Fest und verkaufsoffener SonntagWipperfürth weiht neuen Marktplatz ein
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Wipperfürth – Lange haben die Wipperfürther auf diesen Moment gewartet: Nach 21 Monaten Umbau konnten sie am Sonntag die Eröffnung des Marktplatzes feiern. Eigentlich hätte es schon im Mai soweit sein sollen. Doch wegen der Corona Pandemie wurde die offizielle Eröffnung in den September verschoben. Das Stadtfest, das an diesem Tag hätte stattfinden sollen, musste wegen Corona ebenfalls ausfallen. Doch die Eröffnungsfeier, der verkaufsoffene Sonntag und das gute Wetter lockten trotzdem zahlreiche Besucher in die Hansestadt.
Ob Schaufensterbummel, Shopping, Mitmach-Aktionen für Kinder oder Live-Musik von Mathias Nelles– die Eröffnungsfeier bot viele Möglichkeiten. Und das, obwohl sie wegen des Infektionsschutzes eine Nummer kleiner stattfand. Der verkaufsoffene Sonntag kam vor allem dem Einzelhandel zu gute. Denn der hatte den Lockdown besonders zu spüren bekommen. „Es ist für uns eine gute Gelegenheit. Gerade bei dem guten Wetter kommen viele Leute in die Stadt. Trotzdem muss natürlich alles kontrolliert ablaufen“, sagte Gisela Osenberg von der Buchhandlung Colibri.
Ideen zum offenen Sonntag und dem Weltkindertag
Zum verkaufsoffenen Sonntag hat sich das Colibri-Team auch etwas für Kinder überlegt, denn der 20. September ist Weltkindertag. So konnten die Kinder ein Quiz lösen, um ein Buch zu gewinnen oder sich auf ein Holzpferd setzen. Das Holzpferd gehört eigentlich Emma Hochstein. Die Zehnjährige half mit ihrer Freundin Meggie Wasserfuhr in der Buchhandlung mit.
Auch Simone Blumberg vom Modegeschäft „momentoo“ freute sich über den verkaufsoffenen Sonntag: „Was auch immer heute passieren wird, wir sind froh, dass wir öffnen dürfen.“ Während einige Besucher des Festes schon die ersten Weihnachtsgeschenke kauften, amüsierten sich die Kinder bei Mitmach-Aktionen auf dem Marktplatz. Gabi Eck und Michael Lambeck vom Jugendzentrum hatten eine Spielecke aufgebaut. Hier konnten die Kinder Postkarten gestalten, Fantasie-Fische basteln oder sich austoben. Der achtjährigen Lara machte besonders das Basteln Spaß: „Ich mache gerne schöne Sachen und mir gefallen die Farben.“
Zur der Eröffnungsfeier hatte sich hoher Besuch aus Düsseldorf angesagt: Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung. „Lange waren wir durch Corona getrennt. Heute ist es besonders, dass sie zusammenkommen, sich austauschen und feiern. Und dass das trotz Corona geht, ist besonders“, sagte die Ministerin.
Der Bürgermeister verabschiedet sich
Auch Bürgermeister Michael von Rekowski ließ es sich nicht nehmen, bei einem seiner letzten offiziellen Termine als Bürgermeister ein paar Worte an die Marktplatzbesucher zu richten: „Ich habe erlebt, wie gerne die Menschen in Wipperfürth feiern. Und deshalb wollten wir die Einweihungsfeier auch nicht unter den Tisch fallen lassen.“ Michael von Rekowski nutze die Rede auch, um sich als Bürgermeister von den Bürgern zu verabschieden. Für seine Rede bekam er kräftigen Applaus von seinen Zuhörern.
Nach dem offiziellen Teil der Eröffnung wurde gemeinsam auf den neuen Marktplatz mit kühlen Getränken angestoßen. Für die Bewirtung waren die Wirte am Markt verantwortlich. Die Unkosten dafür hatte die Stadt Wipperfürth übernommen. Natürlich musste beim Anstoßen auf den nötigen Mindestabstand geachtet werden.
Generell galten bei der gesamten Eröffnungsfeier die Corona-Schutzmaßnahmen. Um diese Maßnahmen durchzusetzen, waren Polizei und Ordnungsamt während der gesamten Veranstaltung in der Stadt unterwegs.
