AboAbonnieren

Corona-Krise im Oberbergischen Kreis„Was die Bäcker können, schaffen wir auch“

Lesezeit 3 Minuten
Gummersbach Forum

Gähnende Leere im Gummersbacher Forum: Auch in der kommenden Woche wird sich daran erst einmal nichts ändern.

  1. Von der kommenden Woche an dürfen viele Einzelhändler auch im Oberbergischen Kreis ihre Geschäfte wieder öffnen.
  2. Doch was heißt das in Praxis? Wie werden die Hygiene-Vorschriften eingehalten?
  3. Und wie kann das mit dem Abstand halten klappen? Wir haben uns unter Geschäftsleuten im Kreis umgehört.

Gummersbach – Nachdem sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Bundesländer auf erste Lockerungen der Verbote im Zusammenhang mit der Corona-Krise verständigt haben, wird sich auch in Oberberg und besonders in Gummersbach vor allem für den Handel einiges ändern.

Welche Läden dürfen ab Montag kommender Woche wieder öffnen?

Alle Geschäfte bis zu 800 Quadratmetern Verkaufsfläche dürfen öffnen. Das Gleiche gilt unabhängig von der Verkaufsfläche auch für Autohändler, Fahrradhändler und Buchhandlungen.

Alles zum Thema Angela Merkel

Was sagen die Händler dazu?

Hansjörg Mecke, Vorsitzender der Gummersbacher Innenstadtgemeinschaft, begrüßt die Entwicklung zwar. Er betont aber auch, dass es noch viele Fragen gebe. Die will er am Freitag mit Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein während einer Telefonkonferenz besprechen.

Meckes große Sorge ist, dass viele Leute dazu neigen könnten zu glauben, ab Montag sei wieder alles beim Alten. „Das ist sicherlich nicht der Fall“, so der Optikermeister. Vielmehr seien die nächsten 14 Tage eine Art Testlauf. Am Ende dürfe man sich nicht wundern, wenn die Lockerungen im Handel wieder zurückgenommen würden.

Kann der örtliche Buchhandel die Corona-Vorschriften umsetzen?

„Kein Problem“, sagt der Bergneustädter Buchhändler Christian Baumhof dieser Zeitung. Während der Schließung seines Geschäftes habe er eine Abholstation für seine Kunden eingerichtet.

Seit Donnerstag ist er dabei, die Wiedereröffnung am Montag zu organisieren. „Wir bekommen das besser hin als so mancher Baumarkt“, meint er mit einem Augenzwinkern. Er werde mit seinen Mitarbeitern in zwei Schichten arbeiten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit Aufklebern auf dem Boden will er den Kunden signalisieren, welche Abstände einzuhalten sind. „In der Bäckerei geht das doch auch“, so Baumhof. Allerdings räumt der Einzelhändler ein, dass die Umsetzung der Vorschriften in kleineren Läden zu einem Problem werden kann: „Je kleiner, desto schwerer wird das für den Händler.“

Gilt die neue Regelung auch für Shopping-Center wie das Gummersbacher Forum oder das EKZ Bergischer Hof?

Nein, diese Einkaufszentren sind von der Regel ausdrücklich ausgenommen. Bernd Muchow, Centermanager des Forums Gummersbach, vermutet, dass man damit offenbar Menschenansammlungen verhindern wolle.

Vielleicht mache sich die Politik aber auch Sorgen, gerade dann am Ende wieder zurückrudern zu müssen. Wirklich glücklich ist Muchow aber mit den neuen Spielregeln nicht. Denn die ganzen Aufgaben wie Abstand oder das Einhalten der Hygienevorschriften könne man in einem Forum mindestens so gut umsetzen wie in kleineren Läden.

Unbenommen dessen hatte die Firma HBB als Betreiber des Gummersbacher Forums im Sinne einer partnerschaftlichen Unterstützung den aus HBB-Sicht „bedürftigen“ Mietern eine entsprechende Mietstundung gewährt.

Und wie lassen sich ab Montag Autos mit Mundschutz verkaufen?

Gerhard Langlotz, geschäftsführender Gesellschafter des Volvo-Autohauses Benz in Dieringhausen, hat am Donnerstag erst einmal damit begonnen, eine ausreichende Anzahl von Einmal-Mundschutz zu beschaffen. Das sei nicht leicht.

„Ab Montag müssen wir sehen, wie es funktioniert. Wenn Baumärkte mit 150 Kunden, die alles anfassen, das bis dato hinbekommen haben, werden wir aber sicherlich einen Kunden in einem Büro mit ausreichend Abstand und vorheriger Desinfektion auch gut betreuen können“, ist der Händler zuversichtlich.

Die vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass ein Autoverkauf per Telefon und Mail nur bedingt funktioniere. „Die Leute möchten ein Auto anfassen und damit fahren können“, betont Langlotz. Gespannt ist er darauf, ob sich die Kunden in den unsicheren Zeiten von Corona beim Kauf in Zurückhaltung üben. „Verständlich wäre es“, sagt der Geschäftsführer.