Als Übungsleiterin stieg sie 1981 aktiv in den TuS Wiehl ein. Als Vorsitzende führte Hildegard Wirths den Verein zur eigenen Sportstätte.
NeuwahlHildegard Wirths war 30 Jahre lang an der Spitze des TuS Wiehl
Nach dem Hatha-Yoga des TuS Wiehl packt Hildegard Wirths gerade ihre Matte zusammen, als sie in der Turnhalle an der Wiehler Ennenfeldstraße von einigen Müttern mit Kleinkindern angesprochen wird. Die Frauen vermissen die Leiterin und den Rest ihrer Turngruppe für Kleinkinder. Schnell kann Hildegard Wirths weiterhelfen: Wegen plötzlicher Erkrankung falle das Treffen aus, findet sie heraus und schließt den Frauen und Kindern den Hallenraum auf. „Solange ich hier bin, könnt Ihr hier spielen und Euch bewegen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Und ergänzt: „Es gibt für alles eine Lösung!“
Auf Hildegard Wirths Initiative übernahm der TuS die ehemalige Schulsporthalle
Ein Motto, mit dem sie den Wiehler Turn- und Sportverein über viele Jahrzehnte erfolgreich nach vorne gebracht hat: Als Übungsleiterin stieg sie 1981 aktiv in die Vereinsarbeit ein, wurde einige Jahre später zweite und 1994 erste Vorsitzende des TuS Wiehl. In dieser Zeit fand sie vor allem eine Lösung bei der Suche nach einem Zuhause für den Verein: Auf ihre Initiative hin übernahm der TuS die ehemalige Schulsporthalle an der Ennenfeldstraße, als diese Anfang der 2000er Jahre abgerissen werden sollte.
„Bis wir diese Halle hatten, turnten wir uns quer durch die Stadt, trafen uns im Johanniterhaus und in der Aula des Gymnasiums und nutzten die belegungsfreien Zeiten der umliegenden Sporthallen“, erzählt die heute 72 Jahre alte Wirths und erinnert sich: „Selbst der damalige Bürgermeister Werner Becker-Blonigen hielt mich für bekloppt, als ich die ziemlich heruntergekommene Halle haben wollte.“ Doch schnell wurde das renovierungsbedürftige Gebäude auch dank ihrer Tatkraft zur Heimat für die Wiehler Turnerinnen und Turner: Unter anderem wurden Wände gedämmt, Sanitäranlagen erneuert, Fenster ausgetauscht, eine Bodenheizung wurde eingebaut.
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Hildegard Wirths zieht ihre Energie aus dem Sport
Hildegard Wirths, die schon 1966 als Schulkind bei der Eröffnung der Halle an der Ennenfeldstraße dabei war, organisiert die Eigenarbeit der Vereinsmitglieder, besorgt Kredit, Landesmittel und Spenden von örtlichen Firmen. Woher nimmt sie bis heute ihre scheinbar unerschöpfliche Energie? „Das weiß ich selbst nicht, vielleicht liegt es am Sport“, überlegt die Vereinsvorsitzende.
„Es gab aber eine Zeit, in der mir diese Energie verloren ging und ich manchmal gerne alles hingeworfen hätte“, ergänzt sie. Das war in der Pandemie, als sie unter anderem in einem halben Jahr fast 20 und sich ständig verändernde Verordnungen umsetzen musste. „Wir turnten mal mit Maske, mal nur draußen, mal nur mit zehn Personen, und mal konnten wir uns gar nicht treffen“, schildert sie.
Die Sport-Gemeinschaft ist vor allem für den Nachwuchs sehr wichtig
Kraft und Schwung fand sie in dieser Zeit in dem Auftrag, dem sie sich als Vorsitzende eines Sportvereins verpflichtet fühlt: „Im sicheren Umfeld bieten wir soziale Kontakte und Angebote zur gesunden Bewegung an.“ Dass das Erleben dieser Sport-Gemeinschaft gerade für den Nachwuchs überaus wichtig ist, das möchte sie gerne Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erzählen, wenn sie als eingeladene und verdiente Ehrenamtliche im September dessen Bürgerfest im Park von Schloss Bellevue in Berlin besucht.
„Vergessen Sie die Kinder nicht, die in unserer Gesellschaft oft überbehütet oder vernachlässigt werden“, würde sie ihm gerne nahelegen und erzählen, welche Rolle die Sportvereine dabei für die gesunde Entwicklung von Kindern einnehmen.
Wenn der TuS Wiehl am Samstag vor ihrer Berlinreise die Mitgliederversammlung abhält, dann wird sie sich nach fast 30 Jahren nicht mehr für das Amt als Vorsitzende zur Verfügung stellen. „Nach meinen zwei eigenen ist der TuS das dritte Kind, das ich auf den Weg gebracht habe und nun den eigenen Weg gehen lasse“, sagt sie schmunzelnd.
Ihre Energie wird sie aber weiterhin zum Wohl des TuS und der Stadt einsetzen: Hildegard Wirths denkt derzeit über einen Barfußpfad unterhalb der Turnhalle nach, sie begleitet seit vergangenem Jahr als ausgebildete Malteser-Hospizhelferin sterbende Menschen, leitet außerdem Nähkurse und natürlich weiterhin Turngruppen.