Einsatzkräfte der DLRG aus Oberberg sind bereits in Bayern angekommen, eine THW-Gruppe aus Bergneustadt befindet sich in Alarmbereitschaft.
Hochwasser in BayernKräfte aus Oberberg rüsten sich für die ersten Einsätze
Gegen 0.21 Uhr am vergangenen Montag wurden 14 Kräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus Wipperfürth, Gummersbach, Wiehl und Hückeswagen alarmiert, um in den Hochwassergebieten in Bayern Hilfe zu leisten. In Rösrath stießen sie auf Kameradinnen und Kameraden aus Rhein-Berg und Köln, zusammen bilden sie den Wasserrettungszug 6 des Landes Nordrhein-Westfalen. „Wir sind mit Blaulicht und Martinshorn über die Autobahn bis nach Bayern gefahren“, berichtet Sinan Kahl. Der 28-Jährige leitet am Einsatzort die Wipperfürther Retter.
Ursprünglich sollte der Wasserrettungszug 6 im Alpenvorland zum Einsatz kommen, doch hatte sich dort bis Montagmittag die Lage wieder etwas entspannt. Und so bezogen die insgesamt 48 Helfer, zusammen mit rund 250 weiteren Kräften aus NRW, ihr Quartier in einer Turnhalle in Landau an der Isar. „Die Stadt Landau ist selbst nicht vom Hochwasser betroffen, aber aus den Erfahrungen weiß man jedoch, dass es im Umfeld sternförmig immer wieder zu Hochwassersituationen kommt“, führt Kahl aus.
Strömungsretter aus Oberberg haben in Landau Quartier bezogen
In der Nacht zu Dienstag, gegen 3 Uhr, wurden die Oberberger dann alarmiert und nach Geisenfeld im Großraum Pfaffenhofen verlegt. „Wir stehen dort zusammen mit vielen anderen Rettungskräften auf einem großen Schotterparkplatz in Bereitschaft, falls ein Damm durchweicht und brechen sollte“, schildert Kahl am Dienstagmittag die Situation. Die Oberberger verfügen über speziell ausgebildete Strömungsretter und Einsatztaucher.
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Diese sollen zum Einsatz kommen, wenn Menschen aus einem vom Wasser eingeschlossenen Haus oder Auto gerettet werden müssen. „Die Kollegen haben ihre Trockenanzüge und Prallschutzwesten griffbereit und sind im Notfall in wenigen Minuten einsatzbereit“, so Kahl. Bislang müssen die DLRG-Kräfte aus Oberberg warten – doch Geduld zu haben, das gehört bei einem Katastropheneinsatz dazu und ist auch Teil der Ausbildung. Um herauszufinden, wie stark vor Ort die Strömung ist, unternahmen die Oberberger mit einem Boot eine Testfahrt. Falls die Strömung den Einsatz von Schwimmern nicht zulässt, müssen die Retter auf andere Weise zu den bedrohten Menschen gebracht werden, etwa mit dem Hubschrauber.
Im Einsatz für andere hat sich ein Waldbröler in Lebensgefahr gebracht
Bisher nicht gerufen worden sind die inzwischen fünf ausgebildeten Strömungsretter der DLRG-Ortsgruppe Waldbröl. Diese waren etwa am 14. Juli 2021 im Einsatz, als es in Hückeswagen galt, Menschen zu retten und gegen das Hochwasser zu kämpfen. Unter ihnen war der damals 24 Jahre alte Nils Behrendt aus der Reichshofer Ortschaft Brüchermühle. An jenem Abend verliert er plötzlich den Boden unter den Füßen, wird unter Wasser gerissen und schluckt er Wasser – und mit dem Wasser alles, was ausgelaufen ist. „Öl und Kraftstoffe aus den Autos zum Beispiel, das Wasser schimmerte in den Regenbogenfarben“, blickt er zurück.
Das Leben des Berufsfeuerwehrmanns ist in Gefahr: Behrendt kann nicht mehr aufhören zu husten, er übergibt sich erneut. Im Krankenhaus wird seine Lunge geröntgt. Dringt Wasser in die Lunge, versickert es im Gewebe. Und schläft der Patient, läuft es zurück in die Lunge. Der junge Familienvater übersteht alles, wird wieder gesund.
Fachgruppe des THW aus Bergneustadt steht in den Startlöchern
Der Wipperfürther Sinan Kahl ist seit der Kindheit bei der DLRG aktiv. „Hochwassereinsätze waren früher eher selten“, erinnert er sich. Doch das habe sich geändert. Erst vor wenigen Wochen gab es einen Voralarm, weil im Saarland und in Teilen von Rheinland-Pfalz Ausnahmezustand herrschte.
Auf ihren Einsatz warten auch neun Einsatzkräfte des Ortsverbandes Bergneustadt im Technischen Hilfswerk (THW), sie haben das Handy gerade immer in Hörweite und griffbereit. „Ihre Arbeitgeber sind informiert, dass es für sie jederzeit losgehen kann“, berichtet THW-Kreisbeauftragter Jürgen Köppe.
Seit vergangenem Freitag gilt für die neun Kräfte die Alarmbereitschaft: Sie gehören zur Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen, die eben in Bergneustadt angesiedelt ist. Bisher sei aber alles ruhig, sagt der Waldbröler Köppe und führt aus: „Zurzeit glaube ich, dass wir dann gerufen werden, wenn das Wasser wieder abfließt, um Nacharbeiten zu erledigen.“ So sei es auch nach dem Hochwasser im August 2021 gewesen, als die Gruppe nach Bad Münstereifel ausrückte. „Dort waren wir dann fünf Wochen lang im Einsatz.“ Ohnehin werde ein Ortsverband aus Nordrhein-Westfalen aufgrund der großen Entfernung eher selten nach Süddeutschland geschickt, sagt Jürgen Köppe, „zumal wir ja auch jetzt noch nicht ahnen können, was da noch den Rhein hinunterkommt“.