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ZusatzangebotNotdienst für Kinder in Oberberg nun auch per Video

Lesezeit 4 Minuten
Ein Hausarzt spricht während einer Videosprechstunde in seiner Praxis mit einer Patientin.

Wegen der Infektionswelle bei Kindern und Jugendlichen richtet die Kassenärztliche Vereinigung eine Videosprechstunde mit Kinderärztinnen und Kinderärzten ein.

Um Druck aus den seit Wochen überlasteten Notdienst-Sprechstunden der Kinder- und Jugendärzte zu nehmen, richtet die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein jetzt ein zusätzliches Angebot ein.

Ab dem 24. Dezember (Heiligabend, 10 Uhr) haben Eltern erkrankter Kinder und Jugendlicher an den beiden Weihnachtstagen, Mittwochnachmittagen sowie an den kommenden Wochenenden die Möglichkeit, eine telemedizinische Beratung (also eine Videosprechstunde) durch eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt in Anspruch zu nehmen. Grund für die Überlastung ist eine Infektionswelle unter Kindern und Jugendlichen.

Per Videoschalte werden erste Maßnahmen besprochen

In der für eine begrenzte Zeit angebotenen Videosprechstunde, während der mehrere von der KVNO vermittelte Kinderärztinnen und Kinderärzte online zur Verfügung stehen, sollen erste Maßnahmen besprochen und auch direkt entschieden werden, ob der Besuch einer Kinder-Notdienstpraxis notwendig ist oder nicht. Dieses zusätzliche Angebot werde vom NRW-Gesundheitsministerium finanziert, teilt die KV mit.

Dr. Roland Adelmann, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Kreiskrankenhaus Gummersbach, begrüßt das Angebot. Er hält die Idee der KV grundsätzlich für gut. Ob das neue Angebot von Eltern auch genutzt wird und zur Entlastung von niedergelassenen Kinderärzten und Kinderkliniken führt, werde sich zeigen.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Obmann der Kinderärzte in Oberberg reagiert kritisch

Kritischer reagiert Dr. Björn Hoffmann, Obmann des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte im Oberbergischen, auf das Angebot, das er als „gut gemeinten Aktionismus der KV“ bezeichnet. „Die KV wird es als Unterstützung verstehen wollen. Tatsächlich ist dies aber erst einmal eine Ausweitung des Notdienstangebotes. Das war so nie vereinbart. Denn leider – und das hat die Vergangenheit uns gelehrt – führt eine Erweiterung des Notdienst-Angebotes zu einer Erhöhung der Nachfrage“, äußert sich Hoffmann auf Anfrage. Und wenn das neue Angebot endet, seien die dann im Dienst tätigen Ärztinnen und Ärzte in der Pflicht, den Eltern zu erklären, dass es den erweiterten Notdienst nicht mehr gibt.

So soll das neue Angebot funktionieren: Die telemedizinische Beratung im Kindernotdienst ist unter der Rufnummer (0211) 5970 7284 für Eltern erreichbar, und zwar zwischen Heiligabend, also Samstag, 24. Dezember, und zunächst Dienstag, 31. Januar 2023 (mittwochs 16 bis 22 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 22 Uhr).

Kassenärztliche Vereinigung wünscht rege Nutzung

Um die Videosprechstunde nutzen zu können, benötigen Eltern ein Smartphone, Tablet, Notebook oder einen Computer mit Kamera und Mikrofon. Nach Angabe der Grunddaten im Internet gibt es einen Link zur Videosprechstunde über SMS oder E-Mail sowie eine „eigene“ Transaktionsnummer, mit der man der Videosprechstunde beitreten kann.

„Das Angebot beinhaltet das Potenzial, den kinderärztlichen Notdienst in der aktuellen Situation zu entlasten – daher wünsche ich mir eine rege Inanspruchnahme! Für die Eltern hat die Videosprechstunde den großen Vorteil: Sie können am Bett ihres Kindes sitzen bleiben und müssen nicht den Weg in die nächstgelegene Notdienstpraxis auf sich nehmen“, wird der KVNO-Vorstandsvorsitzende Dr. Frank Bergmann in der Mitteilung der KV zitiert.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann wird so zitiert: „Mit diesem zusätzlichen Beratungsangebot per Video sollen Eltern erkrankter Kinder eine weitere Anlaufstelle haben, die Orientierung zur Notwendigkeit und Dringlichkeit eines Arztbesuches bietet. Ich hoffe, dass so Besuche der Notdienstpraxen gerade während der Weihnachtstage abnehmen.“


In Engelskirchen eröffnet zum 1. Juli 2023 eine neue Kinderarztpraxis: Eine Kinderärztin aus dem Kölner Raum wird dann im Dachgeschoss des gerade neu gebauten Ärztehauses am Lepperhammer praktizieren. Das hat der Bauherr des Hauses, der Engelskirchener Architekt Ralf Rother, mitgeteilt. „Bis Mitte oder Ende Februar werden wir in der Etage noch ein paar Restarbeiten machen müssen. Das war mir persönlich sehr wichtig. Einmal, um den Standort als Ärztehaus zu verfestigen, aber auch, weil ich ja nun mal Engelskirchener bin und die Not der fehlenden Kinderärzte an mich herangetragen wurde. Und nach ein paar längeren Gesprächen hat sich die Ärztin entschieden, hier reinzugehen. Ich find’s wirklich gut, dass sie sich für Engelskirchen entschieden hat.“

Für Rother ist die Kinderarztpraxis die passende Ergänzung zu den anderen Praxen, dem Hausärztlichen Zentrum Angelus von Dr. Thomas Aßmann, der Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis von Dr. Olaf Mensler und Dr. Jens Hunkemöller und zudem der Radiologie und Nuklearmedizin Engelskirchen (RuN) gleich nebenan. (sül)