Es darf gefeiert werden: Nicht nur an Markttagen erfreut sich der Gastro-Betrieb in der Mitte Waldbröls großer Beliebtheit – ein Rückblick.
GeburtstagIn Waldbröl hat das Café und Bistro „Hauderei“ allen Grund zu feiern
Ist Vieh- und Krammarkt, hat Waldbröl Kohldampf. Und zwar tüchtig. Dann brütet Norbert Hellmann mal nicht über den Büchern: Spätestens um sechs steht er in der Küche der „Hauderei“, buttert Brötchen um Brötchen – hundert Halbe sind es sicher. Später geht’s ans Geschirr und zur Spülmaschine, wieder und wieder. „Die Markt-Donnerstage sind ein echter Kracher“, verrät Hellmann. „Da brummt es bei uns, und zwar jedes Mal.“
Im vergangenen April hat sich der 69 Jahre alte Nümbrechter, ein selbstständiger Garten- und Landschaftsbauer, dem Team hinter dem genossenschaftlich geführten Café und Bistro angeschlossen. Eigentlich sind die Finanzen sein Ding, doch ist Markt, muss eben jeder ran und auch in die Küche und an den Tresen.
Mit einem üppigen Frühstücksbüfett startet in Waldbröl die Geburtstagsfeier
An diesem Sonntag (8. September) feiert die Hauderei an der Hochstraße 34 ihren ersten Geburtstag, ab 9 Uhr ist dort ein Frühstücksbüfett bereitet. „Einige der Gründungsmitglieder haben diese Sache damals gründlich unterschätzt, waren viel zu unbedarft“, erinnert sich Bernd-Uwe Mach (64), Vorsitzender der Genossenschaft seit dem Beginn, an das große Ruckeln und Holpern – und zählt sich selbst auch dazu. „Einen solchen Gastro-Betrieb aufzubauen und zu etablieren, das dauert viel länger als wir gedacht haben“, gesteht der Wilkenrother. „Wir befinden uns auch heute immer noch im Aufbau, vor allem beim Personal.“
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Wirtschaftlich aber stehe die Hauderei bereits auf soliden Füßen, ergänzt Finanzchef Hellmann. „Die Einnahmen decken die Ausgaben und im kommenden Jahr schreiben wir wohl schwarze Zahlen – und machen auch erste Gewinne.“ Denn die Zeit der immensen Kosten und Investitionen neige sich dem Ende zu, dank hervorragender Kuchen und Torten des Back- und Beerdigungsteams erfreue sich die Hauderei wachsender Beliebtheit, freut sich Hellmann. Groß sei auch der Appetit auf die kleinen und größeren Speisen, den Markt-Eintopf etwa, Flammkuchen und Frikadellen, allesamt Kreationen von Gastro-Chef Günter Triebsch.
360 Mitglieder hat die Trägergenossenschaft nach Hellmanns Angaben heute, diese halten rund 750 Anteile für jeweils 50 Euro. „Rund 120 weitere Anteile sollen in Kürze gezeichnet werden.“ 13 Mini-Jobber gehören zur Servicemannschaft, die restliche Arbeit erledigen gut 100 Ehrenamtliche – alles geschieht stets im Schichtbetrieb mit jeweils drei Kräften in der Küche und in der urigen Gaststube.
Am 8. September vergangenen Jahres, damals ein Freitag, öffnet die Hauderei erstmals die Türen, eingezogen ist sie in das frühere Café von Elke und Gerd Kremer. Nach zweieinhalb Jahren sieht sich das Paar, vor allem aufgrund steigender Kosten und Ausgaben, gezwungen, von diesem Herzensprojekt Abschied zu nehmen.
Doch das schmeckt einer Gruppe von Stammgästen gar nicht, der Verzicht auf Käsekuchen ist keine Option: Sie planen die Gründung einer Genossenschaft nach Bergneustädter und Hülsenbuscher Vorbild, mehr als 100 Menschen finden den Weg zum Auftakttreffen. Und im November 2022 kommt diese tatsächlich zustande.
Auch in Waldbröl hat es schon vor langer Zeit Haudereien gegeben
Der Name ist zudem schnell gefunden: Eine Hauderei ist ein Fuhrbetrieb, der einst Vergnügungsfahrten ebenso anbot wie Fahrten bei Wochenmärkten, das eben ist der historische Draht zur Marktstadt. So gibt es um das Jahr 1902 auch am nahen Bitzenweg eine solche Hauderei, dort lädt der Fuhrmann Eduard Hoemann Besucherinnen und Besucher des Waldbröler Marktes ebenfalls zu Speisen und Getränken ein.
Allerdings führen Reibereien um die Ausrichtung des Gastro-Betriebs nicht nur als Café, sondern auch als Bistro mit Bewirtung in den Abendstunden zu Zerreißproben. „Die Anfangseuphorie war danach rasch verflogen, mancher ist gegangen“, bedauert Bernd-Uwe Mach. Stolz ist der Mitarbeiter des Oberbergischen Kreises trotzdem: So wie die Jägerhof-Genossenschaft in Bergneustadt hat sich die Waldbröler Gemeinschaft aus dem Nichts gegründet.
„Wir haben keinen Verein im Rücken, dessen Mitglieder von Beginn an in den Betrieb einsteigen konnten“, erklärt Mach und blickt etwa auf den „Siegtaler Hof“ in Windeck-Herchen: Dort ist die Genossenschaft aus örtlichen Vereinen hervorgegangen, ebenso hat die 2014 gegründete Hülsenbuscher Kneipen-Genossenschaft ihre Wurzeln in der Dorfgemeinschaft. „Wir müssen also auch heute noch viel lernen und brauchen wieder und wieder Service-Schulungen“, weiß Bernd-Uwe Mach.
Der Anspruch sei klar: „Wir wollen in Waldbröl ein Treffpunkt für alle werden, auch als Kulturstätte.“ Seit vergangenem März wird in der Hauderei nun auch Musik gemacht, eine feste Größe im Kalender sind die Jam-Sessions an jedem dritten Dienstag im Monat, bei der bis zu 15 Musikerinnen und Musiker mitmischen.
Das Festprogramm am Sonntag, 8. September
Von 9 bis 12 Uhr wird ein reichhaltiges Frühstücksbüfett aufgetragen (Kosten: 15 Euro pro Gast).
Ab 11 Uhr tritt der Männergesangverein der Chorgemeinschaft Escherhof, Schönenbach und Waldbröl auf.
Ab 12 Uhr zeigt der Show- und Event-Griller Kevin Enders aus Nümbrecht seine Kunst am heißen Rost. Es gibt Pulled Chicken, Kartoffeltaschen, Coleslaw und Grillgemüse.
Ab 15 Uhr findet eine Bluegrass-Session mit dem Musiker Paul Lindenauer statt.
Ab 17 Uhr will die Soulband Groovenus mit Peter Friese für Stimmung sorgen.