abwehr habe die EVL ein Inselnetz zwischen dem Müllofen im Eisholz und dem Wasserturm-Gelände an der Olof-Palme-Straße getestet, erklärte Stefan Kreidewolf, Sprecher beim Versorger.

Vom Müllofen zum Leverkusener Wasserturm

Mit dem Avea-Strom aus dem Müllheizkraftwerk könnten im Fall eines Blackouts große Teile der Wasserversorgung und weitere Pumpen für die Fernwärme-Verteilung betrieben werden. „Die Tests haben sehr gut funktioniert und wir wissen jetzt, dass unsere Überlegungen in der Praxis funktionieren“, kommentierte Steffen Hetzel, der die Lösung als Projektleiter bei der EVL geplant hat. Durch diese Möglichkeit der Versorgung könne die Situation der Leverkusener Bevölkerung im Ereignisfall schnell und im Vergleich zu anderen Kommunen erheblich verbessert werden.

Der Schornstein des Avea-Müllheizkraftwerks in Küppersteg

In das Müllheizkraftwerk steckt die Avea immer wieder Geld. Vor gut zwei Jahren wurde der Schornstein überholt.

„Insbesondere das operative Zusammenspiel zwischen unseren Ingenieuren, Meistern und Technikern der verschiedenen Sparten und auch mit der Avea hat am Versuchstag hervorragend geklappt“, freut sich Markus Krampf, der als EVL-Projektleiter für die Umsetzung zuständig war. Der Test sei Teil des laufenden Forschungsprojekts „SiSKIN: Großflächiger Stromausfall – Möglichkeiten zur Teilversorgung von kritischen Infrastrukturen“ des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgungstechnik an der Bergischen Universität Wuppertal.

„Bislang gibt es in Deutschland erst ganz wenige weitere Stadtwerke, die ein Inselnetz erfolgreich getestet haben“, so Ulrik Dietzler, technischer Geschäftsführer der EVL. Seit rund 15 Jahren arbeite die Energieversorgung Leverkusen eng mit der Bergischen Universität Wuppertal zusammen. Dazu gehörten immer wieder Feldversuche unter realen Bedingungen im Leverkusener Stromnetz. Die Tests trügen auch dazu bei, Netze in Zeiten der Energie- und Verkehrswende effizienter zu nutzen und deren Ausbaukosten zu verringern.