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LuftverkehrKölner Euwowings-Zentrale überwacht Flugraum

Lesezeit 4 Minuten

Jede Eurowings-Maschine im Blick – die Verkehrsleitzentrale der Fluggesellschaft in Köln/Bonn.

Köln/Bonn – Sonntagvormittag. Ein ruhiger Arbeitstag in der Verkehrsleitzentrale von Eurowings. Bis um 13 Uhr das Telefon des Flugbetriebsleiters klingelt. Der Airport Hamburg wird geschlossen. Alarm durch Austritt eines unbekannten Stoffs. Kein Flug geht mehr raus – keiner mehr rein. Für die Passagiere ein Albtraum. Für Eurowings die Ausnahme von der Regel, die eine Kette von Notfallroutinen in Gang setzt. Gesteuert wird alles vom IOCC in der Kölner Eurowings-Zentrale. Das „Inte-grated Operation Control Center“ ist die Verkehrsleitzentrale, die alle Flüge überwacht.

„Das Wichtigste in einer solchen Situation ist die Kommunikation untereinander“, sagt Jörn Messner, der bei Eurowings für die operative Steuerung der Flugbetriebe verantwortlich ist. 45 Minuten nach dem Hinweis aus Hamburg werden unter der Leitung des 43-jährigen Betriebswirts in einer Telefonkonferenz die Verantwortlichen informiert, die dann sofort entscheiden, wie vorzugehen ist.

Was passiert mit den Fluggästen, die in Hamburg warten oder dorthin wollen? Und was passiert mit jenen, die von einem der Eurowings-Jets, die am Boden festgehalten werden, auf Anschlussflüge umsteigen wollen? Jedes Flugzeug fliegt in einer Rotation: Start ist beispielsweise frühmorgens in Köln/Bonn. Danach geht es nach Berlin und zurück, später nach Hamburg und retour – und schließlich nach London. Wenn das Flugzeug aber wie im Fall Hamburg am Boden bleiben muss, wird die Rotation auf anderem Weg zu Ende gebracht: „Wir haben für die innerdeutschen und europäischen Strecken täglich fünf Flugzeuge in Reserve“, klärt Michael Knitter auf. Der 51-Jährige ist Geschäftsführer Operation bei Eurowings und selbst Pilot.

Fünf Ersatzmaschinen

Das IOCC ist in mehrere Sektionen unterteilt. Im Bereich „Passenger Control“ kümmern sich Experten darum, dass die Fluggäste unterrichtet, Umbuchungen veranlasst oder Call Center informiert werden. Die „Crew Control“- Kollegen verantworten alles, was für das fliegende Personal von Bedeutung ist. Und in der Sektion „Operations Control“ geht es ums Flugzeug – also um die Durchführung des Fluges, wohingegen das „Maintenance Control Center“ sich um technische Dinge kümmert.

Bei der Lösung geht die Airline nach dem Prinzip vor: das Problem isolieren. Eine Ersatzmaschine ist in der Regel in einer Stunde abflugbereit. Sie übernimmt die Strecken der Rotation. Für die Passagiere wird nach Alternativen gesucht: umbuchen auf andere Gesellschaften oder Verkehrsmittel.

Aber es gibt nicht nur die unerwarteten Ereignisse, die zu Verspätungen führen, es gibt auch erwartbare. Knitter: „Die Flughäfen London-Heathrow oder Rom-Fiumicino werden so hoch frequentiert, dass sie auch bei optimalen Verhältnissen an der Kapazitätsgrenze operieren.“ Auch Berlin-Tegel operiere am Limit. Denn es gibt eine Menge Nadelöhre, die eine pünktliche Abfertigung gefährden können: Eine verlängerte Rollzeit zur Startbahn beispielsweise oder Gedränge am Check-in und an der Sicherheitsschleuse.

Oder es sind besondere Abflugzeiten, die besondere Maßnahmen erfordern. Wenn es Freitagabends von London aus nach Hamburg geht, ist das Flugzeug voll mit feierlustigen Briten. Damit sie bei Laune bleiben, „gibt es eine Sonderbeladung Bier.“ Zeitverzögernd wirkt sich aus, dass das Boarding länger dauert – ein paar Gäste kommen immer zu spät. Messner: „Wir sitzen regelmäßig zusammen und gehen den Flugplan durch, ob sich neue Situationen ergeben.“ Dazu kommen die Treffen, die die aktuellen Ereignisse bewerten: das Wetter, technische Probleme, Streiks. Knitter: „Es gibt fast keinen Tag mehr, ohne dass an einem unserer Abflug- oder Zielorte ein Ausstand die Abfertigung beeinträchtigt.“ Um die Passagiere schnell über Änderungen informieren zu können, benötigt Eurowings die Mobiltelefonnummer. „Leider vergessen nicht wenige, sie anzugeben“, sagt Knitter.

Und Hamburg? Der Flughafen wurde nach einer Stunde wieder geöffnet. Messner: „Aber die Auswirkungen haben uns noch ein paar Stunden beschäftigt.“ Der 43-Jährige schaut kurz auf ein Papier: „Heute sind übrigens alle Langstreckenflüge und 97 Prozent der innereuropäischen pünktlich.“ Den Nadelöhren zum Trotz.

Flottenzuwachs

Die Integration der geleasten Air-Berlin-Flugzeuge in die Eurowingsgruppe läuft auf Hochtouren. Bis zu sechs Flugzeuge kommen pro Woche bis zum Sommer hinzu. Insgesamt 33 Airbus 320-Maschinen wird Eurowings von der Berliner Airline übernehmen.

Damit erhöht sich die Flottenstärke der Kölner Fluggesellschaft auf rund 110 Flugzeuge. Bis zu 100 000 Passagiere werden im Sommerflugplan täglich befördert.

Auf dem Köln/Bonner Flughafen hat Eurowings 23 Flugzeuge für die Kurz- und Mittelstrecke sowie sechs Langstreckenflugzeuge stationiert. (luf)