Leverkusen – Für Leverkusen ist es das Jahr der Jubiläen: Das Topos in Wiesdorf als ältester und bekanntester Musikclub der Stadt wurde 50 Jahre alt. Das Forum – die gute Kulturstube Leverkusens – ebenso. Und die Jazztage? Haben zwar noch kein halbes Jahrhundert auf dem Buckel, finden aber in diesem Jahr auch schon zum 40. Mal statt. Ein mittelgroßes Jubiläum, wenn man so will. Und eines, zu dem Jazztage-Organisator Fabian Stiens ein Programm auf die Beine gestellt hat, das besticht – mit einem Dutzend Hauptkonzerte im Terrassensaal. Und mit einem Händchen des Veranstalters für die richtige Mischung bezüglich der Genre-Spielarten, der vertretenen Künstlergenerationen und der Attraktivität für alle – die Masse wie das Spartenpublikum.
Aufgrund ewig widerkehrender Kritik an der Festivalplanung sei vorweg gesagt: Jazz ist würdig vertreten. Der Jazz regiert die Leverkusener Jazztage weiterhin. Aber das sinnvolle Über-die-Grenzen-Schauen wird von Jahr zu Jahr sichtlich wichtiger und erfolgt mit mehr und mehr Weitblick. Schöne Beispiele dafür sind Künstler wie Gentleman, Samy Deluxe oder Element Of Crime, die neben Jazzgrößen wie Gitarrist Al Di Meola (17. November, Erholungshaus) und dem unkaputtbaren Passport-Chef Klaus Doldinger (13. November), wie Drummer Billy Cobham und seinem Kollegen Wolfgang Haffner (jeweils 11. November) die Höhepunkte des Festivals unter sich ausmachen dürften. Gentleman ist seit Jahren ein Begriff in der deutschen wie internationalen Musikszene.
Karten erhältlich
Das komplette Programm der 40. Leverkusener Jazztage, deren Hauptprogramm vom 7. bis zum 17.11. im Forum stattfindet, ist im Internet einsehbar. Karten für sämtliche Konzerte sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Weitere Spielstätten der Jazztage sind das Opladener Scala, der Sensenhammer sowie die Musikclubs und Kneipen Topos und Notenschlüssel.
Als Wahl-Kölner mit bürgerlichem Namen Tilmann Otto sorgte er Anfang der Nullerjahre dafür, dass der Reggae und dessen ein wenig hektischere Spielart des Dancehall Jahrzehnte nach Bob Marley auch hierzulande wieder ungemein populär wurden. Beim weltweit größten Reggaefestival, dem Summerjam, ist Gentleman seitdem Stammgast als Headliner – ebenso wie er Stammgast in den Charts ist. Songs wie „Dem Gone“, „Superior“ oder „It No Pretty“ sorgten international für Aufsehen. Sogar in der ewigen Reggae-Heimat Jamaika ist Gentleman – als konsequent im dortigen Patois-Slang singender Deutscher und inoffizieller Botschafter dieser einzigartigen Musik – ein Star. Zudem kennt Gentleman sich aufgrund diverser musikalischer Kollaborationen auch im Pop und Jazz aus. Gentleman steht am Sonntag, 17. November, auf der Bühne des Terrassensaales.
Kluger wie kruder melancholisch-chansonesker Pop
Element Of Crime aus Norddeutschland wiederum sind seit den 80er Jahren bekannt für ihren gleichsam klugen wie kruden melancholisch-chansonesken Pop. Sie gelten als Inspiration für Bands wie Tocotronic oder Die Sterne, die irgendwann in ihrem Fahrwasser schipperten, Fahrt aufnahmen und zur Speerpitze einer neuartigen Gitarrenmusik hierzulande wurden. Überhaupt prägten sie den Indiepop in Deutschland in großem Maße – und haben in Sven Regener einen Frontmann, der sich auch als Bestseller-Autor einen Namen machte: Er schrieb unter anderem die „Herr Lehmann“-Trilogie mit den Büchern „Herr Lehmann“ (verfilmt mit Christian Ulmen), „Neue Vahr Süd“ und „Der kleine Bruder“. Element Of Crime spielen am Freitag, 15. November, im Forum.
Ein Coup der besonderen Art ist die Verpflichtung des Sängers Samy Deluxe, der am Sonntag, 10. November, bei den Jazztagen auftreten wird. Der Hamburger gehört zu jenen Künstlern, die den Deutschrap hierzulande seit Anfang des neuen Jahrtausends nach und nach aus der Schmuddelecke der Gangster-Attitüde und hohlen Parolen herausholte und das Genre – hierzulande einst von den Fantastischen Vier aus dem Untergrund in den Mainstream gehoben – mit klugen Texten wieder einem größeren Publikum näherbrachte. Deluxe widmete sich in seiner bisherigen Karriere allerdings immer auch dem Soul und dem Pop, erfuhr 2016 durch seine Teilnahme an der TV-Musiksendung „Sing’ meinen Song – das Tauschkonzert“ einen weiteren Popularitätsschub – und tritt nun mit seinem Akustikprogramm „Sam-TV Unplugged“ auf, das auch jazzige Töne umfasst.
Nach nur einem Jahr zurück bei den Jazztagen sind Querbeat aus Köln, die in der jüngeren Vergangenheit mit ihrem wüsten Mix aus Brassband-Sound und Pop nicht nur im Karneval für Furore sorgten, sondern neben Bands wie Kasalla und Cat Ballou derzeit vor allem bei der jüngeren Generation als kölsche Superstars gelten (8. November).
Die dänische Popmusikerin Tina Dico (14. November) und die polnische Jazzerin Kinga Glyk (9. November) wiederum stehen stellvertretend für die Riege der nachwachsender Künstler mit internationaler Relevanz.