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Todesfall in WaldbrölGanz Hermesdorf trauert um Karl-Heinz, den freilebenden Pfau

Lesezeit 4 Minuten
So wird man ihn in Erinnerung behalten: Der freilebende Pfau Karl-Heinz war nicht nur in der Waldbröler Ortschaft Hermesdorf weithin bekannt. Immer wieder posierte er mit gespanntem Rad für Fotos.

So wird man ihn in Erinnerung behalten: Der freilebende Pfau Karl-Heinz war nicht nur in der Waldbröler Ortschaft Hermesdorf weithin bekannt. Immer wieder posierte er mit gespanntem Rad für Fotos.

Das Tier soll bei einem Unfall so schwer verletzt worden sein, dass auch eine Not-OP nicht mehr half. Auch die Feuerwehr hielt es in Atem.

Beliebtes Fotomotiv, majestätisches Hindernis auf dem Parkplatz, Waldbröler Original, heimliches Wahrzeichen von Hermesdorf: Karl-Heinz ist bekannt wie ein bunter Hund. Aber ein bunter Hund ist Karl-Heinz nicht – er ist ein Blauer Pfau. Genauer gesagt: Karl-Heinz war ein Pfau, denn er ist gestorben.

Waldbröl: Denkmal für freilebenden Pfau gefordert

Vor bald drei Wochen, so heißt es in der Waldbröler Ortschaft, soll Karl-Heinz auf einem Parkplatz an der Hermesdorfer Hauptstraße von einem Auto angefahren und so schwer verletzt worden sein, dass ihn auch eine Notoperation durch einen Spezialisten in Olpe nicht mehr gesund machen kann. Er soll eine Woche nach dem Unfall eingeschläfert worden sein. Die Trauer ist groß. Und in den sozialen Medien gibt es längst erste Ideen, Karl-Heinz ein Denkmal zu setzen, eine Statue von ihm aufzustellen.

Seine Vorliebe für die beiden großen Parkplätze in Waldbröl-Hermesdorf könnte dem Pfau Karl-Heinz zum Verhängnis geworden sein. Auf einem der beiden Plätze soll er angefahren worden sein.

Seine Vorliebe für die beiden großen Parkplätze in Waldbröl-Hermesdorf könnte dem Pfau Karl-Heinz zum Verhängnis geworden sein. Auf einem der beiden Plätze soll er angefahren worden sein.

Zuletzt hatte der freilebende Pfau Quartier bezogen auf dem Gelände eines Imbissrestaurants an der Hauptstraße, da ruht er auf Strohmatten und unter einem Heizstrahler. Und weil die Hermesdorferinnen und Hermesdorfer ihren Karl-Heinz so sehr lieben, bringen sie ihm Futter und geben den Imbissbetreibern Geld für den wärmenden Strom. Die wollen sich zum Tod des Vogels auf Anfrage dieser Zeitung nicht äußern, zu sehr schmerze der Verlust. Karl-Heinz sei schließlich ein Mitglied der Familie gewesen.

Als Karl-Heinz das erste Mal über unsere Mauer gekommen ist, habe ich mich ganz fürchterlich erschreckt.
Elly Peisker (heute 80) hat dem Hermesdorfer Pfau vor etwa 13 Jahren den Namen gegeben

Auch Elly Peisker kommen die Tränen, denkt sie an Karl-Heinz: Einst hat die heute 80-Jährige dem Pfau den Namen gegeben. „Als er das erste Mal plötzlich über unsere Mauer gekommen ist, da habe ich mich ganz fürchterlich erschreckt“, bekennt die Hermesdorferin, sie wohnt am Kirschkamp. 13 Jahre ist das nun her. „Karl-Heinz, das war der erste Name, der mir eingefallen ist.“

Ein guter Flieger war Karl-Heinz wohl nie

Während sich Peisker sofort in den Pfau verguckt, geht Labrador Oskar prompt auf Abstand. „Er konnte Karl-Heinz nicht leiden. Und der floh sofort in die Höhe, auf eine Mauer oder ein Dach.“ Ein guter Flieger sei er allerdings nie gewesen.

