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Leverkusener Händler„Nicht ein einziges Lebensmittel ist nicht teurer geworden“

Lesezeit 4 Minuten
Fußgängerzone Leverkusen Wiesdorf (6)

Werbetafel eines Textil-Discounters in Leverkusen-Wiesdorf

Leverkusen – Inflation und steigende Energiepreise schüren Unsicherheit in der Bevölkerung: Wie wird der nächste Winter und was werde ich mir dann leisten können? Die Stimmung erreicht auch die Leverkusener Händlerinnen und Händler. Personalmangel und die anhaltenden Coronawellen verursachen in der lokalen Wirtschaft zusätzliche Probleme. So schätzen Betreiber von hiesigen Geschäften die aktuelle Situation ein und mit diesen Gefühlen blicken sie in die Zukunft:

Ina Schillings, Friseursalon Schillings, Wiesdorf

„Aktuell sehe ich keinen Rückgang an Kunden. Was man sieht, ist, dass Termine rausgezögert werden und manche Kunden den Abstand mal um eine Woche verlängern. Mancher Kunde weicht auch bei den Friseurpflegeprodukten auf die günstigere Linie aus. Die gestiegenen Energiekosten machen mir Bauchschmerzen. Bei der Hitze vor wenigen Tagen haben wir die Klimaanlage den ganzen Tag angehabt. Ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Der Abschlag wurde bereits erhöht. Wir harren der Dinge.

Energiesparen ist schwierig, wir haben schon Energiesparlampen, achten jetzt umso mehr darauf, beispielsweise im Lager Lampen ausgeschaltet zu haben, wenn man sie nicht braucht. Dass keine Lockdowns mehr kommen sollen: Gottseidank. Beim Personal sind wir sehr gut aufgestellt, wir suchen nicht. Auch das Thema Mindestlohn ist keins für uns, da wir schon jetzt mehr als Mindestlohn zahlen. Da stehen wir nicht ganz so unter Druck gerade.“

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Fuzo Wiesdorf 2

Die Fußgängerzone in Wiesdorf: Muss der Einzelhandel bangen?

Kerstin Seidel, Café Zettel's Traum, Opladen

„Natürlich kommen weniger Kunden, das ist echt schlimm. Nach Corona hat man sich nie mehr richtig erholt, auch wenn es zwischendurch wieder okay war. Das muss jetzt im Herbst besser werden. Es gibt nicht ein einziges Lebensmittel auf meiner Karte, das nicht teurer geworden ist. Ich habe die Preise minimal erhöht, aber nicht so, wie ich es machen müsste. Sonst kann sich bald keiner das Frühstück mehr leisten.

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Zu den Heizkosten: Was soll man da sagen? Man kann versuchen zu sparen, aber wirklich vorbereiten kann man sich nicht. Ich habe die Räumlichkeiten gemietet, ich kann hier auch nicht viel verändern. Dass kein Lockdown mehr kommen soll: Das kann sich der Staat nicht mehr leisten. Ich hoffe, dass wir mit Masken und den weiteren Hygienemaßnahmen da durchkommen. Ich bleibe optimistisch, das Café macht so viel Spaß! Ab Herbst gibt es bei uns auch wieder Veranstaltungen wie Lesungen oder spanische Musik, im Winter plane ich erneut ein Abendbrotbüffet.“

Heike Noworzyn, Buchhandlung Noworzyn, Opladen

„Aktuell kann ich keinen starken Rückgang beklagen: Es ist Schulbuchgeschäft und es werden viele Schulbücher bestellt. Davor war es das normale Sommerloch, ich kann nicht feststellen, dass das weniger geworden ist. Die Käufe sind grundsätzlich zurückgegangen, das Internet ist einfach eine große Konkurrenz.

Heike Noworzyn Buchhandlung Leverkusen

Heike Noworzyn von der Buchhandlung Noworzyn im Jahr 2019

Was ich am Mittwoch gehört habe, ist, dass es auf jeden Fall keine weiteren Lockdowns geben wird im Winter, da bin ich zuversichtlich. Und Bücher sind nach wie vor beliebte Weihnachtsgeschenke.“

Nina Rositzke, Unverpacktladen, Schlebusch

„Ich habe Glück, dass wir auch ein Café haben. Man merkt nach wie vor, dass die Menschen durch Corona lange keinen Kaffee trinken durften und dass sie das jetzt suchen. Die Angebote werden sehr gut angenommen, zum Beispiel auch die Weinprobe, da mussten wir letztens sogar einigen Paaren absagen.

Nina Rositzke Unverpackt Leverkusen Schlebusch

Nina Rositzke im Oktober 2021 in ihrem Unverpackt-Laden in Schlebusch

Das Kaufverhalten bei Bio-Lebensmitteln hat allerdings abgenommen, das merken wir schon. Interessanterweise sind es die Grundnahrungsmittel, die schlecht gehen, wie beispielsweise Nudeln. Kaffee und Nüsse laufen weiterhin sehr gut. Vielleicht liegt es daran, dass man bei Nudeln den Unterschied nicht groß rausschmecken kann. Bei Kaffee und Nüssen aber schon, das ist dann auch ein gutes Verkaufsargument. Ich denke durchaus, dass jetzt mehr Leute in Discountern einkaufen gehen.

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Sparangebote sind in dieser Zeit gefragter denn je.

Steigende Gaspreise? Ich weiß nicht, womit ich im kommenden Winter rechnen soll, ich kann nicht sagen, wie teuer die Energiekosten werden. Ich fühle mich nicht gut vorbereitet: von wem auch? Insgesamt werden Selbstständige nicht gut informiert. Jetzt haben auch einige der Manufakturen, mit denen wir zusammenarbeiten, Insolvenz angemeldet. Da denke ich: Die Lufthansa wird gerettet, was ist mit dem Mittelstand?

Dass im nächsten Herbst und Winter kein Lockdown kommen soll, ist eine enorme Erleichterung. Personalprobleme habe ich keine. Ich habe großes Glück mit meinen beiden Festangestellten. Ich bezahle auch fair: Wenn ich fair gehandelte Lebensmittel verkaufe, kann ich meinen Mitarbeitenden nicht nur wenige Euro die Stunde bezahlen. Da ist dann auch eine andere Motivation. In schwierigen Zeiten haben wir uns zusammengesetzt und gemeinsam überlegt.“