- Als Künstleragent betreut Lothar Schacke Stars wie den chinesischen Pianisten Lang Lang.
- Angefangen hat der gebürtige Gummersbacher aber in einem ganz anderen Beruf.
- Denn trotz Interesse an klassischer Musik seit Kindertagen verlangte sein Vater erst eine „ordentlichen Ausbildung“.
Gummersbach – Lothar Schacke macht das, was er liebt. Als Künstleragent betreut er einige Größen des klassischen Musikgeschäftes. Dabei ist er immer auf der Suche nach Talenten, nach „Rohdiamanten“, deren Karriere er managen möchte. Weil das aber nicht nur vom Schreibtisch aus geht, ist er viel unterwegs. Die Lufthansa hat ihm kürzlich den Status „Senator“ verliehen, für mindestens 100 000 Meilen pro Jahr.
Geboren 1951 in Rönsahl, ist er in Gummersbach aufgewachsen und sagt heute: „Ohne musikalische Wegbereiter in dieser Zeit wäre ich nie so weit gekommen.“ Sein Weg war nicht geradlinig. Sein Vater war Postbeamter im Höheren Dienst, die Mutter Hausfrau. Lothar ist der älteste von drei Jungs, die zwei jüngeren leben in Gummersbach. Sein Vater hatte das absolute Gehör und spielte ausgezeichnet Klavier, unter anderem im Steinmüller-Werksorchester.
Zwar bekam auch Lothar fünf Jahre lang Klavierunterricht, den ihm seine Großmutter finanzierte, doch der Funke sprang noch nicht über.Das geschah erst, als Lothar Schacke mit 14 im Chor der evangelischen Kirche in Gummersbach sang. Die Kirche stand kurz vor der Wiedereröffnung nach jahrelanger Sanierung. Auf dem Heimweg vom Konfirmandenunterricht beobachtete er die Handwerker bei der Arbeit. Sie trugen gerade ein Orgelpositiv ins Kirchenschiff: „Darauf wollte ich unbedingt einmal spielen!“ Er fragte den Küster, holte Noten von zu Hause und wollte Kirchenmusiker werden!
Schackes Vater bestand auf einer „ordentlichen Ausbildung“
Er begleitete den Kirchenchor, bekam Orgelunterricht bei Helmut Sartor. Den durfte der 16-Jährige sogar vertreten, bis er „Nebenamtlicher Kirchenmusiker“ wurde, zuerst in Strombach, dann in Marienheide und Müllenbach. Beim Kirchenkreis lernte er dann das Dirigieren. Dann organisierte er ersten „Müllenbacher Kirchenmusiken“. So weit, so geradlinig. Er machte die Mittlere Reife auf der Realschule, doch sein Vater bestand auf einer „ordentlichen Ausbildung“. Und so lernte Lothar Schacke in Rospe den Beruf des Möbeltischlers.
Seine Liebe zur Architektur ließ ihn weitermachen. Durch Praktika bekam er Zugang zur Fachhochschule. In Wuppertal schloss er das Architekturstudium als diplomierter Städtebauer ab. Nebenbei sang er außerdem in der hochkarätigen „Kantorei Barmen-Gemarke“, lernte dort viele Solisten kennen. Im „Gummersbacher Singkreis“ wurden weitere Weichen für seine Zukunft gestellt. Der Leiter Werner Uhlmann erkannte seine Begabung, zeigte ihm die Silbermann-Orgeln in Sachsen und machte ihn mit Musikern der Staatskapelle Dresden bekannt.
Das fehlende Puzzlestück fand sich in einer Begegnung mit Elisabeth Ehlers. Sie arbeitete in Wuppertal bei der renommierten Konzertagentur Wylach, die unter anderem die bekannten „Wuppertaler Meisterkonzerte“ veranstaltete. Für Schacke war klar: „Das will ich auch machen“. Er wurde für sechs Monate zur Probe eingestellt. Sein Organisationstalent überzeugte.
Schackens Künstler sind für ihn Familie
Gemeinsam mit Elisabeth Ehlers machte er sich 1984 in München selbstständig. Der Dirigent Eugen Jochum hatte ihn nach Bayern geholt – zunächst als „Reisebegleiter“. Jochum wurde der erste Künstler der Agentur. Für ihn organisierte er weltweite Auftritte, darunter ein Konzert im Vatikan . Den Briefwechsel mit dem damaligen Kardinal Ratzinger hat er aufgehoben. 2002 lernte er in Chicago den Pianisten Lang Lang kennen, der ihm das Deutschland-Management übertrug.
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Neben dem chinesischen Superstar betreut das „Künstlersekretariat am Gasteig“ Dirigenten wie Jukka-Pekka Saraste und Sopranistinnen wie Juliane Banse. Schackes handverlesene Künstler sind für ihn „Familie“. Er selbst lebt als Single – sein unstetes Leben will er einer Familie nicht zumuten. Mit Werner Uhlmann, heute 92 Jahre alt, dem Leiter des Gummersbacher Singkreises, hat er noch immer Kontakt.
Natürlich genießt Lothar Schacke glamouröse Momente wie beim Konzert zum 90. Geburtstag „seines“ Dirigenten Herbert Blomstedt: „Da hatte ich die Ehre, neben Königin Silvia von Schweden sitzen zu dürfen“. Schacke denkt aber auch ebenso gern zurück an den ersten ökumenischen Gottesdienst in Gummersbach: „Da habe ich dirigiert und die Orgel gespielt!“