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Keine Vorstufe zur SchließungBürgerversammlung liefert Infos zum Krankenhaus Waldbröl

Lesezeit 3 Minuten
Das Krankenhaus Waldbröl aus der Ferne fotografiert.

Die invasive Kardiologie und die Gefäßchirurgie werden aus dem Krankenhaus Waldbröl verlegt.

Die Verlegung der Invasiven Kardiologie und der Gefäßchirurgie nach Gummersbach sei keine Vorstufe für eine Schließung des Krankenhauses in Waldbröl. Das betonte der Gutachter Professor Dr. Norbert Roeder am Donnerstagabend in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums mehrfach. Gemeinsam hatten die Klinikum Oberberg GmbH als Träger des Krankenhauses und die Stadt Waldbröl zu einer Bürgerversammlung eingeladen, die Klarheit bringen sollte über die medizinische Versorgung in Oberbergs Süden.

„Unser Wunsch und Ziel ist natürlich, das Krankenhaus zu erhalten und es für die Zukunft gut aufgestellt zu sehen“, betonte Bürgermeisterin Larissa Weber. Keinen Hehl machte sie aus ihrer Enttäuschung, dass nicht mal 30 Interessierte den Weg in die Aula gefunden hatten, auch aus den Nachbarkommunen und der Politik waren kaum Zuhörerinnen und Zuhörer gekommen.

Standort Gummersbach ohne Waldbröl undenkbar

Sehr detailliert erklärte ihnen der Krankenhausberater Roeder aus dem westfälischen Senden, warum der Standort Gummersbach nicht ohne Waldbröl denkbar ist. Im Auftrag des Klinikums hatte er das Gutachten erstellt, das jetzt Grundlage ist für die Neuausrichtung des Klinikums.

Für dessen Geschäftsführer Sascha Klein ist dies ein frühes Eingreifen in einen intensiven Wettbewerb, der sich schon in naher Zukunft weiter verschärfe. „Schon das zeigt, dass wir das Krankenhaus in Waldbröl erhalten wollen“, bekräftigte Klein. Aber dieses müsse eben wettbewerbsfähig gemacht werden.

Neues chirurgisches Fachzentrum mit Operationszentrum

Um das zu erreichen, soll es zwar die Invasive Kardiologie inklusive des Herzkatheter-Labors und die Gefäßchirurgie verlieren, dafür aber eine Geriatrie mit 30 Betten sowie ein chirurgisches Facharztzentrum mit ambulanten Operationszentrum erhalten. In Gummersbach und damit in der Mitte des Kreises, so Roeder, werde dagegen die hoch spezialisierte Notfallversorgung konzentriert, Kräfte und Kompetenzen würden gebündelt – das bedeute eine Verbesserung für sehr viele Menschen, eine Verschlechterung aber nur für wenige.

Aus den Berechnungen geht hervor, dass sich allein für Patientinnen und Patienten aus Morsbach die Fahrzeit zum Herzkatheter-Labor deutlich verändert, und zwar von fast 19 Minuten auf fast 32 Minuten. Für Waldbröler Betroffene werde die Anreise derweil etwas mehr als 28 Minuten dauern. Damit genüge das Klinikum immer noch der Vorgabe von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Wobei die Fahrzeit ohnehin keine Rolle mehr spielt, weil heute jeder Rettungswagen ausgestattet ist wie eine kleine Intensivstation“, führte Roeder aus.

Keine Neuausrichtung für Beschäftigte

Nicht in den Blick genommen hat er für seine Untersuchung Nachbarkommunen wie Windeck und Ruppichteroth. „Da sich das Klinikum in einer kommunalen Trägerschaft befindet, denken wir immer nur bis zur Kreisgrenze.“ Neben dem in Gummersbach gebe es in der Region aber noch zehn weitere Krankenhäuser, die über ein Herzkatheter-Labor verfügten.

Für die Beschäftigten werde diese Neuausrichtung keine Folgen haben, antwortete Geschäftsführer Sascha Klein anschließend auf eine Frage von Martin Wagner, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Waldbröler Stadtrat, gehen müsse niemand. „Aber wir bieten natürlich den Wechsel nach Gummersbach an“, ergänzte Klein. Till Idelberger (FDP) wollte zudem wissen, wie das Klinikum auf den drastischen Mangel an examinierten Fachkräften reagiere. Man arbeite an neuen Modelle, sagte Klein und nannte den Bewerbertag im vergangenen August als Beispiel.

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Auch diesem Mangel an Ärzten und Ärztinnen wirke die geplante Verlagerung nach Gummersbach entgegen, ergänzte Gutachter Roeder: „Viele junge Medizinerinnen und Mediziner aus Köln etwa fahren gern nach Gummersbach – aber nicht nach Waldbröl“, sagte er. Allein um einen Herzkatheter durchgehend an 365 Tagen im Jahr zu betreiben, brauche es fünf Ärztinnen und Ärzte. „Aber Spezialisten kann man eben nicht kaufen.“