AboAbonnieren

Lise-Meitner und MarianumDarum wurden die Quarantäneregeln unterschiedlich angewendet

Lesezeit 3 Minuten
le-lise-meitner

Das Lise-Meitner-Gymnasium

  1. Schüler am Lise-Meitner-Gymnasium fühlen sich ungerecht behandelt, weil sie in Quarantäne mussten – mitsamt ihrer Familie –, und am Marianum nicht.
  2. An der Marienschule wurden für betroffene Schüler Tests zeitnah angeordnet, am Lise-Meitner erst für in zwei Wochen angekündigt.
  3. Unterschiedliche Behandlungen je nach Schule? Nein, sagt das Gesundheitsamt und erklärt, wieso es die beiden Fälle unterschiedlich behandelt.

Leverkusen – Nachdem am Mittwoch die Opladener Marienschule für zwei Tage geschlossen und vorsorgliche Corona-Tests für etwa 70 Schüler angeordnet worden sind, regt sich großer Unmut unter den Eltern von Schülern des Lise-Meitner-Gymnasiums. An dem Wiesdorfer Gymnasium stehen 30 Schülerinnen und Schüler plus deren Familien unter häuslicher Quarantäne, weil ein Mitschüler positiv getestet wurde. Am katholischen Marianum, dessen Träger nicht die Stadt, sondern das Erzbistum Köln ist, wurde ein Mitglied des Lehrerkollegiums positiv getestet. Quarantäne für Schüler oder Lehrer wurde hier nicht angeordnet.

Das an einer Schule Quarantäne verhängt wurde, an der anderen nicht, begründet Martin Oehler mit unterschiedlicher Fall-Lage: „Am Marianum konnte sichergestellt werden, dass alle Hygienevorschriften eingehalten wurden“, sagt der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes. Die betroffene Person habe konsequent Maske getragen und Abstände eingehalten. Am Lise-Meitner-Gymnasium sei das nicht so gewesen. „Die Bedingungen waren hier nicht erfüllt, so dass man auf eine Quarantäne hätte verzichten können.“ Welche Auflagen genau nicht eingehalten wurden, sagt er nicht. „Die Oberstufenschüler tragen aber ja auch durchgängig Masken“, sagt eine irritierte Mutter. Möglicherweise war das im konkreten Fall allerdings nicht immer gewährleistet.

Das könnte Sie auch interessieren:

Alles zum Thema Erzbistum Köln

Dass die betroffenen Lise-Schüler nicht direkt, sondern erst nach der maximalen Inkubationszeit von 14 Tagen getestet werden, entspricht tatsächlich nicht dem Konzept des Gesundheitsamtes. „Wir wollen generell zu Beginn und am Ende der Quarantäne testen“, sagt Oehler. Allerdings seien die Testkapazitäten in der vergangenen Woche komplett ausgereizt gewesen. Dann mussten Prioritäten gesetzt werden. „Wir verzichten nicht auf die Tests von Heimmitarbeitern, von Menschen mit Symptomen oder auf die Abschlusstests nach Quarantäne. Auf die Initiativtests konnten wir am ehesten verzichten, auch wenn das eigentlich nicht gewollt ist.“

Verkürzte Quarantäne „nicht zu verantworten“

Denn, das ist Oehler wichtig: Ein negativer Test zu Beginn der Quarantäne würde sich nicht auf deren Dauer auswirken. Zwar gibt es Experten, die auch eine kürzere Quarantäne von etwa einer Woche für ausreichend halten. „Die maximale Inkubationszeit sind 14 Tage, die mittlere zwischen fünf und sieben Tage“, erklärt Oehler. „Man kann das machen, dass man sagt: Man testet nach fünf bis sieben Tagen und dann hat man die meisten. Aber man hat eben nicht alle und das Maximum ist nicht selten, das kommt immer wieder vor.“ In der aktuellen Situation halte er eine verkürzte Quarantäne für „nicht zu verantworten“.Dass am Marianum in Opladen nun getestet wird, hängt damit zusammen, dass die Testkapazitäten noch einmal aufgestockt werden konnten und dass es sich eben nicht um Initialtests zu Beginn einer Quarantäne handele.

„Das ist wirklich rätselhaft und sehr verwirrend und keine einheitliche Regelung, obwohl es das gleiche Gesundheitsamt ist“, sagt Ursula Baumgärtel, deren Tochter auch die betroffene Q1 des Wiesdorfer Gymnasiums besucht. „Es scheint hier eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu geben“, sagt auch Timon Brombach, der im Sommer am Lise-Meitner-Gymnasium Abitur gemacht hat und nun wegen eines Verdachtsfalles in der Familie ebenfalls in Quarantäne ist. „Unsere Schule hat die ganze Zeit über nicht ein einziges Mal nachgehört, wie es uns geht oder mal alles Gute gewünscht.“Die Vermutung, hier käme es zu einer Ungleichbehandlung auf Grund der Schulstruktur weist Oehler strikt zurück. Er appelliert aber, aus dem ganzen Vorgang die positive Konsequenz zu ziehen: „Wenn alle Verhaltensregeln immer zuverlässig eingehalten werden, dann ist es möglich, auch ohne oder mit wenigen Quarantänefällen auszukommen.“ Denn dass es in diesem Herbst und Winter zu weiteren positiven Test an Schulen kommen wird, darüber müsse man sich im Klaren sein.