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Woelki in WiedenestKölner Erzbischof feiert Messe in Oberberg

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In Wiedenest feierte der Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki mit den Gläubigen die heilige Messe.

Wiedenest – Rainer Maria Kardinal Woelki ist zurück im Gottesdienst – zumindest im Oberbergischen. Am Sonntagmorgen hat der Kölner Erzbischof in der Wiedenester Pfarrkirche St. Maria Königin die heilige Messe gefeiert. Mit dabei war unter anderem auch Diakon Willibert Pauels. „Ich habe die Ehre, aus ganzem Herzen unseren Bischof, vor allem aber unseren Bruder hier bei uns begrüßen zu können“, sagte Pauels zu Beginn der heiligen Messe, die über einen Livestream der Pfarreiengemeinschaft Oberberg Mitte auch im Internet übertragen wurde.

Kardinal spricht über Naturkatastrophen und Ukraine-Krieg

Woelki, der nach der Debatte um seine Verantwortlichkeiten im Missbrauchsskandal zuletzt dem Papst in Rom den Verzicht auf sein Amt angeboten hatte, ging in Wiedenest nicht direkt auf die aktuellen Entwicklungen um seine Person ein.

Der Erzbischof, der zum Gleichnis vom fruchtlosen Feigenbaum im Weinberg aus dem Lukas-Evangelium predigte, sprach vor allem über die folgenschweren Naturkatastrophen 2021 auch vor der eigenen Haustür und die aktuelle Katastrophe in der Ukraine, für die er klare Worte fand: „Tag für Tag zeigt dieser völkerrechtswidrige Krieg die Fratze des Todes und der Ungerechtigkeit.“

Bei diesen Nachrichten könne man schon mal den Mut verlieren. Woelki warnte aber, beim Gedanken daran nicht nur Fehler der anderen zu suchen, sondern bei sich selbst anzufangen. „Wir wissen, dass wir alle Menschen sind, die der Barmherzigkeit Gottes bedürfen, weil wir sündigen.“ Man stehe schnell vor der Frage: „Bin ich so etwas wie der fruchtlose Feigenbaum im Gleichnis? Bin ich ein Versager?“

Woelki: Jesus gibt uns eine Bewährungschance trotz schlechter Zwischenbilanz

Das sei aber nicht die Botschaft von Jesus Christus. Er habe die Menschen nicht aufgegeben – trotz ihrer „schlechten Zwischenbilanz“. Die Botschaft sei die, dass es an der Zeit sei, das eigene Leben neu auszurichten. Woelki: „Die Zeit, die vor uns liegt, ist eine Zeit der Bewährung. Nutzen wir die Chance, die Jesus uns anbietet.“ Bleibt also doch die Frage: Sprach der Erzbischof, dessen Rolle aus den Reihen der Gläubigen auch im Erzbistum nach wie vor stark hinterfragt wird, da auch von seiner Bewährungschance?

Kreisdechant: Es war Zeit, dass der Erzbischof wieder mal nach Oberberg kommt

Woelki war auf Einladung von Kreisdechant Christoph Bersch ins Oberbergische gekommen. „Der Kardinal hat mich Anfang der Woche angerufen, um sich nach der Situation bei uns hier vor Ort zu erkundigen“, sagte Bersch auf Nachfrage. Er habe Woelki darauf hin geschildert, wie schwierig die Lage vor allem nach dem Missbrauchsprozess um den früher hier tätigen Pfarrer U. sei: „Die Zahl der Kirchenaustritte ist gerade besonders hoch.“ Auch die Person Woelkis werde in den Gemeinden zum Teil sehr kritisch gesehen.

Kreisdechant Christoph Bersch (l.) hatte Woelki nach Oberberg eingeladen, um dort die Messe zu feiern.

Einer Einladung, den Gottesdienst zu feiern, stehe das aber nicht entgegen, findet Bersch: „Für mich hat eine gemeinsam zelebrierte Messe nichts mit der Diskussion über seine Zukunft zu tun.“ Zuletzt sei der Kardinal außerdem vor mehr als drei Jahren im Oberbergischen gewesen – im Rahmen einer Visitation.

„Ich fand, es sei an der Zeit, dass er sich auch vor Ort mal wieder ein Bild macht“, erklärte der Kreisdechant. Kritische Stimmen zu dieser Messe mit Woelki, die Bersch selbst über die sozialen Medien beworben hatte, hätten ihn im Vorfeld des Gottesdienstes nicht erreicht.