Auch beim Abbruch der alten und beim Bau der zweiten Leverkusener Brücke spielt der Umgang mit giftigen Stoffen im Boden eine wichtige Rolle.
Für neue BrückeDie giftige Leverkusener Altlast wird wieder geöffnet
Das Abbaggern und Wühlen in der Leverkusener Kippe wegen der Bauarbeiten der Autobahnbauer ist noch nicht vorbei. Wie schon in den vergangenen Jahren wird es auch beim Bau der zweiten Rheinbrücke wieder Eingriffe in die giftige Altlast geben.
Dieses Mal aber etwas kleiner. Der Neubau soll sofort nach dem Rückbau der alten Brücke begonnen werden. Frühestens 2025, wenn alles nach Plan läuft, kann mit dem Neubau begonnen werden. Die zweite neue Brücke liegt dann an der Stelle der heutigen, sie wird breiter sein als die alte Leverkusener Brücke. Ein Entwurf der Ausschreibungsunterlagen steht im Netz, darin sind auf über 800 Seiten die Anforderungen an den künftigen Auftragnehmer beschrieben. Der Abbruch und der Neubau sind gemeinsam ausgeschrieben.
Bleimennige im Anstrich
Mit Gift im Boden rechnet die Autobahn GmbH demnach vor allem beim Rückbau des alten und beim Bau des neuen Brückenwiderlagers auf Leverkusener Seite etwa an derselben Stelle.
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Dort hat man bei Probebohrungen im Deponiekörper wieder Schadstoffe gefunden, darauf weist auch eine Mitteilung der Verwaltung an den Leverkusener Stadtrat hin. Darin heißt es, es sei dort mit gefährlichen Abfällen zu rechnen.
Die bisherigen Öffnungen der alten Bayer-Kippe spielten sich alle in der „Dhünnaue-Nord“ ab. Der Bereich am Brückenlager, an dem jetzt gearbeitet wird, gehört zu den vor der Landesgartenschau verschlossenen und damit heute öffentlich stark genutzten Bereichen der Altlast „Dhünnaue Mitte“. Die Baustelle rückt damit näher an Wiesdorf heran.
Auch der Gestank der Altlast muss dokumentiert werden
Die Arbeiten im Altlastenkörper sollen wieder unter einem unter Unterdruck stehenden Schutzzelt erfolgen, das fordert die Ausschreibung. Schutzkleidung, Atemschutz, Baumaschinen mit Druckkabinen sind vorgeschrieben. „Das Auftreten von Gerüchen, die Intensität und Hedonik“ (die Art des Gestanks) müssen ausschreibungsgemäß protokolliert werden.
Die schräge Böschung von der A59 zum Rhein ist als Asphaltdichtung ausgeführt, so wird verhindert, dass unten am Fuß der Altlast Flüssigkeiten austreten können. Auch dort nahe am Rheinufer muss mit einer Einhausung gearbeitet werden.
Als zum ersten Mal ein weißes Zelt als Einhausung über den Baugruben in der Altlast aufgebaut und in der Altlast geöffnet wurde, war die Skepsis in Leverkusen groß. Gezwungenermaßen haben sich die Wiesdorfer damit aber abfinden müssen. Der giftige Aushub wird wieder bei Currenta in Bürrig verbrannt, das ist in der Ausschreibung festgelegt.
Vor dem zweiten Neubau muss die alte Brücke weg
Vor dem Neubau muss die alte Brücke weg. Ab Ende 2023 sollen die Abbrucharbeiten ein Jahr dauern. Auch da wird es nicht ohne Schutzzelte gehen, denn die Brücke ist flächendeckend mit Bleimennige angestrichen. Die Gefahren des Stoffs waren zu Bauzeit zwischen 1961 und 1965 noch kein Grund, auf die gute Wirkung der Chemikalie zu verzichten. Laut Ausschreibung soll die 687 Meter lange und 37 Meter breite Brücke in kleine Teile geschnitten werden, die dann im Schutzzelt gesandstrahlt oder anders behandelt werden müssen.
Ein Problem stellt das gegenüber der Bauzeit jetzt höhere Gewicht der Fahrbahn dar. Keinesfalls dürfen Teile in den Rhein fallen, wenn die Tragseile gekappt werden. Auch die 19 etwa fünf Zentimeter dicken Stahl-Tragseile enthalten den typisch leuchtend roten bleihaltigen Korrosionsschutz, verkleistert mit Leinöl.
Freigabe: kurz vor Weihnachten 2027
Aufgrund der Lage der Baustelle am Rhein sei auf die Qualität der Schutzmaßnahmen besondere Sorgfalt nötig. Allerdings wird nach dem Abbruch nicht jedes Gramm der aus angeblich minderwertigem Stahl gebauten Brücke wiederverwendet: Der Ausbau einzelner Stahlbauteile zu Forschungszwecken ist in dem 854-seitigen Ausschreibungs-Entwurf beschrieben.
Als Datum für die Freigabe wird der 17. Dezember 2027 angegeben.