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Kommunalwahl 2020 in WipperfürthWer wird neuer Chef im Rathaus?

Lesezeit 4 Minuten

Frank-Michael Müller (FDP), Stefan Liedholz (Kandidat der Grünen) und Anne Loth, Kandidatin von CDU und SPD. Am 13. September wird gewählt, erhält keiner eine absolute Mehrheit, gibt es zwei Wochen später eine Stichwahl.

Wipperfürth – Wer wird neuer Bürgermeister? Wie ticken die drei Kandidaten, welche Schwerpunkte wollen sie als Rathauschef setzen? Die Bürgerstiftung „Wir Wipperfürther“ und die Bergische Landeszeitung haben am Mittwochabend zu einer Podiumsdiskussion in der Alten Drahtzieherei geladen. Rund 270 Zuhörer nutzten die Chance, Anne Loth, Frank-Michael Müller und Stefan Liedholz kennenzulernen.

Nach der Begrüßung durch Dr. Markus Braun, den Vorstandsvorsitzenden der Bürgerstiftung, erklärt Moderator Michael Lenzen, federführender Redakteur der Bergischen Landeszeitung, den Ablauf des Abends.

Die drei Kandidaten

Zum Auftakt hat jeder Bewerber fünf Minuten, sich selbst vorzustellen. Anne Loth, gemeinsame Kandidatin von CDU und SPD, lässt zum Auftakt einen kurzen Werbefilm einspielen. Als Geschäftsführerin der Ökumenischen Initiative, unter deren Dach unter anderem der Mittagstisch, das Möbellager und das Repair-Café laufen, ist sie Chefin von rund 140 Mitarbeitern. „Ich kann Themen zusammenbringen, übergreifend denken und sehe die Dinge pragmatisch“, so stellt sie sich vor. Und noch etwas ist der Mutter von vier Kindern wichtig: Sie will anderen Frauen Mut machen und zeigen, dass sich Führungstätigkeiten und Familie nicht ausschließen.

Stefan Liedholz ist Kandidat der Wipperfürther Grünen. Der Kreuzberger arbeitet als Innovationsmanager für die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern. „Dort entwickle und prüfe ich Ideen und Strategien, und Methoden, wir man Verwaltung effizienter und bürgerfreundlicher machen kann.“ Diese Erfahrungen und Fähigkeiten wolle er als Bürgermeister einbringen, sagt der Vater von vier erwachsenen Kindern.

Frank-Michael Müller, Kandidat der FDP, will mit Heimvorteil punkten. Der gebürtige Wipperfürther engagierte sich in den 1980er Jahren im Stadtjugendring und saß schon einmal im Rat der Hansestadt, damals für die CDU. Der Verlagskaufmann war als Geschäftsführer des Magazins Focus für einen dreistelligen Millionenetat verantwortlich. Heute arbeitet er als Selbstständiger. Seine Motivation für das Bürgermeisteramt: „Ich möchte etwas bewegen und will meine Heimatstadt nachhaltig in die Zukunft führen.“

Thema Leben

Dann stellt der Moderator Fragen zu drei Themenblöcken: Leben, Umwelt und Verkehr, Wirtschaft und Handel. Die Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt seien zu lange verschlafen worden, kritisieren Müller und Liedholz, es fehle an Flächen für Neubau und Gewerbeentwicklung. Anne Loth sieht die Stadt mit zwei geplanten Neubaugebieten dagegen auf einem guten Weg. Zudem mache der Regionalplan strenge Vorgaben.

Unterschiedlich bewerten die Kandidaten das Thema Ärzteversorgung. Loth sieht die Telemedizin als eine Möglichkeit, dem drohenden Ärztemangel zu begegnen. „Für Ältere ist das nicht zielführend“, kritisiert Müller, Liedholz mahnt ein Gesamtkonzept an, das auch die Kirchdörfer mit einbezieht.

Thema Verkehr

Beim Thema Verkehr sind sich alle drei einig, dass man auch künftig nicht aufs Auto verzichten kann. Der Kandidat der Grünen möchte das Radwegenetz ausbauen, auch, um den Tourismus zu fördern. „Wir werden es finanziell nicht schaffen, überall Radwege zu bauen“, entgegnet die CDU/SPD-Kandidatin. FDP-Mann Müller fordert eine bessere Vernetzung zwischen Auto und Busverkehr . Die Busanbindung Richtung Köln müsse ausgebaut werden. Und er wirft die Frage auf, ob denn der Surgères-Platz überhaupt der richtige Standort für den Busbahnhof sei.

Ein Schnellbus nach Köln werde noch in diesem Jahr kommen, entgegnet Anne Loth. Stefan Liedholz hält eine bessere Busanbindung nach Hückeswagen und Lindlar für wichtiger.

Wirtschaft und Handel

Der Einzelhandel leidet. Anne Loth fordert, das Parkleitsystem endlich umzusetzen, man müsse sehen, ob es möglich sei, kleinere Läden zu größeren Einheiten zusammenzuschließen. Auch könne man leerstehende Ladenlokale zum Teil in Büroflächen umwandeln. Wipperfürth solle sich auf auch seine Stärken besinnen wie die gute Gastronomie. Eine Einkaufsstadt werde Wipperfürth nicht mehr sein, so das Urteil von Stefan Liedholz. Die Stadt könne nur einen Rahmen schaffen, wichtig sei es jedoch, dass der Einzelhandel wieder eine Stimme bekomme.

Frank-Michael Müller hatte vor einigen Tagen zwei „Pop-up-Stores“ nach Wipperfürth geholt. In größeren Flächen sieht er keine Lösung. „In Gummersbach stehen große Flächen leer, kleinere Läden und die Vielfalt machen doch den Charme aus.“

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Zum Schluss durfte sich jeder der drei Kandidaten in einer Minute erklären, warum er oder sie der Richtige ist.

„Ich fand die Veranstaltung sehr interessant, ich hätte mir gewünscht, dass man noch mehr in die Tiefe gehen kann“, so das Urteil eines Besuchers. Einen klaren Favoriten habe er nicht. „Ich glaube, der Wahlkampf wird noch spannend.“