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„Lebensgefährlich“So ist die Radsituation in Leverkusen – Protest und Polizeiaktion

Lesezeit 3 Minuten

Protest für bessere Bedingungen für Radfahrer: Die „Critical Mass“ ist wieder unterwegs.

  1. Wie ist die Situation für Radfahrer in Leverkusen? Wir haben Radfahrer aus Leverkusen und den ADFC gefragt, wie sie die aktuelle Situation einschätzen.
  2. Dazu gibt es aktuelle Unfallzahlen von der Polizei, die auch in Opladen kürzlich eine Aktion durchgeführt hat, um Radfahrer auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen.
  3. Lesen Sie das ganze Paket bei uns.

Leverkusen – „Fahrradfahren in Leverkusen ist lebensgefährlich!“ Mit diesen drastischen Worten charakterisiert eine junger Mann aus Bürrig die Situation für Radfahrer in Leverkusen. Und begründet zugleich, warum er sich am Montagabend einreiht in die Reihen der Radfahrer von „Critical Mass Leverkusen“, die unter dem Motto „Wir stören nicht den Verkehr – wir SIND der Verkehr“ bereits zum fünften Mal in diesem Jahr für bessere Bedingungen für Radfahrer protestiert.

Die Unzufriedenheit vieler Radfahrer mit der aktuellen Situation ist an diesem Abend mit Händen zu greifen; von einer Anerkennung des Fahrrads als alternatives, aber gleichberechtigtes Transportmittel im Stadtverkehr sei man in Leverkusen noch weit entfernt, so der Grundtenor.

Protest muss provozieren

Insgesamt 21 Kilometer radelte die dank Neonwesten und Klingelkonzert nicht zu übersehende und -hörende Gruppe diesmal durch Leverkusen. Kurt Krefft vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Leverkusen, der auch für die Organisation des monatlichen Protestradelns mitverantwortlich ist, hat sich mit 66 Fahrradfahrern um 18 Uhr in der Dhünnstraße eingefunden. Er ist grundsätzlich sehr zufrieden mit der Wirkung des Protestes. Für ihn auch klar: „Wer nicht provoziert, wird nicht gehört.“ Die Wut einiger Autofahrer, wenn sich die gesamte Gruppe mehrere Mal etwa durch den Kreisel am Ludwig-Erhard-Platz bewegt und diesen so geraume Zeit blockiert, müsse man in Kauf nehmen.

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Die Polizei bei einer Aktion in der Rennbaumstraße.

Ziel der Gruppe sei es, auf Rahmenbedingungen hinzu-wirken, die einen „Radverkehr der Zukunft“ möglich machen – Krefft verweist in diesem Zusammenhang auf das „Mobilitätskonzept 2030+“, das derzeit von der Stadt erarbeitet wird. Er und seine Mitstreiter hoffen, dass die Belange der Radfahrer, und -pendler, hier ausreichend Beachtung finden.

Denn Fakt ist: Immer mehr Menschen nutzen das Rad im Stadtverkehr – eine Entwicklung, die sich auch in der polizei-lichen Statistik zur Verkehrsunfallentwicklung 2018 ablesen lässt. Der Anteil der verunglückten Fahrradfahrer in Nordrhein-Westfalen stieg stark an – auch in Leverkusen. Während hier die Anzahl der Unfälle insgesamt – gegen den allgemeinen Trend in NRW – leicht zurückging (- 2,7 Prozent), stieg die Anzahl der in Unfälle verwickelten Radfahrer im gleichen Zeit-raum um 8,2 Prozent. Von den 159 verunglückten Radfahrern im Jahr 2018 wurden 37 schwer verletzt, zwei ließen sogar ihr Leben auf Leverkusens Straßen. Klar ist: Als Radfahrer ist man neben den Fußgängern der schwächste Verkehrsteilnehmer; eine Knautschzone gibt es nicht.

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Rücksichtnahme und vor allem die Einhaltung der Verkehrsregeln durch alle Verkehrsteilnehmer ist daher unerlässlich. Daran hapert es jedoch auch bei dem ein oder anderen Radfahrer: „Radfahrer haben meist weniger Verständnis, wenn sie von uns angehalten werden, halten ihre Vergehen e-her für »Bagatelldelikte«“, erklärt Polizeihauptkommissarin Petra Duwenig von der Fahrradstaffel Köln.

Aktion am Unfallschwerpunkt

Gemeinsam mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung war sie mit ihren Kollegen kürzlich in der Opladener Rennbaumstraße – einem Unfallschwerpunkt in Leverkusen. Verkehrssünder – und hier insbesondere Radfahrer – sollten über ihr Fehlverhalten aufgeklärt werden. Denn häufig seien sie sich nicht einmal bewusst, dass sie etwas falsch machen. Dass etwa Fahren gegen die Fahrtrichtung auch auf Radwegen nicht erlaubt sei, sorgte mehr als einmal für Verwunderung und war mit weitem Abstand der häufigste Grund, warum Radfahrer angehalten werden mussten. Grundsätzlich war Petra Duwenig jedoch sehr zufrieden mit den Leverkusenern: Nur zehnmal mussten Maß-nahmen verhängt, also etwa Verwarngeld ausgesprochen werden.

Kurt Krefft und die Teilnehmer der „Critical Mass“ sind sich der Verantwortung des Einzelnen für seine Sicherheit im Straßenverkehr bewusst. Ein Ausbau der in ihren Augen weitgehend maroden Fahrradinfrastruktur in Leverkusen würde ihrer Meinung nach jedoch viele Probleme und gefährlichen Situationen erst gar nicht entstehen lassen.