Leverkusen – Die vorige Versammlung war noch im Agam-Saal machbar. Diesmal trafen sich die Grünen virtuell. Am Samstag hoben die Kreisverbände Leverkusen und Köln-Mülheim die Konkurrentin für den amtierenden Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach (SPD) aufs Schild: Nyke Slawik hatte sich schon vorgestellt, als die Grünen darüber debattierten, wie sie auf das Ergebnis der Kommunalwahl reagieren.
Diese Frage ist beantwortet: Wiederum arbeitet die nun viel größere Grünen-Fraktion im Stadtrat mit der CDU zusammen – doch das in früherer Zeit vollzogene Bündnis ist um die SPD erweitert. Freilich mit der Folge, dass die Grünen trotz aller Erfolge im Triumvirat am wenigsten Gewicht auf die Waage bringen.
Schon mit 15 bei den Grünen
Nyke Slawik ist in Opladen geboren und engagiert sich seit mehr als einem Jahrzehnt bei den Grünen. Am Samstag zog sie in ihrer Bewerbungsrede einen Bogen von den Wahlen in den USA und der Rolle dortiger Bürgerrechtsbewegungen zur Lage in Deutschland und Europa. Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien begreift die 26-Jährige inzwischen als echte Gefahr für die Demokratie. Eine gerechtere Gesellschaft ist für die Frau, die seit drei Jahren für die Landtagsabgeordneten Wibke Brems und Matthi Bolte in Düsseldorf arbeitet, eines von zwei „Herzthemen“, sagt sie.
Dazu kommt Klimaschutz, in Leverkusen ein deutlich leichter fassbares Thema. Die Ausbaupläne für die Autobahnen 1 und 3 sowie den Lkw-Rastplatz sieht sie sehr kritisch: „Viele junge Menschen haben die Hoffnung, dass wir keine wichtigen Grünflächen mehr zuasphaltieren.“ Die auch in der Stadt ziemlich aktive Fridays-for-Future-Bewegung brauche eine Stimme im Bundestag. Das wolle sie sein, sagte Slawik am Samstag.
Herzthema Gleichberechtigung
Das Thema gesellschaftliche Gleichberechtigung ist Slawik in gewisser Weise in die Wiege gelegt worden. Die Opladenerin wurde als Junge geboren – eine falsche Zuordnung, wie sie schon in ihrer Kindheit gespürt habe, hatte sie im Frühjahr dem „Leverkusener Anzeiger“ gesagt. Sie sieht sich als „transident. Denn es geht um Identität.“ Vor diesem Hintergrund beschrieb sie vor ihren Parteifreunden aus Leverkusen und Köln-Mülheim ihre Mission so: „Egal welches Geschlecht sie haben, egal welche sexuelle Orientierung, egal welche Religion, egal welche Herkunft – kein Kind, kein Jugendlicher sollte Angst davor haben müssen, er oder sie selbst zu sein.“ Es gehe um gesellschaftliche Gleichberechtigung aller.
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Das Votum für die 26-Jährige fiel nach Partei-Angaben sehr überzeugend aus: Slawik wurde mit 30 von 31 Stimmen als Bundestagskandidatin für den Wahlkreis nominiert. Außerdem wurde sie für einen aussichtsreichen Listenplatz nominiert. Die Jugendorganisation der Grünen hatte Nyke Slawik schon Anfang des Jahres zu ihrer Spitzenkandidatin erklärt.