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Zukunft des TV HülsenbuschInterview mit der Vorsitzenden Dorothea Holzschneider

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Dorothea Holzschneider ist in den acht Jahren als Vereinsvorsitzende des TV Hülsenbusch auch persönlich gewachsen.

Hülsenbusch – Seit 2014 ist Dorothea Holzschneider Vorsitzende des TV Hülsenbusch. Vor zwei Jahren haben sie und der restliche Geschäftsführende Vorstand angekündigt, sich zurückzuziehen und Platz für einen neuen Vorstand zu machen. Doch die Suche nach Nachfolgern gestaltet sich schwer und die Zukunft des Vereins steht auf der Kippe. Ob und wie es für den Verein weitergehen kann, darüber hat Linda Thielen mit der 59-Jährigen gesprochen.

Ich frage gleich zu Beginn ganz direkt: Wie steht es aktuell um den TV Hülsenbusch?

In Bezug auf die Vereinsführung ist die Situation aktuell sehr brenzlig. Wir haben vor zwei Jahren als Geschäftsführender Vorstand angekündigt, dass wir bald nicht mehr zur Verfügung stehen. Noch gibt es aber leider keine Nachfolger.

Wie haben die Mitglieder reagiert, als Sie verkündet haben, dass Sie sich aus der Vorstandsarbeit zurückziehen?

Ich glaube die meisten haben gedacht: „Ach die machen das schon weiter.“ Aber meine Entscheidung steht. Meine jetzige Lebensphase ist genau der richtige Zeitpunkt, um die Verantwortung in neue Hände zu geben. Ich arbeite im Wechseldienst. Als Kundenbetreuerin bei der Deutschen Bahn bin ich derzeit sehr eingebunden und muss oft abends und am Wochenende arbeiten. Da fehlt mir einfach die Zeit, um meinen Aufgaben als Vorsitzende gerecht zu werden. Weil kurz nach unsere Verkündung, die Corona-Pandemie begonnen hat, fehlte uns die Möglichkeit, nach Nachfolgern zu suchen. Nun sind wir aktiv auf der Suche, die sich aber sehr schwierig gestaltet.

Was glauben Sie, woran das liegt? Sind die Menschen nicht mehr bereit, sich ehrenamtlich in einem Verein zu engagieren, geschweige denn Verantwortung zu übernehmen?

Zum einen werden Sportvereine immer mehr zu Dienstleistern und es ist sehr schwierig, Ehrenamtler zu finden. Ein anderer Punkt ist die Eintragung im Vereinsregister. Davor haben viele Respekt, da sie auch eine rechtliche Verpflichtung eingehen. Der Name steht da, das stimmt. Aber letztendlich arbeitet man im Vorstand immer als Team und löst auch Herausforderungen gemeinsam. Das ist mir ganz wichtig zu betonen, denn das hat auch mir bei meiner Arbeit als Vorsitzende immer geholfen.

Wie haben Sie bislang nach Nachfolgern gesucht? Wen haben Sie angesprochen?

Das gelingt am besten über die persönliche Ansprache und genau da liegt gleichzeitig die Herausforderung. Denn obwohl ich Vorsitzende bin, kenne ich viele der Mitglieder nicht persönlich oder privat. Ich bin für die Sportlerinnen und Sportler keine Vertrauensperson, das sind eher die Übungsleiterinnen und Übungsleiter. Deswegen haben wie diese auch angesprochen, damit sie uns helfen, Kontakt zu potenziellen Kandidaten herzustellen.

Wie war die Rückmeldung?

Ehrlich gesagt sehr bescheiden, Deswegen wollen wir uns nach den Ferien mit den Übungsleiterinnen und Übungsleitern auch noch einmal persönlich treffen und gezielt überlegen, wie wir die Leute in den Kursen ansprechen können – vor allem diejenigen, bei denen wir wissen, dass sie sich mit dem Verein identifizieren.

Was würde im schlimmsten Fall passieren, wenn sich keine Nachfolger für die Vorstandsarbeit finden? Wäre das das Ende des TV Hülsenbusch?

Im schlimmsten Fall ja! Es gibt eigentlich nur zwei Situationen, die eintreten können: Die schlimmste wäre die Auflösung des Vereins, die andere eine Fusion mit einem anderen Sportverein. Denkbar wäre diese mit dem VfL Berghausen-Gimborn oder dem TV Gelpetal, mit denen wir auch jetzt schon eine Kooperation haben. Eine Fusion würde aber bedeuten, dass der TV Hülsenbusch seine Identität und Tradition verlieren würde. Auch der Sportverein, der zum Dorf gehört, würde als solcher nicht mehr existieren.

Haben Sie den Mitgliedern das auch so kommuniziert?

Ja, das haben wir. Wir haben sie, als wir unseren Rücktritt verkündet haben, auch darüber informiert, was passieren könnte, wenn sich keine Nachfolger finden würden. Aber ich glaube, viele sind sich darüber nicht bewusst. Auch nicht darüber, wie wichtig die Vorstandsarbeit für einen Verein ist und was alles dahinter steckt. Im Oberbergischen gibt es viele Sportverbände, mit denen wir in ständigem Kontakt stehen, und an die wir Zahlen melden müssen. Auch die Lobbyarbeit im Verein darf nicht vergessen werden. Außerdem müssen wir als Verein Präsenz zeigen, denn nur so erhalten wir Fördergelder, von denen wir wichtige Neuanschaffungen für die Vereinsarbeit tätigen können. Nur mit den Mitgliedsbeiträgen kommen wir nicht über die Runden. Ein Verein braucht einen Kopf, um zu existieren. Und Übungsleiter – ohne die geht es natürlich auch nicht.

