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„Kann kein Geld mehr ziehen“Wie das Leverkusener Banken-Netz schrumpft

Lesezeit 3 Minuten
Commerzbank Opladen

Die Filiale der Commerzbank in Opladen wurde endgültig geschlossen.

Leverkusen – Horst Schwiperich ist verzweifelt. Der Schlebuscher ist Kunde der Deutschen Bank, schon seit Jahrzehnten, und das will er auch nicht mehr ändern. Aber an seinem Wohnort in Schlebusch kann er kein Geld mehr kostenlos abheben.

2019 mit viel Brimborium wiedereröffnet

Erst macht schon vor Jahren die Deutsche Bank ihren Standort in Schlebusch dicht, aber wenigstens konnte Schwiperich noch die Automaten der Commerzbank nutzen, die den kostenlosen Geldabhebe-Service als Teil der sogenannten Cash Group anbietet. Und dass die Commerzbank in Schlebusch bleiben würde, davon konnte man zumindest 2019 noch ausgehen. Damals feierte die gelbe Bank noch mit viel Brimborium die Wiedereröffnung ihres Standorts als moderne „City-Filiale“, die zwar keine Kasse mehr hat, aber dennoch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Beratung und SB-Terminals für Bargeldabhebungen, Kontoauszüge und Überweisungen.

Doch gut zwei Jahre später entschied die Commerzbank, ihr Filialnetz deutlich zu verkleinern, 15 Niederlassungen in Leverkusen und dem Kölner Umland sollten dichtmachen. Auch für die Standorte in Schlebusch und Opladen bedeutete das das Aus. Auch die Geldautomaten der Cash Group verschwanden damit aus Schlebusch. Und Horst Schwiperichs letzte Möglichkeit, kostenlos in der Umgebung Geld abzuheben.

Banken begründen Schließungen mit Kundenverhalten

Klar gebe es heute die Möglichkeit, im Supermarkt bei der Bezahlung Geld abzuheben, aber bloß bis zu einem Betrag von 200 Euro, und nicht immer will man zum Supermarkt für Bargeld. „Wenn ich jetzt Bargeld brauche, muss ich bis Wiesdorf fahren“, sagt der 76-jährige Schwiperich. „Das ist doch vor allem für ältere Leute ein Problem. Ich kann das leicht mit dem Fahrrad bewältigen, aber andere müssen mit dem Bus fahren, wenn sie kein Auto haben, oder sich von anderen Leuten Geld holen lassen.“

VR-Bank Opladen

Filiale der VR-Bank in Opladen

Die Banken begründen die Entscheidungen für weniger Filialen mit dem geänderten Kundenverhalten. Kaum jemand besucht im Alltag noch eine Bankfiliale. Dirk Kärgel, bei der Commerzbank verantwortlich für die regionale Kommunikation, sagt, es gehe bei der Strategie des Instituts ja nicht darum, Filialen zu schließen: „Es geht um ein zukunftsfähiges Filialnetz und ein komplett neues, an den Bedürfnissen unserer Kunden orientiertes Geschäftsmodell.“

„Wissen Sie“, sagt Schwiperich, „ich mache Online-Banking. Das ist eine feine Sache, aber das nützt mir auch nichts. Ich bekomme ja kein Geld aus dem Laptop.“

Deutsche Bank war schon vorher weg

Aus Opladen hat sich derweil nicht nur die Commerzbank verabschiedet, sondern schon vorher die Deutsche Bank. Vier Geldautomaten hat das Institut noch in Leverkusen, alle befinden sich in Wiesdorf. Die VR-Bank Bergisch Gladbach-Leverkusen ist im Stadtgebiet mit sieben Geschäftsstellen vertreten.

Das größte Netz weist derweil die Sparkasse Leverkusen auf. In zehn Bankniederlassungen sind auch heute noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort, um zu beraten. Elf seiner Filialen nennt die Sparkasse SB-Filialen. Dahinter steckt wenig mehr als ein Automatenstandort mit der Möglichkeit, Geld zu ziehen, Kontoauszüge zu drucken und Überweisungen zu tätigen. 44 Geldautomaten der Sparkasse verteilen sich auf ganz Leverkusen.

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2017 hatte das Institut die sechs Filialen in Alkenrath, Manfort, Rheindorf-Nord, Steinbüchel, der Waldsiedlung und am Wiesdorfer Platz zu SB-Standorten umgewidmet. Aktuell, sagt Sparkassen-Sprecher Dierk Hedwig, sei nicht konkret geplant, Filialen zu schließen. „Jedoch führen wir regelmäßig Standortanalysen durch.“ Die fortschreitende Digitalisierung, das Kundenverhalten, neue Wettbewerber, zählt Hedwig auf: „Diesen Entwicklungen können wir uns natürlich nicht verschließen.“