In den betroffenen Wirtschaftsgremien der Kammer herrscht Unmut über das Gebaren von Präsidium und Geschäftsführung.
Leverkusener UnternehmerVerärgerung über die IHK-Spitze in Köln
Die plötzliche Abberufung von Ellen Lindner, die erst zu Jahresbeginn zur neuen Leiterin der Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg der IHK zu Köln in Opladen bestellt worden war, hat in Unternehmerkreisen für einigen Unmut gesorgt. Vor allem einige der Firmenchefs, die in den lokalen Wirtschaftsgremien der Kammer ehrenamtlich mitwirken, sind verärgert über die ihrer Ansicht nach autoritäre und intransparente Vorgehensweise von Präsidium und Geschäftsführung in Köln.
Eine von ihnen ist Natalie Kühn. Die Chefin von SK-Elektronik, 2015 in Leverkusen zur „Unternehmerin des Jahres“ gekürt, sieht bei der IHK Köln neuerdings einen „recht bedenklichen Umgang mit den Mitarbeitenden“. Die Namen von Präsidentin Nicole Grünewald und Geschäftsführer Uwe Vetterlein nennt sie nicht, doch ist klar, wer gemeint ist, wenn sie davon spricht, dass „das Präsidium ziemlich von oben durchregiert und wohl nicht viel von Kommunikation hält“.
Das Gegenteil von Transparenz
Gerade mehr Transparenz war eines der Versprechen des neuen Führungsduos bei dessen Amtsantritt gewesen. Nun erführen auch die Mitglieder des Wirtschaftsgremiums von der Abkommandierung Lindners in die Steuerabteilung der Kammer in Köln erst aus der Zeitung. So auch Kühn, derzeit noch Vorsitzende des Leverkusener Gremiums, das wie alle diese kommunalen Beratungseinrichtungen der örtlichen Unternehmerschaft nach einer Satzungsänderung der Kammer künftig kaum mehr Einfluss haben wird.
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„Das Mitspracherecht wird radikal verändert“, bewertet Kühn dies. Der Trend gehe hin zu mehr Selbstverwaltung der Kölner Zentrale, weniger Transparenz, weniger Beteiligung des Umlands. Das werde alles still und leise vor der Sommerpause durchgezogen. Kompetenzträger, die Bedenken äußerten, würden aussortiert. Ellen Lindner sei kein Einzelfall, aber eben ein drastischer.
„Viele sind frustriert“
Herrsche unter den hauptamtlichen Kräften der Kammer inzwischen ein Klima der Angst, verbreite sich unter den ehrenamtlich mitwirkenden Unternehmern eine Abkehr aufgrund mangelnder Wertschätzung. „Viele sind frustriert und werden ihre Ämter niederlegen.“ Kühn sieht im gegenwärtigen Gebaren der IHK-Spitze einen „gewollten Abbruch eines demokratischen Prozesses“.
Zu den im Zorn sich Abwendenden gehört auch Jens Putzier. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens in Leichlingen hat den Vorsitz im dortigen Wirtschaftsgremium vor mehreren Wochen bereits demonstrativ abgelegt. Auch er erfuhr von Lindners Abberufung erst aus den Medien.
Kritik auch aus Leichlingen
Und er stellt ihr ein exzellentes Zeugnis aus. Sie habe sich in kurzer Zeit hervorragend eingearbeitet und einen äußerst positiven Eindruck hinterlassen: „Ellen Lindner hat sich durch ihr Auftreten, ihre hohe Fachkompetenz, ihre Begeisterung und ihre Loyalität und Integrität das Vertrauen der Wirtschaftsgremiums Leichlingen erworben.“
Putzier hält die Entscheidung der IHK für „überhaupt nicht nachvollziehbar“. „Auch dass wir Unternehmer, die von der IHK vertreten werden und mit denen diese seit einigen Jahren gerade in der Region angeblich so gut zusammenarbeiten möchte, erneut von uns betreffenden Neuigkeiten erst durch Dritte unterrichtet werden, ist sehr befremdlich. Diese Art der Kommunikation sei weder sinnvoll noch nützlich für die Wirtschaft vor Ort. Da fragten sich die engagierten Unternehmer, ob diese Arbeit in dem bisherigen Umfang und Rahmen fortgesetzt werden kann.“
Grundsätzlich positiv beurteilt Harry Voges, Geschäftsführer der AGU Planungsgesellschaft in Leverkusen-Bürrig, das Wirken der IHK. Er habe die Zusammenarbeit mit der Kammer und ihrer überaus engagierten Mitarbeitenden immer sehr geschätzt, sagte der Leverkusener „Unternehmer des Jahres“ von 2017, dessen Software-Unternehmen 2021 mit dem „Großen Preis des Mittelstands“ in NRW ausgezeichnet worden ist.
Das gelte auch für Ellen Lindner, die eine ausgezeichneten Eindruck auf ihn gemacht habe, wenngleich er die Personalentscheidung der Kammer nicht kommentieren möchte. „Sehr schade“ finde er nur Lindners Fortgang, und die eigene IHK-Repräsentanz für Leverkusen sei „absolut unverzichtbar“.
Allerdings erwarte er als zahlendes Mitglied der Kammer eine andere Professionalität in der Kommunikation und einen anderen Teamgeist. Wenn die IHK weiterhin engagierte Fachkräfte an sich binden wolle, müsse sie mehr teamorientiert arbeiten. Dazu müsse die Führung ein anderes Rollenverständnis entwickeln. „Meine Empfehlung an das Management der IHK ist: Nehmt euch selbst nicht so wichtig.“