Seither ist Karl-Heinz in der Nachbarschaft unterwegs, weckt diese mit seinen Rufen gegen fünf in der Frühe und tummelt sich danach gern auf den beiden Parkplätzen an der Hauptstraße, präsentiert zwischen den Autos stolz sein Rad. Da ist jener Imbiss auf der einen, da sind ein Getränkemarkt, eine Bäckerei und Lebensmitteldiscounter auf der anderen Seite.

Wer in Waldbröl-Hermesdorf die Parkplätze ansteuert, hält immer Ausschau nach Karl-Heinz

Wer dorthin fährt, der hält Ausschau nach Karl-Heinz und hat den Fuß immer dicht am Bremspedal. „Die Sommer hat er eigentlich immer bei uns verbracht – bis er dann vor etwa zwei Jahren umgezogen ist“, sagt Peisker, die etliche Alben mit Fotos gefüllt hat.

Nachdem das Tier zum ersten Mal im Garten der Taxi-Unternehmerin und ihres Ehemanns Reinhard (77) aufgekreuzt ist, klemmt sich die Seniorin ans Telefon, forscht nach im Eckenhagener Affen- und Vogelpark, ob da ein Pfau abhandengekommen ist, ruft an im Dickhausener Gartenatelier „Rosige Zeit“ und fragt, ob die gefiederte Schar dort noch vollzählig ist. „Aber niemand vermisste einen Pfau.“

Am 10. Januar dieses Jahres beschäftigte der Pfau Karl-Heinz auch den Löschzug Thierseifen der Freiwilligen Feuerwehr. In Hermesdorf war er auf das Dach eines hohen Wohnhauses geflogen.

Am 10. Januar dieses Jahres beschäftigte der Pfau Karl-Heinz auch den Löschzug Thierseifen der Freiwilligen Feuerwehr. In Hermesdorf war er auf das Dach eines hohen Wohnhauses geflogen.

Tatsächlich ist dessen Herkunft noch heute ein Rätsel, ebenso wie sein Alter: Er könne aus Biebelshof getürmt oder sogar in Windeck aufgebrochen sein, heißt es. Niemand meldet sich. Karl-Heinz bleibt, wo er ist – in Hermesdorf. Und wird rasch zur Attraktion. „Aber viel Dreck gemacht hat er auch“, verrät Elly Peisker. „Da musste ich immer sofort mit dem Wasserschlauch ran.“ Vor drei Jahren nörgeln oberbergische Naturschützer indes, der Pfau sei lästig, habe er sich doch zu sehr an die Nähe zu Menschen gewöhnt. „Ja, er mochte uns“, bestätigt Peisker.

Waldbröl: Kurioser Einsatz für die Feuerwehr

Und auch den Löschzug Thierseifen der Freiwilligen Feuerwehr und 16 Einsatzkräfte unter der Leitung von Zugführer Christian Geldmacher beschäftigt Karl-Heinz: Vor seinem Ableben führen ihn am 10. Januar seine mangelhaften Flugkünste offenbar auf das Dach eines recht hohen Wohnhauses – aber zunächst nicht wieder hinunter. „Kleintierrettung“ heißt die Alarmierung für die Wehr am Vormittag.

„Wir mussten auch noch die Drehleiter des Löschzugs Stadtmitte hinzurufen“, berichtet Brandinspektor Christoph Mach, der jenen recht kuriosen Einsatz miterlebt hat. „So konnte der Pfau dann aus der Nähe begutachtet und zudem von uns dazu bewegt werden, selbstständig das Dach zu verlassen.“

Einen mächtigen Schrecken hat Pfau Karl-Heinz einst auch Elly Peiskers Nachbarin Melanie Horn eingejagt, die ganz in der Nähe wohnt mit Ehemann Matthias sowie den Söhnen Dustin und Philipp: „Ich wollte eine rauchen, als er mir plötzlich gegenüberstand“, blickt die 41-Jährige zurück. „Das war vor zehn Jahren, als wir an den Kirschkamp gezogen sind und unser Haus renoviert haben.“ Danach habe sie den blauen Vogel aber sofort sehr cool gefunden. „Und heute trauere ich um ihn.“