Leverkusen – Es ist ein Spagat, den die Verantwortlichen dieser Stadt hinbekommen müssen, wenn es um die Verschönerung der Parkanlage rund um Schloss Morsbroich geht. Einerseits sollen sie das jahrelang in großen Teilen brachliegende Areal wieder für Parkbesucher begeh- und vor allem erlebbar machen. Andererseits aber soll dies nach dem Wunsch einiger Bürger nicht um jeden Preis geschehen. Schließlich sind Teile des Geländes als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die Leverkusener werden bei den Planungen per Bürgerbeteiligung mit ins Boot geholt.
Und das erste Treffen mit denen, die ein Wörtchen mitreden wollen, stand nun im Schloss an. Eingeladen hatten die Vertreter der Stadt – genauer des Kulturbüros „Kultur-Stadt-Lev“ (KSL). Gemeinsam mit einigen jener zum Teil externen Experten und Preisrichtern, die am Ende entscheiden müssen, was wie umgesetzt wird, sammelten sie Vorschläge der Bürger.
Erhalt von Flora und Fauna
Und denen wiederum ging es nicht nur um die Aufwertung der Gastronomie im Schloss-Restaurant oder um die Einrichtung von Naturlehrpfaden und Themengärten, sondern in erster Linie um den Erhalt der Flora und Fauna rund ums Schloss. Rainer Morgenstern vom Naturschutzbund (Nabu) Leverkusen etwa fordert, sowohl die Wiesen als auch die Teiche im hinteren Teil des Schlossparks mit möglichst wenigen Eingriffen in die Natur zu restrukturieren. Der natürliche „Urwald“ müsse erhalten bleiben. Gerade an den Waldteichen hätten sich zahlreiche Pflanzen und Tiere niedergelassen. Es müsse entsprechend um eine Renaturierung gehen, nicht um eine Revitalisierung.
Kartierung der Tierarten vor Ort
Andere Teilnehmer der Runde forderten, die große Blutbuche – abgegrenzt mit einem Zaun – unbedingt zu erhalten. Sie sterbe zwar langsam. Aber das sollte ihr denn auch in Ruhe ermöglicht werden. Gerade dadurch, dass sie im Park stehe und sichtbar sei, sei sie ein erlebbares Element für die Besucher.
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Brigitte von Bonin bat die Experten um eine genaue Kartierung der ortsansässigen Vögel und Amphibien – unter anderem, das bestätigen Nabu und BUND, lebten auf dem Morsbroicher Areal die einzige Graureiher-Kolonie der Stadt, Bussarde, Dachse sowie zahlreiche andere Tiere. Martina Frimmersdorf ging auf die von der Expertenrunde erwähnte Einrichtung von Sichtachsen auf das Schloss im Umfeld desselben ein, für deren Einrichtung Grün gleich an mehreren Orten entfernt werden müsste. „Man muss das Schloss nicht von überall sehen können. Es muss auch weiterhin Gebüsche und Dickichte geben – nicht nur einzelne Bäume.“ Sie betonte zudem, dass es in der Stadt viele Natur- und Baumschützer gebe. „Und die beobachten all das, was hier gemacht werden soll, sehr misstrauisch.“ Es war ein Appell wie eine Drohung gleichermaßen.
700 000 Euro bewilligt
Der Förderantrag der Stadt zur Erneuerung der Parkanlage in Morsbroich – bewilligt sind 700 000 Euro – umfasst unter anderem eine zusätzliche Überquerung des Wassergrabens, den Anschluss des Wegenetzes rund ums Schloss an das städtische und regionale Radwegenetz, die Einrichtung eines Skulpturenparkes und eines Spielplatzes, die Erstellung eines sinnvollen und ausreichenden Parkraum- und Mobilitätskonzeptes. Und eben eine naturverträgliche, gärtnerische und denkmalgerechte Revitalisierung.
Der Zeitplan des weiteren Vorgehens: Am 18. November werden die ersten Konzepte der involvierten Landschaftsplaner aus Köln, Düsseldorf, Berlin, Osnabrück und Rapperswil (Schweiz) abgegeben. Am 28. November setzen sich die Mitglieder des Preisgerichtes, in dem auch Verwaltungsvertreter und Kommunalpolitiker sitzen – zu einer ersten Sitzung zusammen. Eine zweite Abgabephase (11. Februar 2020) endet mit der nächsten Preisgerichtssitzung am 28. Februar 2020. Im März werden dann die Ergebnisse der Runden öffentlich präsentiert.