Leverkusen – „Die Preissteigerungen könnten bald so hoch sein: Wenn wir das auf die Kunden umlegen, dann wird keiner mehr kommen“, befürchtet Leverkusens Dehoga-Kreisvorsitzender Hagen Norhausen mit Blick auf die Preisentwicklung im Lebensmittel- und Energiebereich. Aktuell seien die Biergärten zwar voll, das könnte sich jedoch in absehbarer Zeit ändern. Vor allem die kommenden Herbst- und Wintermonate bereiten dem Gastronomen große Sorgen.
„Im Moment kommen wir ganz gut klar. Zu Stoßzeiten schaffen wir den Ansturm kaum“, gibt sich Norhausen zufrieden. Die sommerlichen Temperaturen sorgen vor allem für eine volle Außengastronomie. Es fehle allerdings an Personal. Die Mitarbeiter würden zurzeit mehr als 100 Prozent liefern müssen. Lediglich der Geschäftskundenbereich sei schwach. Vor allem wegen Corona würden viele Unternehmen auf Betriebsveranstaltungen verzichten.
Energiepreise könnten sich verdreifachen
„Am meisten Sorgen bereiten uns eigentlich der Herbst und Winter. Wir rechnen mit extremen Preissteigerungen, vor allem im Energiebereich“, berichtet er. Aktuell kalkuliere er circa drei bis vier Prozent des Energiepreises ein, Norhausen rechnet in Kürze aber mit etwa acht bis neun Prozent. Der Preis könnte sich also verdreifachen. Auf das Jahr gerechnet seien das um die 30.000 Euro.
Auch die gestiegenen Tariflöhne machen sich bemerkbar. In kleineren Betrieben mache dieser mitunter einen Betrag von 10.000 Euro pro Jahr aus. „Grundsätzlich finden wir das natürlich gut, dass unsere Mitarbeiter vernünftig bezahlt werden. Aktuell kommt aber einfach alles auf einmal. Das macht es für uns schon sehr schwierig“, merkt der Dehoga-Vorsitzende an.
Gastro in Leverkusen leidet noch immer an Folgen des Hochwassers
Hinzu komme, dass die Gastronomie nicht mehr die einzige Branche sei, die mit großen Problemen zu kämpfen hat. An Flughäfen herrscht Chaos, Freibäder, wie das Calevornia, können wegen Personalmangel nicht öffnen. „In Lockdown-Zeiten wurden wir vom Staat unterstützt. Jetzt stehen wir aber nicht mehr alleine da.“ Aktuell steht Hagen Norhausen selbst in der Küche, weil er keinen Koch findet. Sogar seine 84-jährige Mutter hilft in der Küche aus.
Auch an den Folgen des Hochwassers leiden einige Gastronomiebetriebe in Leverkusen noch immer. „Manchmal fragt man sich schon, wie man das alles schaffen soll“, sagt der Dehoga-Vorsitzende.
Hinzu komme das „No-show“-Problem. Die Branche diskutiert zurzeit mögliche Lösungsansätze. Es bezeichnet Reservierungen, die letztlich nicht wahrgenommen werden. Für Restaurants ein Horrorszenario. „Letztens haben bei uns drei Tische mit sechs, sieben und acht Personen kurzfristig wegen Corona abgesagt. Das ist alles verständlich, aber ich habe die Ware eingekauft und stehe da mit meinem Personal“, erzählt Norhausen.
Diskutiert werde deshalb, ob Reservierungsgebühren oder das Abgeben einer Kreditkartennummer nötig sind. Im Hotelgewerbe werde schließlich auch eine Gebühr fällig, wenn man nicht auftauche, sagt der Gastronom. Nicht bei jedem Biergarten oder Brauhaus spiele das eine Rolle. „Große Betriebe können das auffangen aber bei einem Restaurant mit sechs, sieben Tischen bricht der Umsatz einfach weg.“
Der örtliche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga habe bereits sieben Mitglieder weniger. Norhausen rechnet mit weiteren Betrieben, die in der kommenden Zeit schließen müssen. „Wer die Preise jetzt noch nicht erhöht hat, wird im Winter nicht mehr da sein“, ist er sich sicher.