Opladen war Jahrhundertlang auf der Suche nach einem geeigneten Rathaus und Verwaltungsgebäude.
Wir stellen verschiedene Stationen und Häuser vor, in denen die Bürgermeister und der Rat getagt haben.
Leverkusen – Das schönste ist es nicht, das Rathaus in Opladen am Goetheplatz. Dass es aber nicht selbstverständlich ist, ein eigenes Gebäude für die Verwaltung zu haben, macht Michael Gutbier, Vorsitzender des Opladener Geschichtsvereins, bei einem Vortrag im evangelischen Gemeindehaus deutlich. Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte professionalisierte sich die Gemeindeverwaltung nämlich erst nach und nach.
Die Franzosen stießen es an: 1808 brachten sie die „Mairien“ ins Rheinland, sieben Jahre später übernahmen die Preußen die Strukturen, „nur der Name änderte sich“, erklärt Gutbier. Aus „Mairie“ wurde „Bürgermeisterei“. In den Anfängen machte der Bürgermeister seinen Job noch „nebenbei“ – von seinem Wohnhaus aus. Einer der ersten und bekanntesten Stadtoberen aus Opladen ist Vinzenz Joseph Dyckes, er führte seine Amtsgeschäfte von 1811 bis 1815 quasi im „Homeoffice“.
Anfang des 19. Jahrhunderts lebten gerade mal knapp 700 Einwohner in Opladen. Im Laufe des Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung kräftig – und die Preußen suchten eine geeignetere Immobilie für die Verwaltung als ein Wohngebäude. Doch die Suche erwies sich als langwierig: Als „Rathaus“ diente unter anderem in den kommenden Jahren das „Nau'sche Haus“ auf der Düsseldorfer Straße von 1830 bis 1891 (in den 90ern wurde es abgerissen, heute steht dort das GBO-Gebäude), hier gab es immerhin schon getrennte Amtsräume für den Stadtchef.
Hier machte auch Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. Station, als er während seiner Reise durchs Rheinland nach Opladen kam; und der Bürgermeister und seine Frau ihn empfangen durften. Offenbar war der Kronprinz beeindruckt, schildert Michael Gutbier. Es ist überliefert, dass Friedrich Wilhelm IV. später vermerkte: „Offensichtlich führen Frauen in dieser Stadt das Regiment.“
Als 1903 das Ausbesserungswerk in Opladen gebaut wurde, explodierte die Einwohnerzahl. Innerhalb nur eines Jahrhunderts wuchs Opladen von knapp 700 auf knapp 15000 Einwohner – und mit ihr die Verwaltung. Immer neue Aufgaben kamen hinzu. Akten mussten archiviert, Stadtschreiber eingestellt werden.
Die Zeit um 1900 war auch die Zeit, in der repräsentative Rathäuser errichtet wurden, häufig gotisch oder neoklassizistisch, erklärt Gutbier und nennt als Beispiel die Rathäuser in Bergisch Gladbach, Remscheid oder das alte Rathaus in Wiesdorf. Sie sollten den „Bürgerstolz der aufstrebenden Städte“ deutlich machen. Opladen war als eigenständige Stadt (1858 hatte es die Rechte verliehen bekommen) auch schon eifrig dabei, ein solches Rathaus zu planen – genau an der Stelle des heutigen.
Doch der Erste Weltkrieg machte einen Strich durch die Rechnung, die Pläne lagen lange auf Eis. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, erklärten diese die Villa Römer zum Rathaus – repräsentativ war das Gebäude durchaus, nur wie alle seine Vorgänger viel zu klein. 1938 schlossen die Nationalsozialisten das Aloysianum und wandelten es in das neue Rathaus um, der Rat tagte fortan in der ehemaligen Schulaula. 1975 wird wieder abgerissen.
„Aus der heutigen Sicht den Abriss zu verdammen, ist leicht“, relativiert Michael Gutbier, man habe damals eine andere Sicht auf den Denkmalschutz gehabt. Kurz zuvor, Anfang der 70er ist das neue Rathaus in Opladen entstanden, jetzt schlicht nur noch „Verwaltungsgebäude“.
Dass die Debatte um Verwaltungsstandorte nichts an Bedeutung verloren hat, sieht man am aktuellen Wahlkampf: Opladen Plus kämpft für ein Bürgerbüro und kann sich sogar vorstellen, die komplette Verwaltung von Wiesdorf nach Opladen zu holen.