Bilder erzeugen bei jedem Menschen eigene Gedanken – unter dieser Vorgabe waren auch Darstellerinnen des Jungen Theater Leverkusen Teil der fünften Morsbroicher Kunsttage rund um Schloss und Museum.
Morsbroicher KunsttageWenn aus Bildern und Gedanken Theater wird
„Wenn Bilder lebendig werden“ – genau dieses Motto hatten sich drei Akteurinnen des jungen Theaters Leverkusen für ihren Auftritt auf der von Künstler Mischa Kuball errichteten Open Stage neben Schloss Morsbroich gewählt: Fünf Werke aus der Sammlung der aktuell im Museum gezeigten Ausstellung „Yours truly“ stellten sie dort szenisch nach. Heraus kamen dabei unter anderem: Eine Frau, kniend vor einem Spiegel. Ein Mann am Fenster. Eine Frau, liegend auf einem Bett. Und die Grafik einer Frau mit nacktem Oberkörper in einer Badewanne.
Entstanden war dieses Schauspiel der besonderen Art in Kooperation mit dem Klub M – einem Kunstklub der Kunstvermittlung in Morsbroich, der eigens für Jugendliche ins Leben gerufen worden war und die im Museum geleistete Kunst-Arbeit regelmäßig mit eigenen Projekten begleitet. Und: Es gehörte zum Programm der fünften Morsbroicher Kunsttage, die das ganze Wochenende über rund ums Schloss stattfanden. Mit Führungen, Diskussionsrunden – und eben Theater im Angesicht der bildenden Kunst.
Bilder stehen für aktuelle Gesellschaftsthemen
Die Gedanken, die sich die Darstellerinnen im Vorfeld über ihren Auftritt gemacht hatten, waren nach deren Aussage hoch aktuell und hatten gesellschaftliche Entwicklungen gestreift – sei es die zunehmende Einsamkeit im digitalen Zeitalter der Chats und Messenger-Dienste, die ständige Handynutzung oder auch die Beziehung zum eigenen Körper, die sich dadurch zwangsläufig verändert hat.
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Diese Gedanken trugen Anna Braun, Fabiola Strugalla und Sofia Friedmann mit viel Humor und einer aussagekräftigen Mimik vor. Unterstützt wurden sie dabei von der Leiterin des Jungen Theaters, der Regisseurin und Dramaturgin Petra Clemens, die den Ensemble-Mitgliedern während ihrer Performance stets das jeweilige Bild reichte, auf dem das gerade Gespielte basierte.
Sämtliche Darbietungen wurden am Ende denn auch mit Applaus der Zuschauerinnen und Zuschauer gewürdigt. Und: Die konnten letztlich zu jedem der szenisch dargestellten Kunstwerke auch noch ihre eigenen Gedanken erzählen – was die Schau somit zum interaktiven Theater werden ließ. Unterbrochen von einer Pause, in der sich – auch das gehört bei den Kunsttagen dazu – alle Anwesenden mit Waffeln und Getränken in der Remisen des Schlosses stärken konnten. Dort ist die Kunstvermittlung untergerbracht. Und dort verkauften Schülerinnen und Schülern des nahen Freiherr-vom-Stein-Gymnasium das süße Gebäck, um sich etwas für ihre kommende Abiturfeier dazuverdienen zu können.
Bangen um Performances
Die Kooperation zwischen Museum und Jungem Theater besteht schon seit geraumer Zeit. Und die aus ihr entstandene Aufführung war nur ein Teil der Kunsttage, die Museumsleiter Jörg van den Berg und sein Team in der jüngeren Vergangenheit – nach dem Vorbild ähnlicher Veranstaltungen in den frühen Jahren des 1951 eröffneten Hauses – wieder aufgelegt hatte. Weitere Besonderheiten im Programm waren ein Rundgang über das Schlossgelände inklusive Schlosspark mit van den Berg, der dabei etwas zur Neukonzeption Morsbroichs erklärte. Eine offene Familienwerkstatt. Und der einmal mehr von einer externen Gruppe neu kuratierte „Proberaum“ der Kunstvermittlung im Obergeschoss des Museums.