AboAbonnieren

Strombacher SteinmetzeAltes Handwerk mit neuen Ideen aus Gummersbach

Lesezeit 4 Minuten
steinmetz_neu3

Mit dem Einsatz der Lasertechnik sind Maik (l.) und Michael Fuchs in ihrem alten Handwerk Pioniere.

Gummersbach – Angela Merkel hat den Überblick: Über Reihen von Grabsteinen in vielfältigen Formen und Farben hängt ihr Porträt, filigran in Stein geritzt, an der Außenwand des Steinmetzbetriebs Fuchs. „Das ist ein Demo-Stück für die Kunden, die wissen wollen, wie lebensecht das Ergebnis ist, wenn wir mit unserer neuen Technik nach einem Foto arbeiten“, erklärt Maik Fuchs und lacht.

Innovative Ideen und neue Möglichkeiten dank Laser

Tatsächlich, die Ähnlichkeit der Steinplatte mit der früheren Kanzlerin ist verblüffend. Auch die Katze, das Pferd und ein Bildnis des Letzten Abendmahls überraschen durch ihre Details. „Wir sind eine der ganz wenigen Werkstätten in Deutschland, die mit Laser arbeiten. Als wir vor fünf Jahren damit begonnen haben, waren wir, soweit ich weiß, die einzigen“, ergänzt sein Bruder Michael. Pioniere mit innovativen Ideen im traditionellen Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk, also.

Gerade haben die beiden jungen Meister von ihrem Vater Achim Fuchs den Familienbetrieb übernommen, den schon ihr Großvater Walter Fuchs vor 60 Jahren in der alten Strombacher Mühle gegründet hatte. Von Beruf eigentlich Maurer, hatte der heute 86-Jährige die Idee, außer Treppenstufen und Fensterbänken auch Grabsteine zu fertigen. Knochenarbeit mit Fäustel und Meißel, wie sie auch sein Sohn und Nachfolger Achim noch kennengelernt hat. Tonnenschwere Grabmale mussten mit nur wenigen Hilfsmitteln transportiert und „gesetzt“ werden. „Es gab noch nicht die Kräne und Hebewerkzeuge wie heute“, erzählt der 64-Jährige, der 1980 mit 21 Jahren als damals jüngster Steinmetz- und Steinbildhauer Nordrhein-Westfalens seine Meisterprüfung abgelegt hatte.

Vater hatte Söhnen von seinem Handwerk abgeraten

Deshalb riet er auch seinem Sohn Maik davon ab, als dieser sich immer mehr für das großväterliche und väterliche Handwerk interessierte. „Mach dich nicht kaputt!“, habe sein Vater gewarnt, und geraten „such dir einen anderen Beruf aus, es müssen ja nicht alle Füchse zusammen arbeiten“, erinnert sich der 42-jährige schmunzelnd. Er ließ sich aber nicht davon abschrecken, und auch sein jüngerer Bruder Michael wurde von dem Spaß des älteren an der Arbeit mit Stein angesteckt.

steinmetz_neu (1)

Maik (r.) und Michael Fuchs (l.) leiten den Betrieb in dritter Generation. Ihr Großvater Walter (u. 2.v.r.) gründete die Firma, die Sohn Achim (2.v.l.) in zweiter Generation weiterführte. 

„Es ist was Besonderes, Steinmetz zu sein“, schwärmt der 35-Jährige. „Die Tätigkeiten sind vielfältig: Man beschriftet, sägt, poliert, man arbeitet körperlich an der frischen Luft und braucht dabei Fingerspitzengefühl und Kreativität.“ Ob sie auch künstlerisch arbeiten? „Sicher habe ich auch von der Kunst geträumt. Manchmal, wenn ich für Kirchen gearbeitet habe, kam der Bildhauer schon mal durch“, räumt Vater Achim ein. „Aber von Träumen kann man nicht leben, und sich mit Kunst selbst verwirklichen, kann man vielleicht in Düsseldorf. Wir in Oberberg leben von der Normalität.“

Heute ist der Strombacher Betrieb eine GmbH

So legen sie in der Firma, in der heute außer den drei Meistern noch drei Gesellen und zwei Facharbeiter und eine Bürokraft arbeiten und die heute eine GmbH ist, großen Wert auf Tradition. „Viele Kunden kaufen ihren Grabstein bei uns, weil schon ihr Opa und ihr Vater bei uns bestellt haben. Das ist generationsübergreifend“, weiß Achim Fuchs.

steinmetz_neu2

Was Lasertechnik möglich macht, zeigt die Firma Fuchs in ihrer Ausstellung.

Aber manche von ihnen reiben sich vielleicht verwundert die Augen angesichts dessen, was sich in den vergangenen 60 Jahren in der Friedhofskultur mit Urnenwänden, Friedwäldern und Wiesen mit flachen Gedenksteinen alles verändert hat: Optisch vom schwarzen Stein mit Goldschrift zum detailgetreuen Porträt à la Angela Merkel über eine in Glas gravierte Ansicht des eigenen Hauses, das mit einem der vielfarbigen Steine, die aus der ganzen Welt stammen, eine enge Verbindung eingeht. Technisch verändert hat es sich mit dem Wandel vom Meißel über die Druckluftpistole zum Tiefenstrahl und jetzt zur Lasertechnik.

Lasertechnik aus der Werbeindustrie

„Wir haben damit eine Anregung aus der Werbeindustrie aufgegriffen“, verrät Maik Fuchs. „Aber es war gar nicht so einfach, die Software für unsere Branche anzupassen. Da mussten wir intensiv tüfteln, bis sie richtig funktionierte.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Heute werden ihre gelaserten Grabsteine, teils nach individuellen Entwürfen, teils als vorgefertigte Modelle, nicht nur in Strombach, sondern auch über einen Großhandel in ganz Deutschland verkauft.