Die Industrie- und Handwerkskammer zu Köln warnt vor einem Verkehrschaos in und um Oberberg.
Neue IHK-StudieSo marode sind Oberbergs Autobahnbrücken
Vor einem Kollaps des Verkehrsnetzes warnen die Industrie- und Handelskammern im Rheinland (IHKs) mit Blick auf den Zustand der Brücken in der Region. In einer jetzt vorgestellten Studie haben die IHKs zusammen mit Ingenieuren der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen (RWTH) rheinlandweit diejenigen Brücken unter die Lupe genommen, für die der Bund oder das Land NRW zuständig sind. Danach wurden 115 Brücken rund um Köln mit dem schlechtesten Traglastindex fünf bewertet – laut Mitteilung der IHK zu Köln bedeutet das, dass die momentane Traglast dem heutigen Verkehr nicht mehr gerecht wird und die Bauwerke bis spätestens 2030 gründlich überprüft und eventuell zu ersetzen.
In Oberberg ermittelten die Experten insgesamt 42 Brücken, bei denen sie mindestens mittelfristig Handlungsbedarf sehen – elf von ihnen erhielten eben jenen Traglastindex fünf. Auf dieser Liste finden sich zum Beispiel die Molbachtalbrücke nahe Forst und die Loopetalbrücke der Autobahn 4, sowie die Talbrücke Beustenbach der Autobahn 45 nahe Piene. Die oberbergischen Sorgenkinder sind der Studie zufolge allerdings die Wiehltalbrücke und auch die Hunstigtalbrücke, die sowohl bei der Traglast als auch beim baulichen Zustand schlecht abschnitten.
Politik in Oberberg, Land und Bund gefragt
Kritisch bewertet die Studie aber nicht nur den Zustand der eigentlichen Überführungen der Autobahnen, sondern auch den mancher Auf- und Abfahrten sowie Zubringer. In Oberberg fallen dabei zwei Bereiche besonders negativ auf: In Schönenbach halten die Ingenieure praktisch die gesamte Konstruktion des Autobahnanschlusses Reichshof/Bergneustadt für sanierungsbedürftig. Nicht viel besser sieht es in Engelskirchen aus, wo neben der Kaltenbachbrücke auch die 1979 erbaute Agger-Überführung der Landesstraße 302, also des Zubringers aus Richtung Bickenbach, miserable Noten einfuhr.
Das Ergebnis der Untersuchung verdeutliche, dass Politik und Verwaltung sofort reagieren müssten, betont die IHK zu Köln in ihrer Mitteilung. „Mit diesem Wissen schlittern wir sehenden Auges in das nächste großflächige Verkehrschaos“, wird IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Vetterlein darin zitiert, der zugleich auch ein Bündel von Gegenmaßnahmen vorschlägt. So fordern die IHKs die Digitalisierung und drastische Beschleunigung von Planungsprozessen , etwa durch den Verzicht auf Umweltverträglichkeitsprüfungen bei Ersatzbauten und gesetzliche Fristen, in denen die Verwaltung Anträge bearbeiten muss.
Die zuständigen Behörden sollten zudem intensiv um Fachkräfte werben und die Standardisierung von Brücken prüfen – bislang sei jedes Bauwerk nämlich einzigartig, das müsse kritisch hinterfragt werden. Für die Sanierung besonders relevanter Rheinbrücken schlagen die IHKs die Bereitstellung eines Sondervermögens vor.