Leverkusen – „Der deutsche Herbst 2021 wird in wenigen Tagen so richtig beginnen“, begrüßt Wilfried Schmickler am Freitagabend gewohnt ironisch zu seinem neuen Programm „Es hört nicht auf“. Dieses in seiner Heimat, in seinem „allerliebsten Lieblingsforum, im allerliebsten Leverkusen, der Stadt auf der richtigen Rheinseite, mit dem besseren Verein“ aus der Taufe zu heben, sei für ihn Ehrensache.
Fast richtig gewählt
Los geht es mit einer guten Nachricht: „Nach 16 schier endlosen Jahren wird Deutschland endlich wachgeküsst von neuen Brückenbauern, Gräbenzuschüttern und Stellschraubendrehern.“ Dies sei Verdienst der so pfiffigen Wählerinnen und Wähler. „Am 26. September haben sie gesprochen. Und was haben sie gesagt? – Grunz“, ärgert er sich, dass für ihn nicht alle so weise gewählt haben, wie die Berechtigten im Wahlkreis Leverkusen. „Dann hätten wir jetzt eine solide rot-grüne Mehrheit, Lauterbach wäre Gesundheitsminister – und die FDP würde die ganz kleinen Brötchen backen“, so der gebürtige Hitdorfer, „aber es hört ja nie jemand auf uns.“
Neben wortgewandtem Politkabarett, finden in dem Programm auch einige Pointen eine Heimat, die er nach eigenen Angaben abgeschrieben habe: „Rechts vor Links klappt am besten, wenn von rechts kein Auto kommt.“ – „Manche Handtücher sind so schön, damit möchte man sich abtrocknen, auch wenn man gar nicht nass ist.“ Oder: „Ich putze mir morgens die Zähne immer erst mit Elmex und erst abends mit Aronal: Der Tag fängt doch gleich ganz anders an, wenn man schon was riskiert hat.“
Schließlich habe jeder schon mal abgeschrieben, dies sei eine Kulturtechnik, die man schon in jungen Jahren in der Schule lerne: „Ich zum Beispiel in meinem schriftlichen Matheabitur auf dem Landrat-Lucas-Gymnasium.“ So gehe es ihm auch „am Gesäß vorbei“, dass Armin Laschet beim Verfassen seines Buches über Zuwanderung die ein oder andere Passage zugewandert ist: „Von einem Mann, der nicht mal in der Lage ist, richtig einen Wahlzettel zu falten, kann man ja wohl auch nicht erwarten, richtig zitieren zu können.“
Er berichtet, in seinem Leben schon hunderte Witze erzählt zu haben und keiner davon sei von ihm gewesen – außer einer: „Da macht Donald Trump eine Wanderung durch den Schwarzwald, plötzlich steht ein Burger King am Wegesrand. Er geht rein, will bestellen, da kommt ein Mann in Uniform und drängelt sich vor. Da sagt der Trump: »Moment! America first!« Sagt der Mann: »Ist mir egal – ich bin Förster.«“
Corona darf nicht fehlen
Auch Corona, Impflicht, Folgen der Pandemie für die geistige Gesundheit und Anekdoten aus den Lockdowns sind natürlich Thema. Das größte Problem der Pandemie sei aber ein anderes: „Es wurde und wird viel zu viel von viel zu Vielen gesprochen!“ Nach dem 30. Corona-Brennpunkt und der x-ten Covid-19-Talkshow, schalte sein Schädel auf Durchzug. Headlines wie „Das Virus als Denkanstoß“, „Die Krise als Chance“ oder „Der Staat als Retter in der Not“ treibe ihm die Galle bis unter die Schädeldecke. Auch das ganze „Also ich finde ja…“, „Also ich meine ja…“, „Ich denke mal…“ und „Ich habe ja schon immer gesagt…“ könne er nicht mehr hören. Aber wer hat diese Themen nochmal auch in sein neues Programm aufgenommen?
Solange Idiotie, soziale Ungerechtigkeit, Hass und Intoleranz nicht aufhören, höre auch Schmicklers Lust nicht auf, dem Ganzen hämende Worte der Wahrheit entgegenzusetzen. Schließlich sei die Stimmung berechtigterweise im Moment gar nicht mal so gut: „Das Klima ist eine Katastrophe, die Herde steht im Impfstau und ausgerechnet die FDP erobert die Herzen der Jungwähler.“
Schneller immer weiter
Er löst dies im Forum mit dem Vortag eines großen Stimmungsgedichtes „Im Korb da liegt ein toter Hahn – es ein Stimmungstaliban“, welches er so schnell und gewieft präzise vorträgt, dass Viele zwischendurch wohl gerne mal zurückgespult und nochmal auf halber Geschwindigkeit zugehört hätten. „Sie wissen, was gemacht werden muss, weil ansonsten ist Schluss: Auf jeden Fall weiter, weiter und immer weiter“, singt Schmickler live bei „Es hört nicht auf“.