AboAbonnieren

Ungewöhnliche Ideen sind gefragt

Lesezeit 3 Minuten

Geschlossen ist nun auch das Museum Morsbroich. Dessen Perspektiven sind ohnehin eher düster.

Zum Kommentar „Fataler Stillstand“ von Thomas Käding vom 11. März Sie schreiben in Ihrem Kommentar „Fataler Stillstand“, dass der Museumsverein ein schlüssiges Konzept vorgelegt hat, das man eigentlich nur umsetzen brauchte. Ich bitte um Nachsicht, aber das ist kein Konzept für ein zeitgenössisches Museum. Die Versäumnisse für Schloss Morsbroich liegen lange zurück. Das Land NRW hatte einst ein solches Museum gesucht und in Leverkusen gefunden. Es fehlte von Anfang an ein Gesamtkonzept. Mir ist in Erinnerung, dass der Kulturdezernent bemängelte, das Schloss sei feucht. Für Lagerung und Ausstellungen höchst problematisch. Hinzu kamen die Bedenken der Versicherungen. Das Schloss war nicht gut gesichert. Es hätten über Jahre Gelder in den Haushalten eingestellt werden müssen, um Kunst ohne Bedenken ausstellen zu können.

Vor diesem Hintergrund war es natürlich schwer, einen qualifizierten Museumsdirektor zu finden. In den Jahren danach kam es zu keiner konstruktiven, politischen Entscheidung, was man mit dem Museum künstlerisch will. Es fehlte also ein Marketing-Konzept, das ich mehrfach öffentlich gefordert hatte. Fazit: es wurde gewurstelt und die Besucherzahlen gingen drastisch zurück. Soweit, dass die Stadtpolitik das Defizit nicht mehr vertreten kann.

Aber auch von den Kultur-Verantwortlichen der Stadt kam nichts. Also hat man sich an den fehlenden Parkplätzen festgebissen und ist damit keinen Schritt weitergekommen.

Das Verständnis für Zeitgenössische Kunst hat abgenommen, weil sich die Leute gefragt haben: Ist das noch Kunst oder kann das fott? Ich komme aus Kassel und habe die Entstehung der Documenta miterlebt. Die Architekten-Brüder Bode haben etwas Tolles geschaffen und für die zeitgenössische Kunst hohe Ansprüche gestellt. Das ist in den vielen Jahren danach aber so schlecht geworden, dass die Stadt Kassel und das Land Hessen die weitere materielle Unterstützung nicht mehr gegeben haben. Höhepunkt der letzten Documenta war, die Verkleidung der historischen Wache am Beginn der Wilhelmshöher Allee mit zusammengenähten Säcken, verschmutzt und verdreckt. Und die ganze Stadt als Ausstellungsfläche. Um das wesentliche zu sehen musste man eine Woche in Kassel bleiben. Wer macht das schon?

Der Tod der documenta Stadt Kassel war die Verlegung der Ausstellung auf viele Länder. Wer heute gute, ansprechende zeitgenössische Kunst sehen will, kann das zum Beispiel in Kölner Galerien tun. Morsbroich hat kläglich versucht dran zu bleiben und ist gescheitert. Wer will schon eine teure Luftballon- Aktion im Schloss-Vorpark sehen, die schon nach wenigen Stunden schlaff herunterhingen? Wen interessierte eine ausgestellte Vespa, die in Abständen rechts und links blinkte? Die Leute merken schon, wenn sie auf den Arm genommen werden.

Es gäbe schon interessante und neugierig machende Ausstellungen. Zum Beispiel Kunst aus den Ländern, mit denen Leverkusen Städtepartnerschaften hat. Oder eine Kooperation mit der UN und Kunst von ethnischen Völkern. Wenn keiner ungewöhnlich denkt, wird es wohl dazu kommen, dass Schloss Morsbroich verkauft werden muss.

Was soll ein Restaurant am Schloss? Leverkusen hat eine Reihe erstklassiger Restaurants. Ein Schloss-Café reicht. Die Remisen für junge Künstler zum Arbeiten zur Verfügung stellen. Und Morsbroich muss ein Museum bleiben und darf kein Freizeitpark werden. Da gibt es ausreichend Alternativen.

WERNER D. LUDWIG, ODENTHAL