Im Museum werden demnächst Arbeiten von Sigmar Polke ausgestellt, die den großen Sinn des Künstlers für Ironie und Satire zeigen.
Museum MorsbroichLeverkusener Museum zeigt satirische und kluge Werke von Sigmar Polke
Man muss zwangsläufig schmunzeln, wenn man diese Bilder betrachtet. Sigmar Polke – geboren 1941 in Niederschlesien, gestorben 2010 in Köln – ist darauf zu sehen, wie er sich selbst inszeniert. Oder besser: Wie er sich geradezu schamlos unverschämt und absurd selbst inszeniert. Er steht in einer ausgehöhlten Weide und bekennt, so ist es im Untertitel des Fotos zu sehen: „Die Weide, die nur meinetwegen hohl gewachsen ist.“ Er klettert in der Krone eines Baumes umher und überschreibt das Motiv mit dem Satz „Polke entlaubt einen Baum“. Und dann sind da noch all die anderen Fotografien, auf denen Polke aus allen möglichen Gegenständen geformte Palmen aller Art zeigt: Glaspalmen, Luftballonpalmen, Handschuhpalmen, Knopfpalmen, Wattepalmen. Sogar ihn, „Polke als Palme“, gibt es zu sehen. Kurzum: Sie ist ein wenig irre, diese Schau.
Irrsinn, Humor, Witz
Aber gerade das ist ja die Stärke von „Höhere Wesen befehlen“ in der Grafiketage des Schlosses. Dieser Irrsinn. Dieser Humor und dieser Witz, der allen hier gezeigten Arbeiten des Künstlers – einige stammen aus der eigenen Sammlung des Hauses, der Großteil aus der externen Sammlung Prigge – innewohnt. Mit ihnen stellte Sigmar Polke damals, in den Sechziger Jahren, alles in Frage, was in der (Kunst-)Welt um ihn her so vor sich ging.
Die Palme als Sehnsuchts-Symbol für das Exotische wurde zum Nonsens-Objekt auf Fotos. In seinen Zeichnungen auf Karton und Ringpapier und jedem Material, was ihm eben so unterkam, führte er Alltagsgegenstände ad absurdum. Er verpasste der Fluxuskunst einen Seitenhieb. Sich selbst stellte Polke als von einer höheren Macht höchstpersönlich ausgewähltes Künstlerwesen dar. Legte sich auf den Boden und ließ Pendel über sich schwingen, stellte sich in Gurkenwasser und filmte das alles mit Hilfe seines Compagnons Christof Kohlhöfer – der Film („Der ganze Körper fühlt sich leicht und möchte fliegen“) wird im Rahmen der Ausstellung in der Filmkammer des Museums gezeigt.
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Polke als Sternenbild
Er zeichnete sich ferner als Sternenbild in den Himmel. Reiste nach Afghanistan, fotografierte die Menschen in den dortigen Opium-Höhlen und zerlegte mit diesem Sarkasmus offensichtlich genüsslich das seinerzeit um sich greifende Hippietum. Kurzum: Sigmar Polke hatte sich mittendrin in der Kunst gegen alles positioniert. Ohne jedoch zu zerstören. Sondern durch reine Satire und eine maximal intelligente Schlitzohrigkeit, die er damals auch in Morsbroich schon bei Gastspielen angedeutet hatte und der diese jüngste Ausstellung nun erneut Rechnung trägt.
Eröffnet wird „Höhere Wesen befehlen“ am Freitag, 17. November, um 19 Uhr. Zu sehen ist die Polke-Werkschau in der Grafiketage des Museums bis zum 25. Februar. Bei der Eröffnung wird auch der erwähnte Künstler, Filmemacher und damalige Polke-Kollege Christof Kohlhöfer für ein Film-Screening und ein Gespräch anwesend sein.
www.museum-morsbroich.de