Viele Fahrgäste haben sich auf die Ausfälle im Busverkehr eingestellt.
WarnstreikMeiste Buslinien in Leverkusen fahren – Klimaaktivisten solidarisieren sich
Seit dem frühen Freitagmorgen betrifft der Warnstreik, zu dem die Dienstleistungsgewerkschaft aufgerufen hat, den öffentlichen Personennahverkehr. In Leverkusen haben die Fahrer des kommunalen Verkehrsunternehmens Wupsi im Zuge des Arbeitskampfes um höhere Tariflöhne ganztägig die Arbeit niedergelegt. Ein Großteil der Linienfahrten findet dennoch statt.
Daran ändert auch der Streikposten nichts, der an der Zufahrt zum Wupsi-Betriebshof in der Fixheide Stellung bezogen hat. Denn eine Vielzahl der Linienfahrten werden inzwischen von den Beschäftigten von Unternehmen erledigt, die im Auftrag der Wupsi fahren, voran des Tochterunternehmens HBB. So waren an diesem Freitag rund 60 Prozent des Linienfahrten trotz des Ausstands unterwegs. Völlig ausgefallen ist allein die Linie 222 von Bergisch Gladbach her, deren Busse ausschließlich von Wupsi-Fahrern gelenkt werden.
In Warnwesten auf Streikposten
Seit dem frühen Morgen stehen Waldemar Schütz vom Betriebsrat und seine Mitstreiter mit den großen Verdi-Bannern an der Zufahrt zum Wupsi-Gelände in der Fixheide. Weitere Kollegen bekunden die Streikbereitschaft der Gewerkschaft am zweiten Leverkusener Betriebshof in Manfort sowie im Bergisch Gladbach. Später werden die Kollegen der Spätschicht sie ablösen. Zwischendurch gehen sie zum Aufwärmen ins Gebäude, es ist reichlich frostig auf dem Parkplatz.
„So 80 bis 90 Leute sind beim heutigen Warnstreik dabei“, schätzt Schütz die Zahl der Streikenden bei der Wupsi allein in Leverkusen. Ob weitere Warnstreiks vor den nächsten Verhandlungen stattfinden, die für Ende März angesetzt sind, ist noch ungewiss, aber durchaus wahrscheinlich. Das wird in der Verdi-Streikleitung entschieden, die dann aufgerufenen Beschäftigten erfahren es mit wenigen Tagen Vorwarnung.
Die Wupsi war ebenfalls vorgewarnt und hatte die Streikankündigung an ihre Kundinnen und Kunden weitergegeben: Die Wupsi-App gebe Auskunft über tatsächlich stattfindende Fahrten und auch nur diese würden an den ferngesteuerten Anzeigetafeln an den Haltestellen angezeigt, war angekündigt worden. Und so zeigten die Tafeln anscheinend auch verlässlich an, welche Verbindungen noch nutzbar waren.
An den zentralen Haltestellen wie den Busbahnhöfen in Opladen und Wiesdorf herrschte dennoch deutlich geringerer Betrieb, blieben die Busbahnsteige auffallend leer. Danach, dass mehr Autos im Stadtgebiet wegen des Warnstreiks unterwegs seien, sieht es bisher nicht aus. Zusätzliche Staus waren nicht zu beobachten.
Trotz des Streiks waren Freitagmorgen nur wenige Wartende am Busbahnhof in Wiesdorf anzutreffen. Eine der wenigen, die schon länger auf den kleinen Haltestellenbänken saß, war Michelle. Um acht Uhr wartete sie schon eine Stunde in Wiesdorf. Die junge Leverkusenerin ist Auszubildende und versuchte, nach Quettingen zur Arbeit zu kommen. Die Busse der Linie SB20 waren da schon zweimal ausgefallen. Michelle kommt aus Bürrig, wo sie auch auf ihre erste Busverbindung länger gewartet hatte. Statt der üblichen halben Stunde schätzte sie ihre Fahrtzeit am Freitagmorgen auf zwei Stunden bis zur Arbeitsstelle.
Am Gleis gegenüber wartete Marlies Kunger mit ihren zwei Enkeln, ebenfalls seit einer Stunde. Sie bewegten sich den Bussteig auf und ab, um nicht zu frieren. Kunger sollte die Kinder heute zur Schule bringen, pünktlich würden sie es nicht mehr nach Lützenkirchen schaffen. „Ich verstehe, dass sie streiken, aber sie sollten auf die Schulkinder achten“, sagte die Großmutter.
Der Streik begann am Freitagmorgen um 3 Uhr und dauert 24 Stunden an. Im Laufe des Tages werden unregelmäßig Busfahrten ausfallen.
Am Nachmittag verbündeten sich Aktivistinnen und Aktivisten aus der Klimabewegung mit der Dienstleistungsgewerkschaft. Parents for Future hatte zu einer Kundgebung am Busbahnhof in Wiesdorf aufgerufen, wo sich die Leverkusenerin Dany Kahindi am Mikrofon zur Nutzung von Fahrrädern und dem ÖPNV zum Schutz des Klimas aussprach.
Loulou Wolfrum als Vertreterin der lokalen Fridays for Future-Gruppe unterstützte die gemeinsame Aktion der verschiedenen Leverkusener Klimabündnisse mit einer Rede. „Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen, sondern streiken gemeinsam“, sagte die junge Frau und forderte bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe.
Maik Gößling von Verdi Leverkusen sagte: „Um die Klimakrise bewältigen zu können, ist eine Mobilitätswende notwendig“. Und er zog Parallelen im Interesse der streikenden Beschäftigten und Aktivisten in dem Zusammenspiel von Klimawandel und sozialer Gerechtigkeit.