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Zukunftssorgen der WupsiNeue Fahrzeuge benötigen neues Fahrpersonal

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Bis 2034 will die Wupsi ihre komplette Fahrzeugflotte auf Batterieantriebe oder Brennstoffzellen umgerüstet haben.

Leverkusen – Ein „sehr bewegtes Jahr“ sei 2021 gewesen, so der Geschäftsführer des kommunalen Nahverkehrsunternehmens Wupsi, Marc Kretkowski. „Wir waren nur noch im Krisenmodus unterwegs.“

Nach der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Einbruch bei den Fahrgastzahlen und Infektionsfällen beim Personal kamen die Folgen der Hochwasserkatastrophe, mit zusätzlichen Schülerfahrten aus Opladen und Schlebusch zu Schulen in anderen Stadtteilen. Und schließlich noch die Ausweitung des Liniennetzes durch die Übernahme von Leistungen, die zuvor die Leichlinger Busunternehmen Hüttebräucker und Wiedenhoff erbracht hatten.

Fast auf Vor-Corona-Niveau

Inzwischen liegt das Fahrgastaufkommen der Wupsi wieder bei rund 85 Prozent der Vor-Corona-Zahlen. Noch immer macht sich dabei ein verbreitetes Arbeiten im Homeoffice bemerkbar. Auf die Nachfrage des Ratsherren Markus Beisicht im Finanzausschuss, ob nicht auch der Maskenzwang in Linienbussen zu einem Rückgang der Fahrgastzahlen geführt habe, widersprach Kretkowski vehement: „Im Gegenteil, das hat den Menschen gerade in der Pandemie ein wenig Angst genommen und Sicherheit gegeben. Es hat darüber wirklich nur einzelne Beschwerdefälle gegeben.“

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Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski

Aber auch betriebswirtschaftlich betrachtet war 2021 ein schweres Jahr für die Wupsi. Zwar übernimmt der Rettungsschirm von Bund und Land für den Nahverkehr 7,7 Millionen des knapp 19 Millionen Euro großen Defizits, doch bleiben damit 11,3 Millionen Euro Minus, die die Stadt Leverkusen und der Rheinisch-Bergische Kreis als Gesellschafter zu gleichen Teilen übernehmen müssen. Dazu hat unter anderem auch der bereits 2021 um 28 Prozent gestiegene Dieselpreise beigetragen. 2022 wird das noch weit kräftiger ausfallen.

Fahrer dringend gesucht

Die „größte Herausforderung“ für die Wupsi werde in naher Zukunft allerdings die Personalfindung werden, so Kretkowski. Bis 2023 werde die Kilometerleistung im Linienverkehr gegenüber 2016 um 50 Prozent gestiegen sein, unter anderem durch neue Schnellbuslinien. Und jetzt mache sich der demografische Wandel bemerkbar, weil sehr viele Mitarbeitende in den Ruhestand gehen werden. Rund 200 neue Fahrerinnen und Fahrer benötigt die Wupsi bis 2023. Ein branchenweites Problem, von dem auch Logistikunternehmen berichten können.

Investieren muss die Wupsi außer ins Personal auch in ihren Fuhrpark. Die ersten zehn Busse mit Batterie-Antrieb sind schon im Einsatz und haben sich bewährt, ab 2025 sollen auch Busse mit Brennstoffzellen an den Start gehen und bis 2034 soll die komplette Fahrzeugflotte Verbrennungsmotoren ausgemustert haben.

Bewährtes Leihsystem

Unter dem Motto „Wir sind die Mobilitätsmacher“ setzt die Wupsi aber nicht allein auf das Busliniensystem. Leih-Fahrräder, -E-Bikes und -Lastenräder sind im Angebot und werden inzwischen gut angenommen. Das Car-Sharing-Angebot soll weiter ausgebaut werden. Und zum Jahresende soll auch ein Rufbus-Angebot, „Bus on demand“, für die Stadtteile Opladen, Quettingen, Lützenkirchen, Steinbüchel und die Nachbargemeinde Odenthal an den Start gehen.

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Auf die Nachfrage, ob die Lastenräder denn wirklich in Anspruch genommen würden, die stünden doch meist dekorativ an ihren Ausleihpunkten herum, bat Kretkowski um Geduld. Die von Covestro gesponserten Wupsi-Räder des Anbieters Nextbike hätten auch einen Anlauf gebraucht und „die laufen jetzt sehr, sehr gut“. Die Lastenräder gebe es in Leverkusen ja erst drei Monate. So etwas müsse sich erst einmal eingewöhnen. „In zwei, drei Jahren müssen wir das Leihrad-Angebot ohnehin neu bewerten, wenn der Vertrag mit Nextbike ausläuft und neu ausgeschrieben werden muss.“