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„Ich kann nicht ohne die Stadt“Wilfried Schmickler über seine Bleibe in Nümbrecht

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In Nümbrecht verbrachte Wilfried Schmickler viel Zeit im Lockdown. Jetzt steht er wieder auf der Bühne, zuletzt in Halver.

Von seinem „Garten im Oberbergischen“ erzählt der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler in seinem neuen Programm. Aber gibt es den auch wirklich und nicht nur im Programm? Markus Klümper hat den 66-Jährigen, der in Leverkusen aufgewachsen ist und in der Kölner Südstadt lebt, am Rande eines Auftritts im märkischen Halver getroffen und nachgefragt.

Was treibt Sie noch auf die Bühne?

Schmickler: Für mich gibt es nichts Größeres, als dass die Leute hinterher rausgehen und sagen, dass sie einen schönen Abend gehabt haben. Ich will niemanden von irgendwas überzeugen, ich bin nicht schlauer als die Zuschauer. Die lesen dieselben Zeitungen wie ich, die sind genauso informiert wie ich. Aber ich habe vielleicht einen anderen Umgang damit, bringe das gerne auf die Bühne und freue mich, wenn die Leute das gut finden.

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Sie sprechen gelegentlich über Ihren Garten im „Oberbergischen“, haben diesen auch in Ihr Programm eingebaut. Es heißt aber, Sie würden in der Kölner Südstadt wohnen. Ist die Südstadt so grün, dass Sie die schon zum Oberbergischen zählen?

Nein, ich habe tatsächlich einen Garten bei Nümbrecht, wo ich die Corona-Zeit verbracht habe. Eine Tante meiner Frau wohnt dort, und wir kümmern uns um das Haus und den Garten.

Was sagt der Mann aus der Kölner Südstadt – von außen betrachtet: Ist das ein anderer Menschenschlag bei uns im Oberbergischen?

Mir fällt da überhaupt nichts auf. Inzwischen glaube ich, dass durch die Medien und die Mobilität der Menschen die regionalen Unterschiede ein bisschen eingeebnet worden sind. Ob jemand freundlich oder unfreundlich, tolerant oder intolerant ist, das hängt nicht davon ab, wo er lebt oder geboren worden ist. Ich komme mit meinen Nachbarn im Oberbergischen gut klar und trinke gerne mal ein Bier mit denen. Ich fühle mich da sehr wohl in dem Dorf, ich bin da gerne. Ich kann aber auch nicht ohne die Stadt, ich muss dann irgendwann auch mal wieder in die Stadt und viele Menschen treffen.

Fernsehauftritte, wie Sie sie früher oft hatten, sind sicher mit großen Belastungen verbunden. Hat das Ende Ihres Engagements bei den Mitternachtsspitzen eine spürbare Entlastung mit sich gebracht?

Wir haben ja dort nicht aufgehört, weil uns die Belastung zu groß war. Es war einfach an der Zeit, dass junge Kollegen die Chance bekommen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Da kann man nicht bis in alle Ewigkeit den Sendeplatz besetzen. Und die neuen Kollegen machen das richtig gut. Aber Fernsehen ist viel Arbeit. Das war schon ein enormer Druck. Da gucken eine Million, manchmal sogar 1,2 Millionen Menschen zu, zu denen habe ich aber keinen Kontakt. Bei meinem Bühnenprogramm erlebe ich die Reaktionen des Publikums hautnah. Und das ist mir sehr wichtig.

Ist Kabarett in einem Saal mit mehreren Hundert Menschen im Publikum also eine willkommene Abwechslung zum Fernsehen?

Das ist der Wesenskern meiner Tätigkeit. Ich komme aus der Kleinkunst, und die Kleinkunst heißt deshalb so, weil sie in einem kleineren, sehr unmittelbaren Rahmen stattfindet. Und nur so funktioniert das.

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Sind Ihre Auftritte als „Loki“ Schmidt oder Angela Merkel verkleidet nun Schnee von gestern? Vermissen Sie diese Figuren oder gibt es Hoffnung, diese nochmal auf der Bühne erleben zu können?

Da muss schon viel zusammenkommen, dass ich noch mal ein Frauenkleid anziehe, also . . . Meine Frau möchte das nicht mehr. Die fand das schon immer doof, vor allem wenn ich als schrille Figur wie die Geissen im String-Tanga auftrat. Dann war sie immer sauer und meinte, ich sei zu alt, um als Travestie-Künstler auf die Bühne zu gehen. Mir hat es eine ganze Weile Spaß gemacht, ich habe Spaß am Quatsch, an der Verkleidung. Und mit Uwe Lyko ging das wunderbar. Aber das werde ich nicht mehr machen. Alles hat seine Zeit.

Viele Künstler nehmen ihr Erreichen des Rentenalters zwar zur Kenntnis, denken aber nicht daran, in den Ruhestand zu gehen. Warum es so unüblich, dass Kabarettisten, Schauspieler und Musiker einfach ein Leben ohne Arbeit genießen?

Es gibt schon einige Kollegen, die aufgehört haben. Viele fahren im Alter auch kürzer, und das ist auch richtig so. Wenn man es kräftemäßig nicht mehr so schafft. Nicht die zwei Stunden auf der Bühne, sondern die Anfahrt, den Verkehr, den Stress um die Veranstaltung herum, der belastet einen doch intensiver als mit 30 oder 40 Jahren. Da muss man sich schon um seine Gesundheit, auch um seine geistige Gesundheit kümmern. Ich bin aber noch an dem Punkt, an dem ich Spaß dabei habe.