Die BLZ fragt: „Wie gefällt Ihnen der neu gestaltete Wipperfürther Marktplatz?“
Das sonnige Wetter lockt derzeit viele Leute in die Innenstadt und auf den Wipperfürther Marktplatz. Gerade der neu geschaffene Platz für die Außengastronomie sorgt bei vielen Besuchern für Begeisterung. Doch es gibt auch Kritikpunkte. Anlässlich der offiziellen Einweihung haben wir uns auf dem Wochenmarkt umgehört und gefragt: „Wir gefällt Ihnen der neu gestaltete Wipperfürther Marktplatz?
„Die Umgestaltung des Marktplatzes war eine klasse Idee“, lobt Dieter Brentzek. Der 71-jährige kommt aus Dohrgaul und ist besonders begeistert von der Großzügigkeit, die der Platz nun ausstrahle. „Es ist toll, wie sich die Außenbereiche der Cafés und Gastronomien ausdehnen können“, so Brentzek. Doch er übt auch Kritik: „Man hätte bergische Grauwacke nehmen sollen. Das man Grauwacke aus Indien genommen hat, obwohl wir direkt welche vor der Haustür haben, ist schon traurig.“
Als Standbesitzer auf dem Wochenmarkt ist auch Christoph Lenz mit der Umgestaltung im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Der 48-jährige Wipperfürther bietet Kaffee und frischen Kuchen an. „Der Marktplatz gefällt mir total gut. Er bietet jetzt wirkliche Urlaubsqualität. Bei gutem Wetter fühlt man sich wie an einem Urlaubsort“, sagt Lenz. Er merke, dass die Leute gerne auf den Marktplatz kommen. „Allerdings sehe ich auch immer wieder ältere Leute, die über die Regenrinnen stolpern.“
Diese Mängel sind auch Petra Holtfreter vom Wipperfürther Inklusionsbeirat aufgefallen. „Wir haben uns schon öfters bei der Stadtverwaltung beschwert, dass die Regenabflussrinnen für viele Menschen zu Stolperfallen werden. Gerade, wenn man mit einem Rollator oder ähnlichem unterwegs ist“, so Holtfreter. Die 54-jährige Wipperfürtherin wünscht sich mehr Barrierefreiheit. Holtfreter selbst ist an Multipler Sklerose erkrankt und auf einen E-Scooter, einen Krankenfahrstuhl, angewiesen.
Klaus Müller sind diese Stolperfallen bisher nicht aufgefallen. Der 76-jährige Wipperfürther hat am Marktplatz nichts auszusetzen. „Das ist wie bei der Unteren Straße. Am Anfang waren viele unzufrieden oder skeptisch und im Nachhinein sind dann doch alle begeistert“, so Klaus Müller.
Anfangs skeptisch war auch Petra Pfaff. Der 64-Jährigen gefiel der Charme, den der Marktplatz vor dem Umbau hatte. „Aber man gewöhnt sich an das Neue. Ich finde es schön, dass der Platz jetzt so groß und belebt wirkt“, erzählt Pfaff. Die Wipperfürtherin ist bildende Künstlerin und bei Wipp-Kultur tätig. Sie hat viele Ideen, wie man den Platz noch mehr beleben könnte. Als Beispiel fallen ihr da Tango-Abende ein. „Außerdem fehlen durch die geringe Begrünung Schattenplätze. Das könnte man noch verbessern“, regt die Künstlerin an.
„Mich hat der Umbau des Marktplatzes positiv überrascht“, sagt Thomas Köser. Der 54-Jährige kommt aus Thier und hatte anfangs einige Bedenken. „Zu Beginn war ich kein Fan davon, dass der Marktplatz am Wochenende autofrei werden sollte. Doch jetzt denke ich, dass man den Platz ganz autofrei lassen könnte“, so Köser. Diese Option sei familienfreundlich. „Dann könnte ich mir auf dem Marktplatz auch einen urigen Kiosk und mehr Spielmöglichkeiten für Kinder vorstellen“, stellt der Wipperfürther seine Ideen vor. Hier seien auch die Wirte gefragt. Diese könnten, laut Köser, beispielsweise ab und zu eine Hüpfburg oder Ähnliches für Kinder arrangieren. (sob)