Laute Stimmen und bunte Plakate1200 Menschen demonstrieren in Gummersbach
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Gummersbach – Der kleine Eisbär ist entschlossen. Selbstbewusst und mit schnellem Schritt führt er die Menge an. Der 13-jährige Peter Franken – durch seinen Bruder, Organisator Niklas Franken auf „Fridays for Future“ aufmerksam geworden – brüllt ins Mikro: „Kohlekonzerne baggern in der Ferne, zerstören unsere Umwelt.“ Die Jungs und Mädchen mit den bunten Plakaten hinter ihm stimmen ein: „Nur für einen Batzen Geld.“ Am Freitag, dem Tag des globalen Klimastreiks, zog erstmals eine „Fridays for Future“-Demonstration auch durch Gummersbach.
1000 bis 1200 Teilnehmer in Gummersbach
Um 11.30 Uhr setzt sich die Menge in Bewegung. Polizei und Veranstalter sprechen später von 1000 bis 1200 Teilnehmern Darunter einige Studenten, Erwachsene und viele Schüler. Einer von ihnen ist Ruben van Boetzelaer von der Freien Waldorfschule Oberberg. Der 13-Jährige hält ein Transparent hoch – „Wir schaffen es, auch ohne Kometen auszusterben“ steht darauf. Van Boetzelaer hat wie seine Mitschüler für heute frei bekommen. Mit dem Klimaschutz ist es ihm ernst. Deswegen ist er zu Fuß aus Engelskirchen gekommen. „Gut, dass es die Demo heute hier jetzt gibt“, sagt er. „Sonst musste man dafür immer nach Köln.“
Ein paar Meter weiter sitzt Daniela Berger mit ihrer kleinen Tochter Hanna im Auto und wartet. Die Demo blockiert die Straße. Doch Berger bleibt gelassen: „Ich finde das gut, dass so viele junge Leute heute auf der Straße sind. Ich warte gerne.“ Für weniger Autos und bessere Radwege demonstrieren Fynn (21) und Sandra Komp (46). Sie schieben ihre Fahrräder durch die Menschenmenge. „Wäre ja schön blöd, mit dem Auto zu einer Klimademo zu fahren“ sagt Fynn und seine Mutter fügt hinzu: „Außerdem wollen wir für eine bessere Infrastruktur für Radfahrer demonstrieren.“
Über den Köpfen der Menge ragt ein kleines Schild heraus: „Farmers for Future“ ist auf dem Pappkarton zu lesen. Barbara Leineweber hält es hoch. Die 56-Jährige Hobby-Imkerin arbeitet für den Bio-Anbauverband Demeter. Wie viele andere Bauern, die sich der „Farmers for Future“-Bewegung angeschlossen haben, spürt sie den Klimawandel deutlich. „Durch die trockenen Sommer muss ich meine Bienen seit Neuestem zufüttern“, klagt sie. „Das war früher anders.“
In der Fußgängerzone muss die Menge anhalten. „Wir haben unsere Ausfahrt verpasst. Eigentlich wollten wir noch eine Runde gehen“, sagt Niklas Franken und grinst. Er hat die Fridays for Future-Bewegung in Oberberg ins Leben gerufen. Die erste Demo gab es in Waldbröl, jetzt zieht sie zum ersten Mal durch die Kreisstadt. „Das ist so viel Arbeit“, seufzt er . Schnell fügt der 15-Jährige aber hinzu: „Das ist es alles wert!“ Weitermachen will er trotzdem nicht: zu wenig Zeit für die Schule, Freunde und ehrenamtliche Arbeit. Fünf Nachfolger soll es geben. Wer das sein wird, will er noch nicht verraten.
Demo verlief absolut störungsfrei
Und jetzt hat Niklas Franken ohnehin noch zu tun. Eine Stunde früher als geplant erreicht die Menge den Stadtpark, wo die Abschlusskundgebung stattfindet. Alexander Nahlik, Einsatzleiter der Polizei, ist zufrieden: „Die Demo verlief absolut störungsfrei.“ Zeitweise mussten aber die La-Roche-sur-Yon-Straße, die Moltkestraße und die Andienungsstraße gesperrt werden. Hier warteten die Autofahrer etwa 15 Minuten.
Auf der Bühne ergreift der kleine Eisbär noch einmal das Wort: Peter Franken lädt die Menschen ein, auf die Bühne zu kommen und zu sprechen. Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche sprechen über Naturschutz und Gottes Schöpfung. Der Kölner Rapper Enna heizt danach die Stimmung wieder an.Inzwischen hat Peter Franken die Mütze mit dem Eisbärkopf ausgezogen. Was er am Freitagabend macht? „Erstmal beim Abbauen helfen, und dann gehe ich ins Bett.“ Klimademos sind anstrengend.
Was halten Gummersbacher von Fridays for Future?
Sonja Dissmann (17): „Ich hoffe, dass es hier in Zukunft noch öfter Demos geben wird. Momentan geschieht einfach viel zu wenig. Wir wollen heute ein Zeichen setzen und uns für die Natur stark machen.“
Notker Schneider (62): „Großartig, dass Fridays for Future endlich in den Städten und Gemeinden im Oberbergischen Kreis angekommen ist. Hier geht es immerhin um Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit.“
Martina Jurkschat (62): „Das ist eine Neuheit in Gummersbach und ich finde, dass kann man von der Kreisstadt auch erwarten. Ich möchte mich heute auch deutlich gegen rechtes Gedankengut aussprechen.“
Norbert Schneider (34): „Ich find’s gut, dass es auch im kleinen Gummersbach so eine Demo gibt und nicht nur in Großstädten wie Düsseldorf oder Köln. Für mich selbst ist es auch die erste Klimademo.“