Leverkusen – Die meisten Wochenmärkte sind bald wieder zu haben. Jedenfalls schlägt das die Stadtverwaltung vor. Nach fünf Jahren soll der Vertrag mit der „Marktgilde“ nicht verlängert, der Versuch also beendet werden. Im Sommer 2017 hatte die bundesweit tätige Genossenschaft die Organisation von sieben der Märkte in der Stadt übernommen, darunter das Zugpferd in Opladen, aber auch kleine und schwierige wie an der Hindenburgstraße in Wiesdorf oder in Küppersteg und Alkenrath.
Die Erwartungen seien nicht erfüllt worden, heißt es in einer Vorlage aus dem Rathaus für die politischen Gremien, über die nächsten Montag beraten werden soll. Zunächst in den drei Bezirksvertretungen, danach im Finanzausschuss, schließlich Mitte Dezember im Stadtrat. Sie ist in Teilen vertraulich, liegt dem „Leverkusener Anzeiger“ aber vor.
Schlebusch droht das Aus
Im Rathaus erkennt man einen Abwärtstrend: Die Zahl der Marktbeschicker sei in der Summe zurückgegangen, vor allem in Schlebusch sei das deutlich geworden. Lücken habe die „Marktgilde“ dort nicht schließen können, dem Wochenmarkt dort „droht möglicherweise langfristig das Aus“, befürchtet man im Rathaus. Der Markt an der Hindenburgstraße falle jetzt schon gelegentlich aus. Ergebnis eines Rutschbahn-Effekts, sagt Martin Rosmiarek auf Anfrage. Er ist bei der „Marktgilde“ für Leverkusen zuständig und berichtet, wie zuerst der Metzger abgezogen sei, dem der Mann mit Eiern, Nudeln und ein bisschen Gemüse kommentarlos gefolgt sei und schließlich der Bäcker Probleme mit dem Verkauf bekommen habe. Fazit: Den Markt am Mittwoch gibt es nicht mehr, eine Wiederbelebung sei aber nicht ausgeschlossen, unterstreicht Rosmiarek.
Bundesweit aktiv: die Marktgilde
Als Genossenschaft ist die Deutsche Marktgilde mit Sitz im hessischen Eschenburg organisiert. Sie betreibt nach eigenen Angaben rund 200 Märkte im Bundesgebiet. Dazu gehören die Freitagsmärkte in Frechen, Wesseling und Niederkassel, aber auch der tägliche Markt in Bonn. Sieben Märkte in Leverkusen werden seit Juli 2017 von der Marktgilde betreut: die kleinen in Küppersteg, Lützenkirchen, Alkenrath, Rheindorf und an der Hindenburgstraße in Wiesdorf, aber auch der Samstagsmarkt in Schlebusch und der mit Abstand größte in der Stadt: donnerstags in Opladen. (tk)
In Alkenrath freilich konnte die Gilde im Juni noch einen Erfolg vermelden: Es gab wieder Gemüse. Martin Resch, ein Anbieter aus Hamm, füllte eine empfindliche Lücke. Rosmiarek weiß aber, dass die Entwicklung zu immer mehr Anbietern günstiger Kleidung, Handyzubehör und ähnlichen Waren kritisch gesehen wird im Rathaus. Denn das sind Sachen, die allenfalls als Ergänzung des Angebots erwünscht sind. Ganz unwichtig seien sie aber auch nicht. Doch grundsätzlich versuche sein Haus, mehr Frischwaren auf den Markt zu bekommen, „die am besten aus der Gegend kommen. Das ist ja auch ökologisch wünschenswert“, sagt Rosmiarek.
Kaum Lücken geschlossen
Aus Sicht der Stadtverwaltung scheitert der Organisator aber zu oft an dieser Aufgabe. Die Zahl der lokalen Anbieter nehme ab: „Es konnten zwar Lücken in Opladen geschlossen werden, aber überwiegend nur mit Handelnden aus dem Niedrigpreissegment.“ In Schlebusch sei nicht einmal das gelungen, lautet die Kritik in der Vorlage.
Enttäuscht ist man im Rathaus nach viereinhalb Jahren „Marktgilde“ auch von den vereinbarten Werbeaktionen. Mehr als eine einmalige Aktion mit Einkaufstaschen aus Stoff und Verteilaktionen an Ostern und Weihnachten sei nicht gelaufen.
FDP will einen Abendmarkt
Die Freidemokraten wollen die absehbare Trennung von der „Marktgilde“ dazu nutzen, in der Stadt einen Feierabendmarkt einzuführen. Das steht in einem Antrag der Stadtratsfraktion. Vor allem die jüngere Generation sei „aufgrund ihrer Lebens- und Berufssituation überwiegend nicht in der Lage, vormittags einen Wochenmarkt zu besuchen. Gleichzeitig ist gerade in dieser Altersgruppe der Wunsch nach regionalen Produkten sehr ausgeprägt.“ Vorbilder für einen abendlichen Markt gebe es nicht nur auf dem Kölner Rudolfplatz, sondern auch im viel kleineren Rheinbach. (tk)
Bleibt die Außenwirkung der Märkte: schlechter geworden, heißt es im Rathaus. Bürger beschwerten sich, weil die Plätze nicht sauber verlassen werden, manche Beschicker sich seltsam verhielten. Die wiederum beklagen sich über die Methoden der „Marktgilde“ bei der Vergabe von Stellplätzen, über das Gebührenmodell und das Verhalten der Marktmeister, die dort den Hut aufhaben sollten: Sie seien oft nicht da – die von der Gilde übernommene Aufgabe, die Maskenpflicht zu kontrollieren, würde auch oft nicht wahrgenommen. Allgemein beachte der bundesweit tätige Organisator die örtlichen Besonderheiten nicht so wie gewünscht. Dazu seien immer wieder Probleme mit Wahlständen und anderen Ausstellern aus dem Sozial- und Kulturbereich.
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Das alles sind aus Rathaus-Perspektive Gründe, den Vertrag zu lösen und nach einem neuen Konzept für die sieben Märkte zu suchen. Martin Rosmiarek nimmt das recht gelassen hin: „Neuausschreibungen sind gängige Praxis.“ Aus seiner Sicht war die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung „sehr positiv“.