Im neuen Schülerlabor der Bayer AG können Oberstufenkurse sich für kostenlose Seminare anmelden – dabei geht es auch um Nachwuchswerbung.
Neues SchülerlaborIm Leverksuener „Baylab“ gibt es Chemie und Roboter zum Anfassen
Was hat quitschbunt-klebriger Bubble Tea mit moderner Pharmachemie zu tun? Im neuen „Baylab@invite“ können künftig Oberstufenschüler den Verkapselungsmechanismus selbst ausprobieren. „Wenn wir in der Pharmazie einen Wirkstoff haben, müssen wir dafür sorgen, dass er im Körper da ankommt, wo er hin soll und auch aufgenommen werden kann“, erklärt Matthias Etmanski. Anhand eines flüssigen Vitaminpräparates zeigt er, wie das gelingen kann. Mit einer Pipette tropft er die orange Flüssigkeit in eine durchsichtige Lösung, im Kontakt entstehen Kügelchen, eben wie im Bubble Tea.
Pharmazie ist einer von drei Schwerpunkten in dem neu aufgebauten Labor. Zuvor war das Baylab Schülerlabor im Baykomm Kommunikationszentrum, wurde allerdings im Lockdown geschlossen. Damit wollte sich vor allem Claudia Schade nicht zufriedengeben. Die Betriebsratsvorsitzende der Bayer AG und Sprecherin für Bildung und Jugend habe sich immer für die Wiederbelegung des Baylab starkgemacht, lobt Matthias Berninger, Leiter des Bereichs „Öffentlichkeit und Nachhaltigkeit“. „Wir können immer viel über Fachkräftemangel reden, aber besser ist es, dem Nachwuchs aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es gibt“, sagt Schade. Vor allem die duale Ausbildung sei ihr ein besonderes Anliegen.
Schon lange nutzen Studenten die Invite-Labore für Forschungen. „Mit dem Baylab können wir bei den Oberstufenschülern jetzt schon eine Stufe weiter vorne beginnen“, sagt Ildikó Terebesi, Managing Director bei Invite. In Zukunft hofft sie, das Programm auch auf die Mittelstufe ausweiten zu können.
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Invite ist ein Public-private-Partnership (öffentlich-private Partnerschaft) zwischen der TU Dortmund, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Bayer AG. Beheimatet ist das Forschungszentrum, indem das Baylab nur einen kleinen Teil einnimmt, im Chempark.
Die beiden weiteren Schwerpunkte der Schülerlabore sind Robotik und modulare Automation. Um Vorgänge zu automatisieren, brauche es oft kreative Lösungen, erklärt Alexander Dielen. Etwa spezielle Halterungen für Reagenzgläser. Solche können Schüler künftig am Computer entwerfen und mittels 3-D-Drucker herstellen. Komplizierter wird es, wenn Dielen erklärt, wie ein Roboterarm lernt, Tabletten mit Wirkstoffen von Plazebos zu unterscheiden und sie entsprechend zu sortieren.
Die Verknüpfung von Biologie, Chemie und Künstlicher Intelligenz sei eine Schlüsseltechnologie, sagt Berninger. „Ohne die werden wir Lösungen für die aktuellen Probleme nicht in der Geschwindigkeit finden, in der die Welt sie braucht.“ Etwa im Bereich des Klimaschutzes. Er selbst habe seine Leidenschaft für Chemie im selbstgebauten Labor im Heizungskeller des Elternhauses entwickelt. „Die gute Nachricht ist: Das Haus steht noch.“ Deswegen ist er froh, wenn jetzt wieder mehr junge Menschen die Chance haben, sich für Naturwissenschaften zu begeistern.
Auch viele Lehrer sind der Einladung zur Eröffnung des Schülerlabors gefolgt. „Ich finde es immer spannend, mit meinen Schülern neue Orte zu besuchen, wir waren auch schon im Labor an der Uni Köln“, sagt Nadja Köhn, Chemielehrerin an der Gesamtschule Schlebusch. Ihr Chemieraum in der Schule sei auch gut ausgestattet, mittlerweile sogar mit Smartboard. „Aber zu sehen, wie in echten Laboren gearbeitet wird, dass man da zum Beispiel immer steht und überall Luftabzüge platziert sind, das ist noch mal eine andere Erfahrung“, sagt Köhn. Deswegen habe sie sich gerne gemeldet, um sich die Möglichkeiten im neuen Baylab vorab einmal anzuschauen.
Für Oberbürgermeister Uwe Richrath ist die Wiedereröffnung ein weiterer Schritt in der Kooperation zwischen Stadt und Bayer AG. „Leverkusen war immer schon geprägt von Chemie und Industrie, aber wir haben eine Zeit lang nebeneinander her gelebt. Jetzt finden wir mehr zusammen.“ Die Stadt investiere durch Modernisierung von Schulen und Kitas in die Bildungschancen, gemeinsam mit der Privatwirtschaft strebt er an, Leverkusen zu einer „Wissensstadt“ zu machen. In der die Industrie unter dem „extremen Umweltdruck“ nicht nur bestehen kann – sondern ein Teil der Lösung ist. „Dies ist ein guter Tag für Leverkusen“, schließt Richrath, bevor die geladenen Gäste gemeinsam die Abdeckung vom neuen Eingangschild ziehen.
Eintägige Kurse im Labor
Das neue Schülerlabor Baylab@invite im Leverkusener Chempark richtet sich zunächst an Schulklassen in der Oberstufe. In einem eintägigen Kurs (9 bis 15.30 Uhr) haben die Klassen die Möglichkeit, an drei Stationen die Grundlagen der Pharmazie, modularen Automation und Robotik kennenzulernen und durch Experimente mit ihren eigenen Erfahrungen verbinden. Das Angebot ist kostenfrei, Anmeldung im Internet unter https://www.invite-research.com/cooperations/baylabinvite.