Handball-LeidenschaftGoncalo Miranda und Mariana Lopes führen ein sportliches Leben
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Gummersbach – Den größten Moment ihrer Laufbahn beschreibt Mariana Ferreira Lopes (27) mit der Teilnahme am DHB Final Four. „Es war ein unglaublicher Moment, eine tolle Atmosphäre und ein knappes Spiel gegen Bietigheim“, schwärmt die Handballerin. Ihr Mann und Handballtrainer Goncalo Miranda (29) sieht seine größte Leistung derweil in der Ausbildung seiner portugiesischen Handballjungs, die mittlerweile in der Nationalmannschaft spielen. „Und natürlich die Unterzeichnung des Vertrages beim VfL“, ergänzt er schmunzelnd.
Der U23-Trainer des VfL Gummersbach und seine Frau, Rückraumspielerin im Bundesliga-Team der Werkselfen von Bayer Leverkusen sowie portugiesische Nationalspielerin, kennen sich seit ihrer Kindheit. Gefunkt hat es zwischen den beiden Handballern im Teenie-Alter. Sie besuchten die gleiche Schule und teilten die Leidenschaft für den Sport. „Es entwickelte sich eine lustige und freundschaftliche Rivalität“, erzählt Lopes. „Zuerst habe ich es Goncalo nicht leicht gemacht“, sagt sie und ergänzt: „Aber wenn er ein Ziel hat, kämpft er dafür.“
Vom Handballspieler zum Trainer
Neben ihrer Sportkarriere absolvierte Mariana Lopes ein vierjähriges Studium als Physiotherapeutin. Goncalo Miranda stand bis zum 21. Lebensjahr als Handballer auf der Platte. Seine spielerische Leistung habe jedoch nicht über das Niveau eines Drittliga-Spielers hinaus gereicht, sagt er.
Um seinen Traum, einmal die Champions-League zu gewinnen, erreichen zu können, startete er eine Karriere als Trainer. Er schloss sein sportwissenschaftliches Studium mit dem Master im Hochleistungstraining mit Schwerpunkt Handball ab und begann seine Karriere als Co-Trainer der zweiten Mannschaft des FC Porto.
Vom warmen Portugal an den kalten Polarkreis
Nach den erfolgreichen Studienabschlüssen bauten die Eheleute als Berufssportler im Ausland weiter auf ihrem Sport auf. Hauptverdienerin war zunächst Mariana Lopes, als sie 2016 einen Zwei-Jahres-Vertrag beim schwedischen Erstliga-Club Boden Handboll IF unterschrieb. Das Paar zog aus dem warmen Portugal an den Polarkreis und musste sich den herausfordernden klimatischen Bedingungen stellen. Zu Auswärtsspielen ging es per Flugzeug.
Während sich Lopes schnell als sichere Torschützin erwies, erhielt Miranda durch ein Erasmus-Programm die Möglichkeit, nach Schweden zu gehen. Dort arbeitete er als Trainer beim Handball-Club Boden BK HF. „In Schweden wird ein anderer Handball-Stil gespielt als ich ihn bisher kannte“, erzählt er. Bis zu sieben Stunden verbrachte er täglich in der Halle und nahm sich viel Zeit für die individuelle Förderung der Spieler.
Nach dem Aufenthalt in Schweden zog es die Eheleute nach Deutschland. 2018 verstärkte Mariana Lopes den Bundesligaaufsteiger SV Union Halle-Neustadt und Goncalo Miranda arbeitete bei der Zweitliga-Damenmannschaft Spreefüxxe Berlin. Nach einem Jahr wechselte Lopes 2019 zum Thüringer HC und Miranda, der zwischenzeitlich EHF-Mastercoach wurde, verschlug es ebenfalls nach Thüringen. Er wurde Trainer der zweiten Mannschaft des Thüringer HC, die in der Dritten Liga spielt, sowie der A-Jugend.
Die Corona-Pandemie änderte das Leben der beiden Profisportler schlagartig. Spiele und Trainings wurden abgesagt. Lopes und Miranda entschlossen, in ihren portugiesischen Heimatort Aveiro am Atlantischen Ozean zu fliegen. Zu Hause richteten sie sich einen Fitnessraum ein. „Außerdem habe ich mir viele Aufzeichnungen von Spielen angeschaut, um mich weiterzuentwickeln“, berichtet Miranda.
Torschützenkönigin bei Bayer Leverkusen
Eine Rückkehr nach Deutschland war erst nach rund vier Monaten möglich. Im Dezember 2020 wechselte Lopes zu den Werkselfen von Bayer Leverkusen. „Das war schon immer mein Traum“, erzählt sie. Die Rückraumspielerin bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen des Vereins mit vielen Toren, die sie zur Torschützenkönigin ihrer Mannschaft werden ließen.
Goncalo Miranda folgte seiner Frau erneut. Im Mai 2021 unterschrieb er einen Vertrag beim VfL Gummersbach, wo er hauptsächlich als Trainer der U23 in der Dritten Handball-Liga arbeitet, und auch bei der ersten Mannschaft und im Jugendbereich der Akademie tätig ist.
Stets offen für neue Möglichkeiten
Die Eheleute leben mittlerweile in Overath. „Wir mögen die ruhige und ländlichere Gegend“, erklären die Sportler. Auf die Unterschiede zwischen dem Handball in Portugal und Deutschland angesprochen, erklärt Miranda, dass es in der Ersten portugiesischen Liga nur drei professionelle Teams gibt. Zudem gebe es in seiner Heimat keine Sportschulen und weniger Trainingsmöglichkeiten für junge Menschen.
Durch ihre Eltern, die teils in Armut aufwuchsen, haben die beiden Sportler gelernt, stets offen für neue Möglichkeiten zu sein. „Meine Mutter und Oma fragen sich oft, ob man vom Handballsport leben kann“, erzählt Lopes.
Und wo sehen sich die Beiden in zehn Jahren? „Als erfolgreicher Co-Trainer in der ersten Liga oder Trainer eines Zweitligisten in Deutschland oder Frankreich“, antwortet Miranda. Seine Frau strebt derweil ihre Rückkehr auf die Platte an. Seit September 2021 fiel Mariana Lopes mit einem Kreuzbandriss verletzungsbedingt aus. „In der Vorbereitung zur neuen Saison kann ich wieder Vollgas geben “, so die Rückraumspielerin. (cag)