Ein schwerer Unfall hat das Leben von Anja Bräkelmann und Ehemann Dirk komplett verändert. Auch daran erinnert in Waldbröl ein Liebesbaum.
SchicksalsschlagBaum in Waldbröl steht für eine ganz besondere Liebesgeschichte
Der nun dritte „Baum der Liebe“ hat am Samstag seinen Platz gefunden auf dem Gelände des Naturerlebnisparks Panarbora. Nach Elsbeere und Speierling in den vergangenen Jahren ist es jetzt eine Moorbirke, die in Waldbröler gekommen ist. Und hinter jedem dieser Bäume steht eine ganz besondere Geschichte. So auch diesmal.
„Ich konnte es gar nicht glauben, dass wir als Baumpaten ausgewählt worden sind“, erklärt Anja Bräkelmann aus Linnich im Kreis Düren. Sie und ihr Ehemann Dirk waren früher schon oft im Bergischen unterwegs, ein Artikel in der Zeitung hat das Paar auf diese Aktion aufmerksam gemacht, die Bewerbung erfolgte prompt: „Ich habe das gemacht, weil ich meinem Mann ein Dankeschön sagen möchte – für alles, was er für mich getan hat.“
Auf dem Gelände des Naturerlebnisparks Panarbora in Waldbröl kommen viele Erinnerungen hoch
Vor gut zwölf Jahren hatte Bräkelmann einen Unfall mit dem Auto. Seither ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen, daraufhin hat sich eine Bewegungsstörung mit neurologischem Ursprung im Gehirn entwickelt. Die sollte die Ursache für einen weiteren, entscheidenden Lebenseinschnitt werden: 2018 erlitt die Linnicherin im Fahrstuhl eines Krankenhauses einen schweren Krampf mit einer längeren Sauerstoffunterversorgung: „Dabei habe ich mein komplettes Gedächtnis verloren, auch mein Mann war mir danach absolut fremd.“
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Dirk Bräkelmann schildert, dass er sich ihr im Krankenhaus habe vorstellen und erklären müssen, dass sie verheiratet seien. Mit einem Schmunzeln ergänzt er: „Daraufhin hat sie mich mit ,Herr Ehemann Dirk Bräkelmann‘ angeredet.“ Nachdem sich seine Frau zu Hause wieder eingelebt hatte, seien sie viel an Orte gefahren, an denen sie zuvor schöne, gemeinsame Erlebnisse hatten. Auch die Kirche, in der sie geheiratet haben, habe er seiner Frau gezeigt. Ihre beste Freundin habe aufmunternd zu seiner Frau gestanden: „Es macht nichts, wenn Du mich nicht mehr kennst – dann werden wir eben wieder beste Freundinnen.“
Anja Bräkelmann bedauert, dass es mehr als zehn Jahre gedauert habe, bis ihre Erkrankung als Folge des von ihr unverschuldeten Autounfalls anerkannt worden sei. Viele Fachmediziner hätten lediglich eine „psychische Ursache“ gesehen. Erst kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr sei ihre Erkrankung in der Universitätsklinik in Bonn als Epilepsie diagnostiziert worden. Andererseits ist sie tapfer: „Es gibt Menschen, denen geht es weitaus schlechter als mir.“ Lobend erwähnt sie ihr Umfeld: „Ich habe ein prima Pflegeteam und tolle Freunde – damit kriegt man vieles gemeistert.“
Besonders dankbar aber ist sie ihrem Mann, mit dem sie im vergangenen Jahr Silberne Hochzeit gefeiert hat: „Dirk hat niemals aufgegeben und mir unsere ganze Geschichte vom ersten Kennenlernen über die Verlobung bis zur kirchlichen Hochzeit erzählt.“ Sie verrät: „Bis heute trägt er mich auf Händen und seine Haltung hat mir so imponiert, dass ich mich tatsächlich ein zweites Mal in ihn verliebt habe.“
In Waldbröl ist der Weg zur Pflanzstelle gleich eine doppelte Premiere
Der Weg zur Pflanzstelle ist eine Premiere in doppelter Hinsicht. Als erste Rollstuhlfahrerin nutzte sie den am Vortag fertiggestellten Rundweg durch den Park, der bis vor drei Wochen nur bis an die Akademie gepflastert war. Nun ist er auf der vollen Länge von rund 600 Metern barrierefrei ausgebaut. Die letzten Meter auf dem Rasen meisterte Bräkelmanns Elektromobil problemlos.
Am Pflanzloch erklärt Parkranger Patrick Mielke, dass die Moorbirke der „Baum des Jahres 2023“ ist. Nicht diese Auszeichnung sei jedoch der Grund ihrer Wahl, sondern einerseits die Klimastabilität und andererseits gebe es bislang noch keine Birke im Park. Anders als die hierzulande häufige Sandbirke bedecke ein zarter Flaum die Blätter, was ihr auch den Namen Haarbirke eingetragen habe. Unterstützt von Florian Höver, der auf Panarbora ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert hat und nun gelegentlich dort aushilft, setzt das neu verliebte Ehepaar seinen Baum.
Traditionell – und launig – begleitet Mielke die Übergabe der Patenschaftsurkunde mit einem Gedicht. „Ich möchte, dass hier ein ganzer Wald der Liebe entsteht“, betont der Waldbröler. Und Anja Bräkelmann ergänzt – mit einem Strauß roter Rosen in der Hand: „Diese Aktion soll unsere Bindung noch weiter festigen und damit möchte ich Dirk meinem Dank für all seine Liebe zeigen.“ Beide seien verwurzelt mit der Erde wie eben ein Baum, der Schatten spendet, vor Regen schützt und jedem Sturm trotzt. Zukünftig wollen sie öfter in Oberbergs Süden kommen, um ihren „Baum der Liebe“ zu besuchen.