- Wie wichtig ist das Schloss Morsbroich für die Stadt und die Kultur in Leverkusen?
Leverkusen – Die Wirtschaftsförderung wirbt mit dem Schloss, der Haus- und Grundbesitzerverein, die Stadtverwaltung sowieso: Schloss Morsbroich, fotografiert im schönsten Licht, taucht auf jeder Internetseite auf – an prominentester Stelle. Der zartgelbe Bau soll einen Kontrapunkt setzen zum Image der grauen Chemiestadt.
Geht es da nur um das Gebäude? Oder geht es auch um das Kunstmuseum? Ist so eine Kultureinrichtung ein Standortfaktor? Oder reicht es, Leverkusen als kleine Großstadt zwischen den rheinischen Metropolen Köln und Düsseldorf zu verorten?
Bayer wünscht Balance
Im Bayer-Konzern, der die Stadt mit einem Kulturprogramm bespielt, das bei den Machern in Diensten der Stadt öfters mal Neidgefühle hervorrufen dürfte, wünscht man sich eine Balance: „Aus unserer Sicht ist jede kulturelle Einrichtung wichtig für die kulturelle Bildung der Bürger einer Stadt, unabhängig von der aktuellen Debatte in Leverkusen, die wir aufmerksam verfolgen“, lautet die Bewertung von Thomas Helfrich, Chef der Bayer-Kultur.
Ob eine einzelne Einrichtung wie das Museum ein Standortfaktor ist, „lässt sich aus unserer Sicht nicht eindeutig beantworten“. Klar sei, dass ein breites kulturelles Angebot generell wichtig ist. Deshalb gebe es seit mehr als einem Jahrhundert ein reiches Programm unter der Regie von Bayer: jedes Jahr „rund 120 hochkarätige Veranstaltungen in den Sparten Musik, Schauspiel, Tanz und Bildender Kunst“, zählt Helfrich auf.
Wirtschaftsförderer Frank Obermaier legt sich bei der Bewertung des Museums schon etwas mehr fest. Bei Treffen mit potenziellen Investoren sei das Museum „im Gesprächsgepäck immer dabei“. Morsbroich sei der Beleg, dass „die Stadt auch als Wohn- und Freizeit-Standort etwas zu bieten hat“. Und das eben nicht nur für Sportbegeisterte. Das Schloss sei „eindeutig ein imagebildender Faktor“.
Es fehlt die Marke Morsbroich
Auch, weil Morsbroich es „immer wieder in die überregionalen Feuilletons schafft“. So etwas entfalte „vielleicht nicht so eine Breitenwirkung“, sagt Obermaier. Aber ein anspruchsvolles Angebot sollte eine Stadt schon im Portfolio haben: „Hinweise auf Köln oder Düsseldorf reichen da nicht aus.“ Was ihm aber fehlt, ist die Marke Morsbroich: „Wofür steht so ein Haus?“ Auf diese Frage müsse eine Antwort gefunden werden.
Möglicherweise mit einer Dauerausstellung, die dem Haus einen Stempel aufdrücke. Das sei unter den gegebenen Platzbedingen zwar schwierig, so Obermaier. Aber das Max-Ernst-Museum in Brühl sei ein gutes Beispiel für ein Kulturangebot, das Verlässliches mit Neuem kombiniere. Und das in einer Stadt, die etwa ein Drittel so groß ist wie Leverkusen und auch nicht näher an Köln liegt.
Zudem könnte ein lebhafterer Tagungsbetrieb den Bekanntheitsgrad von Morsbroich steigern. Obermaier hat es selbst erlebt: an den erstaunten Reaktionen der Kollegen, als die WfL den Arbeitskreis der Wirtschaftsförderer zu einer Tagung eingeladen hatte – in den Gartensaal von Schloss Morsbroich.