Der neue Eigentümer sollte Sinn für die historische und verkehrspolitische Bedeutung des Waldbröler Haltepunkts haben.
WiehltalbahnWaldbröler Bahnhof steht zum Verkauf
Der Staats- und spätere Reichsbahnhof zeugt von der goldenen Zeit des oberbergischen Eisenbahnwesens. Drei Linien gingen jahrzehntelang von Waldbröl aus. Eine führte nach Hennef, eine nach Bielstein und eine nach Osberghausen. Die Passagiere der letzteren stiegen in dem heute denkmalgeschützten Gebäude an der Bahnhofstraße ein. Nicht ohne Grund hat der Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn hier sein Büro.
Doch ansonsten sind hier längst keine Eisenbahner mehr tätig. Die insgesamt acht Wohnungen sind vermietet, eine Psychotherapeutin und eine Heilpraktikerin empfangen Patienten. Vor 35 Jahren hat die Deutsche Bahn das Haus an Reiner Rötzel veräußert, der damals den angrenzenden Holzhandel betrieb und bis heute einer der Bahnhofsbewohner ist. Seit elf Jahren ist dessen Sohn Sebastian Eigentümer. Nun will er den Bahnhof verkaufen.
Ein Stück Waldbröler Stadtgeschichte
Sebastian Rötzel (41) hat seine halbe Jugend im Bahnhof verbracht und hatte dort auch seine Studentenbude. Der Ingenieur lobt die gute Gemeinschaft der Bewohner, sie teilen sich den Garten. „Ich bin mit allen Mietern per Du.“ Heute aber lebt er selbst in Bonn und ist Vater kleiner Kinder. Die Pflege der denkmalgeschützten Immobilie ist ihm zu zeitaufwendig geworden. „Nach jedem Sturm muss man einmal ums Haus laufen, um zu sehen, ob alles heil geblieben ist.“ Er habe viel Geld und noch mehr Herzblut in den Bahnhof investiert, versichert Rötzel und weist auf Details wie Lampen, Türen und die Gepäckwagen hin, die an den alten Zweck des Hauses erinnern. „Drinnen gibt es sogar noch die Fahrkartenschalter.“
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Auf der Gebäuderückseite stehen Stahlträger, die der Bahnsteigüberdachung dienten. Diese wurde eigens für den Waldbröler Nazi-Funktionär Robert Ley errichtet, wie Rötzel zu berichten weiß. „Wir haben sie als Zeugnis der Geschichte stehen lassen.“ Beim Gang ums Gebäude weist er auf einen Schrapnell-Einschlag an der Rückseite hin. Der Bahnhof verdiene Respekt, findet der Eigentümer: „Er wurde im Krieg beschossen, und er hat mal gebrannt. Aber der Bahnhof steht noch.“ Rötzel ist an einem Nachfolger mit Sinn für die historische Bedeutung des Hauses gelegen. Einen angemessenen Kaufpreis handelt er derzeit noch mit seinem Makler aus.
Die klamme Stadt Waldbröl werde so oder so nicht das nötige Kleingeld aufbringen können, bedauert Bürgermeisterin Larissa Weber. „Sonst würde ich den Bahnhof sofort kaufen.“ Erfreulicher weise sorge der Denkmalschutz dafür, dass das Gebäude erhalten bleibt. Konkretere städtebauliche Planungen für diesen Bereich der Bahnhofstraße gebe es noch nicht, solange unklar ist, ob und wann die Wiehltalbahn hier wieder hält. Weber würde es sehr begrüßen, wenn ein wirtschaftlicher Betrieb möglich gemacht würde.
Die Reaktivierung der Strecke hat vor einem Jahr einen Rückschlag erlitten, als das Zwischenergebnis der Machbarkeitsstudie negativ ausfiel. Doch die Politik in Kreis und Land will das Projekt noch nicht aufgeben und setzt darauf, dass das neue Landesverkehrsmodell Zahlen liefert, die den Bahnbetrieb doch noch als wirtschaftlich erscheinen lassen.
Förderkreisvorsitzender Gerhard Mansel ist hörbar frustriert darüber, dass diese Zahlen auf sich warten lassen. Er geht nicht davon aus, dass noch in diesem Jahr etwas passiert, und wagt keine weitergehende Prognose mehr. Gewiss ist für ihn aber, dass die Wiehltalbahn nur sinnvoll zu betreiben ist, wenn die Fahrgäste aus dem Mittelzentrum Waldbröl dazu kommen. „Wir haben ja nicht umsonst für den Tunnel unter dem Boxbergkreisel gekämpft.“
Und dann werde auch der Waldbröler Bahnhof wieder Bedeutung bekommen. Bis dahin bemühten sich die Ehrenamtler des Vereins, die Strecke zumindest für eine touristische Nutzung freizuschneiden, sagt Mansel. „Es tut uns weh, dass die Gleise wegen der viele Baustellen inzwischen wieder so zugewachsen sind wie bei der Gründung des Förderkreises.“