Wie sind Sie zum TV Hülsenbusch und in die Position als Vorsitzende gekommen?

Ich bin vor 23 Jahren ins Oberbergische gezogen, mit zwei kleinen Kindern, und habe mich beim TV Hülsenbusch für das Eltern-Kind-Turnen angemeldet. Ich habe dann die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins übernommen. Und wie das so ist: Wenn man einmal im Vereinsvorstand drin ist, kommt man nicht mehr raus. (lacht) Später bin ich dann Geschäftsführerin geworden. Anschließend war ich zwei Jahre stellvertretende Vorsitzende und bin dann 2014 als erste Vorsitzende gewählt worden. Wir sind im Vorstand ein super Team und harmonieren gut. Deshalb hat mir die Vorstandsarbeit auch immer Spaß gemacht.

Was haben Sie in Ihrer Zeit als Vorsitzende erreicht?

Wir haben uns immer bemüht, das Miteinander im Verein weiter zu stärken. Und ich denke, das ist uns auch gut gelungen. Neben einer neuen Vereinssatzung haben wir vor zwei Jahren außerdem ein Zukunftskonzept aufgestellt, mit vielen Visionen für die Vereinsarbeit in den kommenden Jahren. Darauf können unsere Nachfolger aufbauen. In Zukunft wird unter anderem die Digitalisierung sicher eine immer größere Rolle spielen. Ein weiterer Meilenstein in der Vereinsarbeit war die Gründung der SportKoop HüBeGe, einer Vereinbarung der Sportvereine rund ums Gelpetal (Hülsenbusch, Berghausen und Gelpetal) in der wir uns gegenseitig unterstützen, Angebote absprechen und auch Doppelmitgliedschaften vergünstigen.

Wie viele Mitglieder hat der TV Hülsenbusch aktuell? Und welche sportlichen Abteilungen gibt es?

Zurzeit zählen wir stolze 800 Mitglieder. Angeboten wird bei uns nach wie vor das Eltern-Kind-Turnen. Außerdem Breitensport in zwei Gruppen für Kinder zwischen fünf und zehn Jahren, bei dem die Motorik und das soziale Miteinander gefördert werden. Und wir bieten Kinderleichtathletik an, in Zusammenarbeit mit der LG Gummersbach, der wir angehören, sowie Parcouring, Geräteturnen und Tischtennis für die Erwachsenen, Hallenfußball, Volleyball, drei Gymnastikgruppen für unterschiedliche Zielgruppen sowie regelmäßige Kurse im Gesundheitsbereich für den Rücken. Eine weitere, sehr starke Abteilung ist bei uns Triathlon. Aus dieser Gruppe können immer wieder Erfolge gemeldet werden, wie zum Beispiel die Qualifikation von Moritz Flader für den Ironman auf Hawaii.

Eine Auflösung des Vereins bei so vielen Mitgliedern wäre ein harter Schritt. Was macht das mit Ihnen, nicht zu wissen, ob der Verein, für den Sie sich acht Jahre lang eingesetzt haben, bald überhaupt noch existieren wird?

Das macht mich sehr traurig. Mein Team und ich haben viel Herzblut in die Arbeit gesteckt und uns bemüht, immer wieder neue Impulse zu setzen, nachdem mein Vorgänger Gustav Kleinjung 35 Jahre lang den Verein geleitet hat. Ich finde neue Impulse sehr wichtig. Deswegen ist es auch an der Zeit, dass jemand anderes übernimmt und neue Ideen einbringt.

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Wird es Ihnen schwer fallen, sich aus der Vorstandsarbeit herauszuziehen?

Natürlich stehe ich in der Anfangszeit noch beratend zur Verfügung. Aber ich glaube, mir wird es nicht schwer fallen, mich zurückzuziehen und neue Ideen und Ansätze zu akzeptieren.

Wann muss ein neuer Vorstand feststehen?

Im April 2023 muss es Nachfolger geben, die in das Vereinsregister eingetragen werden müssen. Wir möchten aber bis Ende des Jahres Klarheit haben, um notfalls genügend Zeit zu haben, die Schritte für eine Fusion oder Auflösung einleiten zu können.

Was hat Ihnen persönlich die Arbeit im Vereinsvorstand bedeutet und gegeben?

Es sind viele Freundschaften entstanden. Wir sind als Team zusammengewachsen, auch auf privater Ebene. Diese Freundschaften werden über die Vorstandsarbeit hinaus bleiben. Außerdem hat mir die Arbeit als Vorsitzende viel Selbstbewusstsein gegeben. Ich bin an dieser Aufgabe persönlich gewachsen. Besonders in der Flüchtlingsarbeit habe ich tolle Erfahrungen gesammelt. Die Begegnungen und Gespräche, die ich in diesem Zusammenhang geführt habe, haben mich sehr berührt und mein Weltbild noch mal in die für mich richtige Richtung gerückt.