Der Wipperfürther Michael Wittschier hat ein Buch über verblüffende Parallelen zwischen Köln und Fernost geschrieben.
Kölsches Grundgesetz, östliche WeisheitWipperfürther Autor schreibt kölsches Buch
„Um ehrlich zu sein: Als das Manuskript bei uns eintraf, stand es zunächst unter Kitsch- oder Unsinnsverdacht. Die kölsche Überheblichkeit auch noch mit fernöstlicher Philosophie zu feiern, ist nun wirklich nicht unser Ding.“ In bemerkenswerter Weise gab Greven-Verlagsleiter Damian van Melis Einblick in den internen Greven-Kosmos. Doch als man sich dann etwas genauer dem „Dao de Colonia“ von Michael Wittschier widmete, ergab sich schnell ein ganz anderes Bild.
Das Buch ist keineswegs eine Klischee-Aneinanderreihung
„Dao de Colonia - Das Kölsche Grundgesetz und sein daoistisches Geheimnis“: Was sich im Untertitel zunächst nach der nächsten überflüssigen Kölner Klischee-Aneinanderreihung anhört, ist durchaus ernst gemeint. Dahinter steht die über Jahre gewachsene Einsicht des Wipperfürther Autors, dass sich durchaus Parallelen zwischen dem vermeintlich flapsigen „Grundgesetz“ und einer über 20 Flugstunden entfernten, vor rund 2500 Jahren entwickelten Philosophie finden lassen.
Neben Laotse, dem wohl bekanntesten Vertreter von Chinas authentischer Religion, hat es Wittschier vor allem die Fassung Zhuang Zis angetan, der Laotses Sinnsprüche in Geschichten und Fabeln goss. Und je mehr er sich mit dem Daoismus befasste, um so deutlicher wurde dem Autor, dass eben jenes kölsche Grundgesetz alles andere als oberflächlich ist. „Die Grundkonflikte der Menschen werden hier in der chinesischen Kultur gespiegelt,“ beschreibt es die rheinische Alltags-Kulturforscherin Dagmar Hänel.
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Paragrafen sind Musterbeispiele innerer Gelassenheit
Bereits die ersten drei Paragrafen „Et es wie et es“, „Et kütt wie et kütt“ und „Et hätt noh immer jot jejange“ sind nach Wittschier Musterbeispiele innerer Gelassenheit. Und dabei geht es nicht um ein vordergründiges Achselzucken, sondern um die Akzeptanz des Menschen an sich in einer seit Jahrhunderten von Migration geprägten Stadt. „Einfach nur dulden ist kein Respekt“, sagt Hänel. Und darum dreht sich das Büchlein.
Deutlich wird es beispielsweise, wenn Wittschier eine alltägliche Kölner Kneipenszene den Schriften Zhuang Zis gegenüberstellt. „Dä ein säät su, dä andre su“ ist in diesem Kontext nichts anderes als die Kurzform von „wenn wir Argumente austauschen, du schlägst mich und ich gebe mich geschlagen - hast du dann wirklich recht und ich unrecht?“ Geschrieben in China im vierten Jahrhundert vor Christus.
Der Autor Michael Wittschier ist in Oberberg bestens bekannt — als ehemaliger Lehrer am Wipperfürther Engelbert-von-Berg-Gymnasium, als Buchautor und vielseitiger Künstler. Aktuell zeigt das Wipperfürther Haus der Familie die Ausstellung „Bilderwelten“ mit Arbeiten Wittschiers aus den vergangenen 40 Jahren.
Das Buch ist zweifarbig gedruckt, Schwarz für die kölschen Gegebenheiten, Rot die daoistische Entsprechung. In Sprache wie Form schlicht gehalten und in chinesischer Blockheftung gebunden, enthält es eine Einleitung von Konrad Beikircher sowie am Ende eine Zusammenfassung der Parallelen. Greven Verlag, 100 Seiten, 15 Euro.
Lesung in Wipperfürth
Michael Wittschier liest am Freitag, 10. November, 19.30 bis 21 Uhr, im Haus der Familie, Klosterplatz 2, in Wipperfürth, aus seinem neuen Buch „Dao De Colonia“. Um Anmeldung unter Angabe der Veranstaltungsnummer 2372760006 wird gebeten. Eintritt: 10 Euro. Weitere Infos im Internet.