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Rathaus, Militär, JugendherbergeDie unterschiedlichen Nutzungen der Villa Römer

Lesezeit 3 Minuten

Historiker Michael Gutbier führte Opladenerinnen und Opladenern zur Villa Römer.

Zehn Automobile fuhren 1905 über die Straßen Opladens. Drei davon waren Daimler des Fabrikanten Max Römers. An seinem Anwesen am Frankenberg parkten die Autos neben dem Kutscher- oder auch Gesindehaus genannt, eines der drei Gebäude auf seinem Grundstück. Zum Geschichtsfest am Tag des offenen Denkmals vergangenen Sonntag führte Michael Gutbier vom Opladener Geschichtsverein durch den Park der Villa Römer und durch ihre vielseitige Nutzung in der Vergangenheit, als die Anzahl der Autos in der Stadt noch an zwei Händen abzählbar war.

Gutbier analysierte den Komplex als historische Quelle. „Eine kleine Villa Hügel“ verglich der Historiker das Opladener Anwesen mit dem der Familie Krupp in Essen. Drei Gebäude auf dem Gelände und eins direkt an der Wupper gehören zu dem vergleichsweise kleinen Opladener „Hügelpark“. Jenes Gebäude für die Angestellten sowie sein eigenes Wohnhaus ließ Römer zwar burgartig entwerfen, erinnerte aber dennoch ans Bergische durch Fachwerkfronten im obersten Stockwerk.

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Sein Vater Albert eröffnete eine Färberei an der Wupper und trug als Beigeordneter zur Kommunalpolitik bei. Sein Sohn und Bauherr der Villa führte die Rolle im Stil der zeitgenössischen Fabrikantenfamilien Krupp und Co fort und unterstütze mit seinem Vermögen viele Einrichtungen Opladens wie etwa die nahe gelegene Bielert-Kirche, deren Gemeindehaus nicht zufällig parallel fertig gestellt wurde.

Von britischem Militär genutzt

Als Wohnhaus diente die Villa allerdings nur wenige Jahre, schon 1933 wurde sie Opladener Rathaus, später vom Kreis genutzt und ab 1945 von der britischen Militärregierung. Das Kutscherhaus diente zeitweise als Jugendherberge. Danach zog die Kreisverwaltung ein, was Römers einstigen Garten mit Gewächshaus und Orangerie als drittes Gebäude des Anwesens im Volksmund zum nun öffentlichen „Kreispark“ machte. Der Freiherr-vom-Stein-Brunnen vor dem Landratsamt erinnert an die jahrzehntealte Bedeutung des Ortes für die Kommunalpolitik. Wie das Motto des bundesweiten Aktionstages „Chance Denkmal“ anbot, zeigte der Vorsitzende des Vereins unter anderem, wie sich an den baulichen Veränderungen der Villa ihre unterschiedliche Nutzung ablesen lässt. Auch Fotos zählen zu den Quellen, die der heute in der Villa ansässige Geschichtsverein nutzt. Nicht nur Fachmänner und -frauen engagieren sich im Verein. Auch Leverkusener wie Jens Liebherr schätzen die Möglichkeit, „eine gute Quelle zu haben, sich über seinen Lebensraum zu erkundigen“.

Er schloss sich am Geschichtsfest einer der zahlreichen Führungen durch die Stadt an und erzählt im Rahmen von weiteren Projekten auch selbst von der Geschichte Opladens: „Man muss nicht unbedingt vom Fach sein, um sich zu engagieren.“ Das Geschichtsfest ermöglicht die Präsentation der Arbeit des Vereins, den Umwandlungsprozess festzuhalten, dem die Opladener Verkehrswege, Flüsse, und Gebäude in der Vergangenheit unterlagen.

Die Historiker zeigten den Opladenern, wie Fassaden und Landschaften zu lesen sind, um ihre Geschichte zu begreifen. An vieles konnten sich die Besucher sogar noch selbst erinnern.