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VerkehrswendeWarum Leverkusen sein Busnetz zusammenstreicht

Lesezeit 4 Minuten
Ein KVB-Bus an der Haltestelle Chempark Leverkusen

Der Chempark Leverkusen ist ab dem nächsten Jahr mit dem Bus schlechter zu erreichen.

Die Nachfrage ist auf einigen Linien zu gering. Das gilt vor allem in Randzeiten. Kritik gibt es dennoch – von der CDU.

Gut ein Jahr nach ihrer Einführung wird die Express-Buslinie zwischen Leverkusen und Wermelskirchen ausgedünnt. Und zwar samstags. Bisher gibt es zwischen 9 und 21 Uhr einen Halbstundentakt, so wie an den Wochentagen schon ab 5 Uhr. In den übrigen Zeiten fährt der Expressbus einmal pro Stunde, und das soll ab dem nächsten Fahrplanwechsel auch den ganzen Samstag über gelten. „Samstags erscheint das derzeitige halbstündliche Angebot ab 9 Uhr angesichts der durchschnittlichen Fahrgastnachfrage von ca. vier Fahrgästen an diesem Wochentag zu üppig bemessen zu sein“, heißt es von der Leverkusener Stadtverwaltung.

Die vor gut einem Jahr gestartete Express-Linie steht insgesamt unter scharfer Beobachtung. Zwar sollen die wenigen Haltestellen für schnelles Fortkommen zwischen Bergischem Land und Rheinschiene sorgen. Aber weil der Bus dafür die chronisch verstopfte A 1 benutzt, hält sich der Publikumserfolg in Grenzen. Das hat man auch im Rathaus gemerkt. Deshalb werde die Linie X24 gemeinsam mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis und den Busfirmen Wupsi und RVK „weiter evaluieren und sich über das zukünftige Leistungsangebot auf der Achse Leverkusen – Wermelskirchen weiter austauschen“, so die Stadtverwaltung. Das klingt eher bedrohlich. Die Ausdünnung des Takts am Samstag soll nach Berechnungen der Stadtverwaltung rund 10.000 Euro im Jahr sparen.

Verbindung zum Chempark wird dünner

Auch nicht groß werden die Einsparungen sein, die mit weiteren kleinen Einschnitten ins Busnetz verbunden sind. Neben den bereits heiß diskutierten Veränderungen auf den Linien 25 und 253 plant die Stadtverwaltung, den Chempark schlechter anzubinden: Die Linie 217 von Rheindorf über Bürrig und die 218 von Mathildenhof über Steinbüchel und Schlebusch zum früheren Bayer-Gelände, auf dem mehr als 30.000 Menschen arbeiten, sollen seltener verkehren: „Morgens werden künftig in Richtung Chempark jeweils zwei von fünf sowie nachmittags ab Chempark jeweils drei von fünf schwächer nachgefragte Fahrten nicht mehr angeboten“, kündigt die Stadtverwaltung an. Der Grund: kaum Nachfrage. Die betreffenden Fahrten seien im Abschnitt zum und vom Chempark von durchschnittlich 4,44 Fahrgästen auf der Linie 217 und 5,73 Fahrgästen auf der Linie 218 genutzt worden. Durch den Wegfall spare die Stadt rund 70.000 Euro im Jahr.

Dass der Norden und der Osten schlechter an das größte Industriegelände in der Stadt angebunden werden sollen, findet Rüdiger Scholz schlecht. Damit werde die Linie 217 „unattraktiv“, sagte der Christdemokrat am Montag in der Bezirksvertretung I. Die Folge: „Die Leute werden wieder auf das Auto umsteigen.“ Also das Gegenteil dessen tun, was politisch gewollt und ökologisch sinnvoll sei. „Mittelfristig kommen wir mit Streichungen im Busnetz nicht weiter“, ergänzte der Rheindorfer.

Auch nicht glücklich ist Scholz damit, dass die Stadtverwaltung für den Nordosten der Stadt das Anruftaxi-System Efi als Ersatz für wegfallende Verbindungen in den Randzeiten ins Spiel bringt. Für den kompletten Stadtbezirk I sei das freilich sowieso keine Alternative: „Da gibt es Efi nicht.“


Bezirksvertretung will Linienweg über Sandstraße beibehalten

Die Bezirksvertretung im Stadtbezirk II hat sich in ihrer Sitzung am Dienstagabend in Opladen auf Vorschlag von Opladen Plus dafür ausgesprochen, den bisherigen Linienweg der SB-Linie 25 über die Sandstraße beizubehalten, wenn diese Strecke ab Januar 2025 von der Linie 253 bedient wird. Die Politiker waren parteiübergreifend der Meinung, dass der Vorschlag der Verwaltung, den Linienweg von der Sandstraße weg ins Wohngebiet Frankenberg und damit über die Haus-Vorster-Straße und das Staderfeld zu verlegen, angesichts der engen Straßenverhältnisse keine tragbare Idee ist. Unter diesem Vorbehalt stimmten sie dem Linientausch zu.

Die Verwaltung sieht hier ein Einsparpotenzial von 1oo.000 Euro jährlich. Das allerdings nur, wenn die 253 auf der Linie künftig nur stündlich und nicht zumeist halbstündlich wie bislang die SB25 verkehrt und zusätzlich die 203, die bisher bis zur Villa Römer fährt, künftig am Busbahnhof Opladen endet. Es bleibt noch abzuwarten, wie sich der Rheinisch-Bergische Kreis und die Politik in Leichlingen zu den vorgeschlagenen Änderungen verhält. (ps)