Gegenüber dem vergangenen Herbst hat sich die Stimmung in der Wirtschaft der Region merklich aufgehellt.
IHK-UmfrageLeverkusener Unternehmen sind wieder optimistischer
Für eine Zeit, in der sich die Wirtschaft in einem andauernden Multi-Krisen-Modus befindet, klingt es ganz gut, was Ellen Lindner an diesem Tag verkündet: „Es herrscht wirklich keine Aschermittwoch-Stimmung.“ Das erste Mal stellt die neue Geschäftsstellen-Leiterin der IHK Köln in Leverkusen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer unter 670 Unternehmen in Köln und Umgebung vor.
Seit Anfang Januar ist Lindner Chefin im IHK-Bau an der Schusterinsel in Opladen und Nachfolgerin von Eva Babatz, die diesen Posten 23 Jahre lang innehatte. Lindner betritt dabei kein Neuland. Die mit ihrer Familie in Leverkusen lebende Diplom-Kauffrau war als Expertin für Steuern und öffentliche Finanzen in der IHK-Zentrale in Köln tätig und hat sich nun über Monate hinweg und von ihrer Vorgängerin begleitet in die Leitung der für Leverkusen und den Rheinisch-Bergischen Kreis zuständigen Geschäftsstelle eingearbeitet.
Und gerade weil sie schon viele Gespräche in Leverkusen geführt und Stimmungen aufgeschnappt hat, ist sie selbst ein wenig überrascht, wie verhalten optimistisch sich die Unternehmen in der Region äußern. 58 Leverkusener Betriebe und 87 in Rhein-Berg haben sich an der Umfrage beteiligt, zu deren Ergebnis Ellen Lindner sagt: „Der Abschwung hat sich verlangsamt und abgeschwächt. Es gibt Lichtblicke.“
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Vor allem im Vergleich zur ausgeprägten depressiven Stimmung im Herbst vergangenen Jahres scheint dies ein Wandel zu sein. Da trübten vor allem infolge des Ukraine-Krieges Inflation und eine drohende Energie-Mangellage die Konsumlaune. Nun gibt es zwar einen deutlichen Trend nach oben und ihre Widerstandsfähigkeit hat vielen Betrieben auch Zuversicht verliehen. Doch gibt es auch weiterhin viele Unsicherheiten und gestiegene Risiken.
Da sind die nach wie vor sehr hohen Energiekosten, die vor allem energieintensive Produktionen erheblich verteuern. Außerdem die immer noch deutliche Inflation und – kein IHK-Bericht, in dem dies nicht kritisiert wird – die ausufernde deutsche Bürokratie. Vor allem letztere bedinge – neben den Energiekosten – in vielen Branchen eine weiterhin deutliche Zurückhaltung bei Investitionen. Oder bei internationalen Konzernen deren Verlagerung ins Ausland.
„Viele Betriebe mussten sich anpassen, waren in der Krise kreativ und haben dabei eine hohe Resilienz entwickelt“, berichtet Lindner. Wobei es enorme Branchenunterschiede gebe, was IHK-Konjunkturexperte Matthias Franken durch die Umfrage-Ergebnisse bestätigt sieht. Große Teile der Industrie hätten mit guter Kapazitätsauslastung infolge voller Auftragsbücher die vergangenen Monate gut gemeistert und seien lediglich bei den Investitionen vorsichtiger geworden. In der Chemie seien aber die Zukunftserwartungen wegen des hohen Energieeinsatzes zu hohen Preisen deutlich niedriger.
Eine sehr gute Lage meldet immer noch das Baugewerbe. Doch trotz robuster Auftragslage ließen hier vor allem Fachkräftemangel sowie überhaupt Arbeitskräftemangel und steigende Rohstoffkosten die Erwartungen ein wenig nach unten sinken. Eine deutliche Erholung nach dem Aufstieg aus einem tiefen Tal meldet das Hotel- und Gaststättengewerbe. Nachdem Corona-Shutdowns und -Sicherheitsauflagen der Branche übel zugesetzt haben, äußern die meisten der teilnehmenden Betriebe sich nun wieder positiv. Pessimismus meldet dagegen der Einzelhandel, der steigende Kosten nicht so sehr an die sparsamer gewordene Kundschaft weitergeben kann.
Insgesamt melden im Vergleich zum Herbst 2022 wieder deutlich mehr Leverkusener Unternehmen eine gute Geschäftslage (39, zuvor 28 Prozent) und die Investitionsbereitschaft ist wieder größer geworden. Doch bei allem verhaltenen Optimismus zeigen die Tabellen und Grafiken zu den Ergebnissen der IHK-Konjunkturumfrage auch: Der Vorkrisen-Zustand der regionalen Wirtschaft ist mit dem gegenwärtigen nicht vergleichbar.