Seit zehn Jahren liegt der Plan für eine „Mega-Stelze“ vor. Alternativen wurden vorgelegt, aber nicht mit der nötigen politischen Wucht vertreten, zeigt der Rückblick.
Hintergrund zur neuen A1Eine Autobahnplanung über die Köpfe der Leverkusener hinweg
Es ist zehn Jahre her, dass in der Stadt klar wurde, was der Ausbau der Autobahn 1 zwischen Rhein und Leverkusener Kreuz eigentlich bedeutet: Die Ingenieure von Straßen NRW – heute arbeiten sie unter dem Label Autobahn GmbH – legten den Plan für eine Konstruktion vor, die schnell „Mega-Stelze“ getauft wurde. Weil dieser Name am besten beschreibt, womit die Stadt beglückt werden soll.
Eine neue, kilometerlange und 52 Meter breit aufgeständerte Autobahn-Trasse mit zehn Fahrspuren soll an der Dhünn, einer Wohnsiedlung und der Bay-Arena vorbei durch die Innenstadt gestemmt werden. Sie ist im Vergleich zur heutigen Konstruktion fast doppelt so breit und – aufgrund zeitgemäßer Lärmschutzwände – auch fast doppelt so hoch. Anschauliche Modelle zeigten die Planer nicht. Aber aus den Zeichnungen konnten die seit jeher mit riesigen Verkehrsbauwerken vertrauten Verantwortlichen in Leverkusen auch so herauslesen, dass ein Desaster droht.
„Tunnel statt Stelze“ kam aus der Bürgerschaft
Es dauerte kein Jahr, bis Fachleute eine Alternative vorlegten: Die pensionierten Bauingenieure Lutz von Waldowski und Rolf Kraneis lancierten einen kurzen Tunnel, durch den die A 1 von der neuen Rheinbrücke bis zum Kreuz Leverkusen geführt werden soll. Beiden war klar, dass die Mega-Stelze nur zu verhindern ist, wenn man Konstruktives dagegen setzt. Eine Zeit lang sah es auch gar nicht so schlecht aus: Die Planer von Straßen NRW arbeiteten auf Basis des Waldowski/Kraneis-Entwurfs ein detailliertes Konzept aus, nebst Kostenschätzung.
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Die ist bis heute das Problem: Im Vergleich mit der Mega-Stelze soll ein Tunnel fast doppelt so teuer sein. Aber: Was in einer Stadt gewollt wird, durch die eine Bundesautobahn geführt wird, spielt für die Entscheider in Bund und Land keine Rolle. Mit der Mega-Stelze wurde buchstäblich über die Köpfe der Leverkusener hinweg geplant.
Geballte politische Schlagkraft? Fehlanzeige
Es gelang auch nicht, geballte politische Schlagkraft zu entwickeln: Als 2013 die Mega-Stelze gezeigt wurde, verhielt sich Eva Lux still. Dabei hätte die damalige SPD-Landtagsabgeordnete am ehesten Einfluss auf den amtierenden sozialdemokratischen Verkehrsminister Michael Groschek nehmen können, der sich schnell auf eine Planung nach dem Prinzip „Alles wie gehabt, nur doppelt so groß“ festgelegt hatte. Vor allem, um Tempo zu machen angesichts der maroden, für Lastwagen nicht mehr passierbaren Rheinbrücke.
Parteifreund Karl Lauterbach verfolgt bis heute ein Projekt, das Leverkusens SPD und auch die erdrückende Mehrheit des Stadtrats als Phantasterei abtut, obwohl es auch dafür einen ausgearbeiteten Plan gibt: einen langen Autobahntunnel, der ab Merkenich unter dem Rhein bis zum Kreuz mit der A 3 führt und wenigstens den zweiten Bauabschnitt der gerade entstehenden Brücke überflüssig machen würde.
Ein Plan, von dem auch Nyke Slawik viel hält, die 2021 für die Grünen erstmals in den Bundestag einzog und sogar stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses ist. Trotz zweier Leverkusener Vertreter in Berlin, die der Mehrheit angehören und in Gestalt von Lauterbach gar einen Minister stellen, ist es nie gelungen, die Autobahnplanung zu beeinflussen.
Stattdessen suchte der Stadtrat zuletzt sein Heil in hinhaltendem Widerstand: Alles, was die nunmehr federführende Autobahn GmbH für die weitere Planung benötigte, wurde ihr verweigert. Dieser Taktik setzte vorigen Herbst das Kölner Verwaltungsgericht ein Ende.